Verärgerung beim FC Bayern, Eklat in Kanada: Die besondere Geschichte von Alphonso Davies' Berater Nick Huoseh

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Nick Huoseh gründete eine Technologie-Firma und trainierte die Fußball-Mannschaft seines Sohnes - ehe er ziemlich zufällig Alphonso Davies' Berater wurde. Wer ist der Mann, der sich mit Kanadas Verband angelegt hat und beim FC Bayern München offenbar zunehmend für Verärgerung sorgt?

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Dieser Artikel erschien erstmals am 23. Oktober 2023.

Alphonso Davies wurde einmal gefragt, wer seine Vorbilder seien. Fußballerisch Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, erwiderte er: "Und abseits des Platzes mein Berater Nick Huoseh. Er hat mir beigebracht, wie wichtig es ist, andere zu respektieren. Er hat mir beigebracht, wie wichtig es ist, einfach ich selbst zu sein. Er hat mir beigebracht, wie man das Leben lebt."

Anfang 2020 war das, während seiner ersten vollen Saison beim FC Bayern, die mit dem Triple-Triumph enden sollte. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich der 19-jährige Kanadier in München zum Stammspieler und Publikumsliebling entwickelt. Seitdem besitzt Davies ein Monopol auf die Position des Linksverteidigers - und herausragende Linksverteidiger sind bekanntlich rar.

Das wissen selbstverständlich auch Davies, mittlerweile 23, und vor allem sein 53-jähriger Berater Nick Huoseh. Seit Frühling versucht der FC Bayern den 2025 auslaufenden Vertrag mit Davies zu verlängern. Unterschrieben wurde bisher aber nichts, während Huoseh regelmäßig vom Interesse anderer Top-Klubs berichtet. Laut eines Berichts der SportBild aus dem Oktober soll das beim FC Bayern zunehmend für Verärgerung sorgen.

FC Bayern: Real soll an Alphonso Davies interessiert sein

"Einige Klubs sind interessiert. Noch gibt es aber keine konkreten Gespräche", verriet Huoseh im Mai bei TSN. Nur einen Monat später betonte er, dass die Verhandlungen mit dem FC Bayern "fast am Ziel" gewesen seien: "Doch dann bin ich aufgewacht und habe die Nachricht erhalten, dass alle weg sind bei Bayern." Alle, das waren in diesem Fall der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamdizic.

Nach der Doppel-Entlassung klagte Huoseh über "zu viel Instabilität" im Klub. "Vielleicht ist es besser, wenn wir mit einem neuen Vertrag bis 2024 warten." Um schon mal ein bisschen Druck auf die damals noch nicht bekannten Nachfolger aufzubauen, betonte Huoseh: "Ich habe mit anderen Vereinen gesprochen, sie haben uns Nachrichten geschickt." Neben Manchester City wird vor allem Real Madrid als Interessent gehandelt. "Ein großer Klub, ich bin ein großer Fan", erklärte der Berater, dem Vernehmen nach steht er mittlerweile in engem Kontakt mit Real.

Auf Huosehs Aussagen angesprochen, konterte Uli Hoeneß im Sommer höchstpersönlich. Er habe "von Alphonso nichts dergleichen gehört. Ich bin zuversichtlich, dass er lange bei uns bleibt. Was Berater machen, um ihr Geld zu verdienen, da hat er ja keinen Einfluss drauf." Eine durchaus steile These, schließlich sollte der Berater die Interessen seines Klienten vertreten - und im Falle von Davies und Huoseh ist das unbedingt der Fall. Die beiden verbindet mehr als ein berufliches Verhältnis.

Uli Hoeneß
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Huoseh und Davies: Wie aus einem Trainer ein Berater wurde

Davies' Eltern stammen aus dem westafrikanischen Land Liberia. Als dort Krieg ausbrach, flüchteten sie zunächst nach Ghana, wo Alphonso in einem Flüchtlingslager auf die Welt kam. Bald wanderte die junge Familie nach Kanada aus. Es ging nach Edmonton, das liegt ziemlich genau mitten im Nirgendwo.

Viele Jahre früher war dort auch eine Flüchtlings-Familie aus Palästina angekommen. Der Sohn lernte Elektrotechnik und gründete die Firma ASI Tech, spezialisiert auf den Aufbau von Kommunikationssystemen im Öl- und Gassektor. Später trainierte er die Fußball-Mannschaft seines eigenen Sohnes bei den Edmonton Strikers. Irgendwann kam ein neuer Spieler in das Team des Hobby-Trainers Nick Huoseh: der elfjährige Alphonso Davies.

Davies freundete sich mit Huosehs Sohn an, der Trainer übernahm kurzerhand auch den Shuttle-Service zu und von den Trainingseinheiten und zahlte auch mal für die Fußball-Ausrüstung. "Alphonso hat viel Zeit mit unserer Familie verbracht", berichtete Huoseh in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Canadian Press. Als die Strikers zu klein wurden für das große Talent half Huoseh beim Wechsel in die Nachwuchs-Abteilung des nächsten MLS-Klubs Vancouver Whitecaps. Kein Problem, beruflich war er ohnehin oft in Vancouver. Davies debütierte im Alter von 15 Jahren für die Whitecaps, anschließend wurde ihm ein Profivertrag angeboten.

Wie das so ist, stürzten sich interessierte Berater nur so auf das vielversprechende Talent. Huoseh half der Familie zunächst bei der Auswahl, ehe Davies' Mutter eine Idee hatte: Warum macht es Huoseh eigentlich nicht selbst? "Ich verfüge über keine Expertise in diesem Bereich", habe er nach eigener Auskunft erwidert. "Aber sie meinte, dass sie keine Sorge hat." Damit war das geregelt. "Es war nie mein Plan, sein Agent, Berater, Repräsentant oder wie auch immer man mich nennen mag zu werden."

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Davies-Berater Nick Huoseh hat aktuell zwölf Klienten

Davies startete in der MLS durch, der nächste Schritt war ein Transfer nach Europa: Im Januar 2019 wechselte Davies für 14 Millionen Euro zum FC Bayern, damals war das der teuerste Verkauf der MLS-Geschichte. Huoseh schraubte den Arbeitsaufwand in seiner Technologie-Firma zurück und trieb stattdessen seine Berater-Karriere voran.

Mittlerweile hat seine Agentur ARG Sports Management laut offizieller Website zwölf Klienten, international bekannt ist aber nur Davies. Der 23-jährige Innenverteidiger Belal Halbouni spielt beim 1. FC Magdeburg, kam dort bisher aber nur für die Reserve zum Einsatz. Einige seiner Klienten kicken bei Davies' Ex-Klub Vancouver, wo seit 2019 der Deutsche Axel Schuster als Geschäftsführer fungiert.

Als "sehr bodenständig" habe er Huoseh kennengelernt, erzählt Schuster im Interview mit SPOX und GOAL: "Zum Glück ist ihm Alphonso bis heute treu geblieben. Er hat den Avancen größerer Berater-Agenturen widerstanden. Ich verteufle gerne Berater, weil viele auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, aber bei ihm ist das nicht der Fall."

Alphonso Davies
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Nick Huoseh legte sich schon mit Kanadas Verband an

Längst beschränkt sich Huosehs Arbeit nicht mehr nur auf Vertragsverhandlungen mit Klubs, es geht zunehmend auch um Davies' Vermarktung. "Ein Spitzenspieler wie Messi verdient mehr mit der Vermarktung als mit seinem Vertrag als Fußballer. Ich glaube, das kann auch bei Alphonso Davies der Fall sein", antizipierte Huoseh bereits 2020 bei der Edmonton Sun. "Seine Marktfähigkeit wird enorm sein. Er ist sehr gut vermarktbar."

Tatsächlich ist Davies mittlerweile ein weltweit bekanntes Werbegesicht - und Huoseh kennt den Wert. Im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2022 legte sich der Berater deshalb mit dem kanadischen Verband an. Obwohl sich Kanada erstmals nach 36 Jahren für eine WM qualifiziert hatte, schwelte damals ein Streit zwischen Spielern und Verband. Es ging unter anderem um fehlende Bonuszahlungen für die WM-Qualifikation, Namens- und Bildrechte der Spieler, unprofessionelle Strukturen und Gleichberechtigung.

Wenige Wochen vor der WM kam es zum Eklat: Huoseh untersagte dem Verband den Verkauf von Nationalmannschafts-Trikots mit dem Namen seines Klienten sowie die Ausstrahlung eines Werbespots der Firma Gatorade, in dem Davies auftreten sollte. Sein Klient würde nur für seine eigenen Partner Werbung machen.

Der Verband knickte wenig später ein und verkündete eine Vereinbarung, wonach Davies künftig beim Verkauf von Nationalmannschafts-Trikots mit seinem Namen mitverdient. Der unwahrscheinliche Berater Huoseh hat also bereits Erfahrung damit, Verantwortliche von den Mannschaften seines Klienten zu ärgern - und zu bekommen, was er will.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
12. Januar, 20.30 UhrBundesligaTSG Hoffenheim (H)
21. Januar, 15.30 UhrBundesligaSV Werder Bremen (H)
24. Januar, 20.30 UhrBundesliga1. FC Union Berlin (H)