Der FC Bayern München und seine Musiker: Sommers Vorsänger

Yann Sommer
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Mit Yann Sommer hat der FC Bayern München nicht nur einen Keeper verpflichtet, sondern auch einen begeisterten Musiker. Damit tritt der 34-Jährige einem illustren Kreis bei.

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Im Alter von sechs Jahren hat Yann Sommer nach eigener Auskunft einen Bongo-Kurs besucht, später lernte er Gitarre und Klavier. "Irgendwann dachte ich: Schau einmal, ob du eine Stimme hast, die sich fürs Singen eignet. Und ich merkte: Es lässt sich einiges machen", erzählte Sommer 2017 dem Schweizer Tages-Anzeiger. "Ich habe gelernt, Noten zu lesen und fange jetzt an, selbst Texte zu schreiben und Lieder zu komponieren."

Der Öffentlichkeit hat Sommer bisher zwar noch kein Lied geschenkt, dafür aber seiner Frau Alina. "Einige meiner Freunde machen professionell Musik, und mit einem dieser Kumpel habe ich meiner Frau zu ihrem 30. Geburtstag ein Lied komponiert", erzählte er neulich. "Melodien und Gitarrenriffs zu finden, aber auch die passenden Texte zu schreiben: Das zu lernen bereitet mir eine Riesenfreude."

Ob der 34-jährige Keeper bei einem Titelgewinn mit dem FC Bayern seine Gesangs-Fähigkeiten auf dem Rathausbalkon am Marienplatz zum Besten geben wird? Er wäre jedenfalls nicht der Erste. Eine (hoffentlich unvollständige) Auswahl an Spielern des FC Bayern, die sangen, musizierten oder das zumindest versuchten.

Franz Beckenbauer

Wie in fast jeder Hinsicht war die Lichtgestalt des deutschen Fußballs natürlich auch in der Musikbranche Vorreiter: 1966 veröffentlichte Franz Beckenbauer im Alter von nur 20 Jahren die Single "Gute Freunde kann niemand trennen" und schaffte es damit in den Charts bis auf Platz 31. Es sollte nicht Beckenbauers letztes Lied bleiben, wenig später folgte beispielsweise "1:0 Für Deine Liebe".

Gerd Müller

Was der Libero kann, kann selbstverständlich auch der Torjäger: Drei Jahre nach Beckenbauers erster Single zog Gerd Müller nach. Passend zu seiner fußballerischen Spezialität nannte sich seine musikalische Offenbarung "Dann macht es bumm", eingebettet ist der Titel in die Liedzeile: "Dann macht es bumm, dann gibt's ein Tor. Und alles schreit dann: Müller vor!"

Jean-Marie Pfaff

Jean-Marie Pfaff steht gerne in der Öffentlichkeit, als Beleg dafür dient unter anderem eine 267 Folgen umfassende belgische Doku-Soap namens "De Pfaffs". Nach seiner Ankunft in München 1982 stellte sich der Keeper aber erstmal hinter ein Mikrofon statt vor eine Kamera. Das Lied "Jetzt bin ich ein Bayer" besteht aus einem Refrain, der sich so oft wiederholt, wie man es ertragen kann: "Ich war ein Belgier und jetzt bin ich ein Bayer, ich trinke Bier und esse Leberkäs' mit Eier. Und jeden Samstag steh' ich froh in meinem Tor, und kein Stürmer macht dem Jean-Marie was vor." Und von vorne. Unterbrochen werden die Refrain-Wiederholungen lediglich von kleinen Interview-Schnipseln. Befragt nach seinem Erfolgsgeheimnis bei Elfmetern antwortet Pfaff beispielsweise: "Viel Bier trinken und Leberkäs' essen."

Roque Santa Cruz

Zugegeben, groß war Roque Santa Cruz' Beitrag zum Lied "Ich, Roque" der Sportfreunde Stiller 2004 nicht. Tatsächlich war es das auch schon: Der Titel, den der langhaarige Stürmer aus Paraguay als Refrain mehr einspricht als einsingt. Ich, Roque. Santa Cruz setzte seine Musiker-Karriere sechs Jahre später bei Manchester City fort, als er mit der Niederländerin Beate Alexandra "Let Your Love Shine" sang. Den meisten seiner Kollegen würden das Lied gefallen, verriet er im Interview mit SPOX und GOAL: "Auch wenn es immer welche gibt, die sich über so etwas lustig machen. Am schlimmsten ist Carlos Tevez."

Andreas Görlitz

Im gleichen Jahr, in dem Santa Cruz' Musiker-Karriere mit zwei Worten begann, legte auch sein Kollege Andreas Görlitz los. Der Rechtsverteidiger blieb aber nachhaltiger dabei, sogar länger als er Fußball spielte. Görlitz gründete die Bands "Room77" und "Whale City", außerdem veranstaltete er ein Rock-Festival im bayerischen Dorf Rott am Lech. Auf die Idee zum Musizieren brachte ihn einst Physiotherapeut Oliver Schmidtlein: Görlitz laborierte an einer Kreuzband-Verletzung und suchte nach einer Beschäftigung.

Dante

Nachdem Dante mit dem FC Bayern 2013 den Meistertitel und die Champions League gewonnen hatte, verpasste er wegen einer Abstellung für die brasilianische Nationalmannschaft die Triple-Vollendung beim DFB-Pokal-Finale. Wenn er schon nicht auf dem Platz helfen konnte, dann wenigstens als Motivator. Also sang Dante für seine Kollegen in einer Videobotschaft: "Wir gewinn' Meisterschaft, wir gewinn' Champions League, und Pokal auch, und Pokal auch." Das Video ging viral - und stürmte die Charts, aber nicht nur einmal: "Und Pokal auch" stieg auf Platz 79 ein "Wir gewinnen die Meisterschaft" auf Platz 88. Nie zuvor stand ein Fußballer mit zwei Liedern gleichzeitig in den deutschen Charts. Den Erlös spendete der Brasilianer SOS-Kinderdörfern und Flutopfern.

Rafinha

Rafinha stürmte zwar nicht die Charts, stellte sein Gesangstalent dafür aber bei diversen Meisterfeiern zur Schau, unter anderem mit "Volare", "Hey Baby" oder "Ai Se Eu Te Pego". Als der FC Bayern 2015 nach China reiste, musste natürlich auch dem Lieblingshobby vieler Asiaten gefrönt werden: Karaoke. Gemeinsam mit seinem halb-brasilianischen Kollegen Thiago sang Rafinha "Mambo No. 5" und zog anschließend euphorisiert die Gründung einer Bayern-Brasilien-Band in Erwägung: "Dante spielt Ukulele, ich mache den Rhythmus. Douglas Costa wird dann wohl singen." Leider blieb es bei einer Idee.

David Alaba

"Ich bin mit Musik aufgewachsen", erzählte David Alaba im Interview mit SPOX und GOAL. "Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil meiner Familie. Als ich ein Kind war, lief bei uns 24/7 Musik. CDs, Platten. Ob in der Wohnung oder im Auto: Musik, Musik, Musik. Und alle haben mitgesungen." Alabas Vater George arbeitete als Musiker, seine Schwester Rose May ist Sängerin - und er selbst veröffentlichte 2018 die Single "Sag meinen Namen". Drei Jahre später wechselte Alaba vom FC Bayern zu Real Madrid, der Fokus liegt weiterhin auf dem Fußball: "Ich habe von einer Sängerkarriere geträumt, aber relativ schnell gemerkt, dass das eher nichts wird."

Alphonso Davies

Im aktuellen Kader des FC Bayern ist Yann Sommer nicht der einzige begeisterte Musiker: Linksverteidiger Alphonso Davies veröffentlichte im Frühling 2022 sein erstes Lied. Gemeinsam mit den beiden damaligen Regionalliga-Kickern Alexis Fambo (SV Heimstetten) und Stephan Mensah (1860 Rosenheim) rappt Davies in "Nur weil".

Den Geschmack seines neuen Keeper-Kollegen trifft er damit aber wohl eher weniger. Sommer mag nach eigener Auskunft Bruce Springsteen, in seiner Playlist dominieren "handgemachter Rock, Country und Blues". Bei seinem Ex-Klub Borussia Mönchengladbach hätten seine Lieder in der Kabine "nicht so den ganz großen Anklang gefunden: Manchmal gelingt es mir zwar, zwei oder auch mal drei Songs durchzusetzen. Dann reicht es den anderen aber schon wieder mit meiner Musik."