"Ich habe Bienen im Arsch"

Nach 16 Jahren beendete Oliver Roggisch seine Profi-Karriere
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Am Samstag muss Deutschland in Magdeburg das Playoff-Rückspiel gegen Polen gewinnen, um sich für die WM 2015 in Katar zu qualifizieren. Bei SPOX spricht der neue Teammanager Oliver Roggisch über die wichtigste Partie für den deutschen Handball seit Jahren. Der 35-Jährige blickt auf seine Karriere zurück, äußert sich zum Meisterschafts-Drama mit den Rhein-Neckar Löwen und zu einer nächtliche Begegnung mit Heiner Brand in Griechenland.

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SPOX: Herr Roggisch, ganz Deutschland ist im Fußball-Fieber. Deshalb sei die Frage zu Beginn erlaubt: Wie verfolgen Sie die WM, wie weit kommt Deutschland und wer wird Weltmeister?

Oliver Roggisch: Natürlich werde auch ich mir viele Spiele anschauen, ganz sicher alle der deutschen Mannschaft. Ich mache es kurz: Brasilien und Deutschland werden sich im Finale gegenüberstehen, dann wird Deutschland Weltmeister.

SPOX: Von der WM ist das DHB-Team nach der 24:25-Niederlage in Polen noch ein gutes Stück weit entfernt. Das Rückspiel in Magdeburg ist nun eine der wichtigsten Partien für den deutschen Handball überhaupt in den vergangenen Jahren, oder?

Roggisch: Dass dieses Spiel für uns ganz, ganz wichtig ist, ist klar. Nicht nur für den deutschen Handball und für die ganze Liga, sondern ich denke auch für den Handball in Europa. Das Land mit der stärksten Liga der Welt, das mit zwei Mannschaften im Champions-League-Finale vertreten ist, muss bei einem Turnier wie der Weltmeisterschaft dabei sein. Das ist gar keine Frage.

SPOX: Welche Auswirkungen hätte es, wenn es schief gehen sollte?

Roggisch: Daran will ich gar nicht denken. Wir gehen wirklich sehr, sehr positiv an das Spiel heran. Ich denke, dass wir in Polen gezeigt haben, was wir drauf haben. Wir können dem Druck standhalten und denken daran, wie wir das Spiel gewinnen. Die Mittel dazu haben wir.

SPOX: In den vergangenen Tagen war immer wieder vom Magdeburg-Faktor die Rede. Wie wichtig wird das Publikum für das deutsche Team?

Roggisch: Ich habe selbst in Magdeburg gespielt und weiß deshalb, wie es da abgehen kann. Wir wissen, dass wir im Heimspiel eine gute Stimmung brauchen, deshalb fiel unsere Wahl auf Magdeburg. Von der Größe her ist die Halle ideal und es gibt wenige Hallen in Deutschland, in denen es lauter ist. Die Fans können also sehr wichtig für uns sein.

SPOX: Im Hinspiel gab es Höhen und Tiefen. Was muss am Samstag noch besser gemacht werden, um die Polen zu schlagen und sich für Katar 2015 zu qualifizieren?

Roggisch: Ganz einfach: Wir müssen konstant über 60 Minuten auf einem hohen Level spielen. In Polen waren wir in der ersten Halbzeit in der Deckung überragend, dann gab es eine Phase, in der wir nicht konzentriert genug waren und die Polen wieder rangekommen sind. Aber selbst nach dieser schwierigen Phase hielten wir dem Druck wieder stand.

SPOX: Solch wichtige Partien wie jetzt in den WM-Playoffs waren sonst Ihr Ding. Doch mittlerweile sind Sie schon nicht mehr als Spieler, sondern als Teammanager dabei. Wie bringen Sie sich derzeit ins Team ein?

Roggisch: Die Situation ist für mich eigentlich ganz gut. Ich war wie gesagt bis vor kurzem noch als Spieler dabei und habe die Mannschaft als Kapitän geleitet. Deshalb bin ich im Team gut vernetzt und ich denke auch, dass ich ein gutes Standing habe.

SPOX: In Danzig ist aufgefallen, dass Sie auch mal an die Seitenlinie kamen, um Martin Heuberger etwas mitzuteilen.

Roggisch: Richtig. Ich möchte ein Ansprechpartner für den Trainer sein. Und da ich eben kürzlich noch Spieler war und so nah dran bin an der Mannschaft, sehe ich ein paar Dinge, die der Trainer vielleicht nicht unbedingt sieht. Außerdem erledige ich einige organisatorische Dinge, wovon es übrigens mehr gibt, als ich als Spieler dachte (lacht).

SPOX: Der Bundestrainer kann einen Ansprechpartner derzeit womöglich gut gebrauchen. Schafft Deutschland nicht die Qualifikation, ist er seinen Job so gut wie sicher los. Wie geht Heuberger mit dem enormen Druck um?

Roggisch: Es gibt glaube ich keine einzige Sekunde, in der er daran denkt. Das wäre doch das Schlimmste, was er machen könnte. Die Mannschaft weiß natürlich, dass es für den Bundestrainer um sehr viel geht. Aber das blenden alle Beteiligten komplett aus. Wir als Team wollen ein Spiel gewinnen und denken nicht daran, was danach passiert.

SPOX: Heuberger verhält sich also nicht anders als sonst?

Roggisch: Er ist wie immer voll auf seine Aufgabe fokussiert. Dabei behält er aber auch eine gewisse Lockerheit, was für die Mannschaft sehr wichtig ist, damit keine Nervosität aufkommt. Das konnte man in Polen sehen, wo wir eigentlich größtenteils befreit aufspielten. Von Druck habe ich da nicht viel gesehen. Ganz ehrlich: Der Bundestrainer geht mit der Situation überragend um.

SPOX: Werfen wir trotzdem einen Blick in die Zukunft. Als Teammanager wird es auch Ihre Aufgabe sein, Veränderungen herbeizuführen. Was glauben Sie, was im DHB-Team anders gemacht werden muss?

Roggisch: Es fehlt meiner Meinung nach einfach Konstanz. Die Mannschaft ist nicht so weit weg, wie immer alle denken. Erinnern Sie sich doch nur mal an die WM in Spanien, wo wir größtenteils wirklich gut waren. Wir haben Frankreich geschlagen, wir waren nah dran, die Spanier zu schlagen. Wir haben ein Quali-Spiel verloren, weshalb wir beim letzten Turnier nicht dabei waren. Das ist ärgerlich, aber deshalb liegt der deutsche Handball nicht gleich am Boden. Ganz so schlecht, wie es in der Medienlandschaft teilweise dargestellt wird, ist es alles nicht.

Seite 1: Roggisch über das Polen-Spiel und den Zustand des deutschen Handballs

Seite 2: Roggisch über das Löwen-Drama und eine nächtliche Begegnung mit Heiner Brand

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