FC Bayern Münchens Transferziel Ibrahim Sangaré: Mehr als eine Holding Six

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Der FC Bayern München ist bei seiner Suche nach einem neuen Sechser offenbar auf Ibrahim Sangaré gestoßen. Wer ist der 25-jährige Ivorer von PSV Eindhoven und was kann er?

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Anfang März schaffte es Ibrahim Sangaré in die internationalen Schlagzeilen - und zwar mit etwas, für das ihn der FC Bayern München ursächlich gar nicht braucht: mit einem Tor. Dafür gibt es neuerdings ja den 100-Millionen-Euro-Stürmer Harry Kane.

Beim 3:1-Sieg seiner PSV Eindhoven gegen ADO Den Haag jagte Sangaré den Ball jedenfalls mit 170 km/h in die Maschen. Wobei eigentlich nicht in, sondern gegen die Maschen. Wie an einer Wand prallte der Ball ab und flog zurück ins Feld. Es gibt diesbezüglich zwar keine flächendeckende Datenerfassung, aber bisher sind nur fünf noch härter geschossene Tore gemessen worden.

Nun ist Sangaré wieder in den Schlagzeilen. Und zwar, weil sich der FC Bayern angeblich um ihn bemüht. "Es gibt große Vereine, die Interesse haben, wie zum Beispiel Bayern München", sagte zuletzt der Bruder seines Beraters Kiki Musampa bei ESPN. Auch Paris Saint-Germain und einige Premier-League-Klubs werden als mögliche Abnehmer gehandelt. Sangaré ist zwar noch bis 2027 an PSV gebunden, verfügt dem Vernehmen nach aber über eine Ausstiegsklausel in Höhe von 37 Millionen Euro.

Trainer Thomas Tuchel wünscht sich bekanntlich eine sogenannte Holding Six. Einen defensivstarken Sechser also, der den umtriebigen Joshua Kimmich bei seinen zahlreichen Ausflügen absichert. In der Vorbereitung sowie beim Supercup gegen RB Leipzig übernahm Neuzugang Konrad Laimer diesen Posten. Genau wie Leon Goretzka und Ryan Gravenberch hält ihn Tuchel aber nicht für die Idealbesetzung an Kimmichs Seite.

Ibrahim Sangaré: "Keine typische Holding Six - sondern mehr"

Ob Sangaré die nötige Qualität für den FC Bayern hat? "Selbstverständlich", sagt Frank Wormuth zu SPOX und GOAL. In den vergangenen Jahren traf der deutsche Trainer mit seinen Klubs Heracles Almelo und FC Groningen mehrmals auf Sangarés PSV. Letztmals im Oktober vergangenen Jahres, als Sangaré sogar ein (nicht ganz so hartes) Tor erzielte.

Tatsächlich ist er für einen Sechser durchaus torgefährlich, bedingt auch durch seine Kopfballstärke bei Standardsituationen. Für PSV gelangen ihm in drei Jahren 14 Treffer, für die ivorische Nationalmannschaft in 31 Spielen sogar neun - fast jedes dritte Spiel einer.

Im Laufe seiner Zeit bei PSV agierte Sangaré schon als Solosechser, Teil einer Doppelsechs oder Achter. Bei den bisherigen vier Pflichtspielen dieser Saison gab Sangaré im 4-3-3-System stets den alleinigen Sechser. "Er ist keine typische Holding Six - sondern mehr als das", sagt Wormuth. "Er ist weder der klassische Abräumer, der ständig die Grätsche ausfährt, noch der elegante Spielmacher."

FC Bayern München: Was zeichnet Ibrahim Sangaré aus?

Erzählt Wormuth von Sangaré, geht es um viele Stärken und wenige Schwächen. Also, wo sollen wir anfangen? "Er ist ein Mentalitätsmonster, das nie aufgibt und sehr konditionsstark ist", sagt Wormuth. "Er ist zwar keine Rakete, verfügt aber über eine gute Schnelligkeit."

Zwar läuft Sangaré bei seiner Körpergröße von 1,91 Metern "nicht gazellenartig über den Platz", ist aber dennoch beweglich. "Er gewinnt auch gegen kleine, quirlige Spieler seine Zweikämpfe", sagt Wormuth. "Bei offensiven Zweikämpfen ist er clever genug, sich nicht zu verrennen. Er weiß, wann und vor allem wie er den Ball spielen muss." Technisch sei Sangaré gut und taktisch sowieso: "Er weiß eine Mannschaft taktisch zu führen."

Die Zahlen zu den Beobachtungen: In der vergangenen Eredivisie-Saison gewann Sangaré 57 Prozent seiner Zweikämpfe und verzeichnete eine Passquote von 84 Prozent. Sangarés 248 Ballgewinne waren der achtbeste Wert der Liga. In diesem Ranking liegt er knapp hinter Edson Álvarez. Auch am Ex-Sechser von Ajax Amsterdam war der FC Bayern interessiert, letztlich wechselte er aber für 38 Millionen Euro zu West Ham United.

Kimmich kam in der vergangenen Saison im Vergleich zu Sangaré auf eine bessere Passquote, eine marginal schlechtere Zweikampfquote und bei etwas mehr Einsatzminuten auch auf etwas mehr Ballgewinne. Auffällig aber: Während Kimmich in der vergangenen Bundesliga-Saison 495 Ballverluste verzeichnete, waren es bei Sangaré mit 348 bedeutend weniger.

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Ibrahim Sangaré: Unglückliche Kabinen-Verletzung

Sollte er tatsächlich zum FC Bayern wechseln, wäre er der erste Ivorer der Klubgeschichte. Sangaré kam 2016 im Alter von 18 Jahren aus seiner Heimat zum französischen Erstligisten FC Toulouse. "Körperlich ähnelt er zwar Yaya Touré, aber generell erinnert er mich noch mehr an Michael Essien", pries ihn der afrikanische Journalist Alpha Balde damals.

Bereits in seiner zweiten Saison eroberte sich Sangaré bei Toulouse einen Stammplatz. "Seine Ballkontrolle ist mit die beste, die ich je gesehen habe", lobte Trainer Alain Casanova. "Er bleibt auch in engen Räumen ruhig und befreit sich unglaublich gut aus Drucksituationen. Zudem hat er enorme Stärken in der Balleroberung und läuft unheimlich viel."

Aufgrund eines durchaus ärgerlichen Vorfalls lief Sangaré zwischenzeitlich aber fast drei lang Monate gar nicht: Bei einem Ausrutscher in der Kabine riss er sich eine Sehne in der großen Zehe und musste operiert werden. Seinen Stammplatz hatte er aber auch danach sicher, vereinzelt trug er sogar die Kapitänsbinde. Nach Toulouses Abstieg 2020 wechselte er für sieben Millionen Euro zur PSV - nun winkt der nächste Karriereschritt.

Ibrahim Sangaré: Seine Leistungsdaten bei PSV Eindhoven

SaisonSpiele (wettbewerbsübergreifend)ToreAssists
2020/213912
2021/224944
2022/234583
2023/24411