WM

England - Frankreich 1:2: Drama um Harry Kane! Elfmetefehlschuss sorgt für Halbfinaleinzug des Titelverteidigers

SID
Mit seinem vierten Turniertreffer katapultierte Olivier Giroud (l.) Frankreich ins Halbfinale.
© getty

Wieder ein verschossener Elfmeter: Englands Kapitän Harry Kane scheitert vom Punkt, Frankreichs Hoffnung auf eine erfolgreiche Titelverteidigung ist dank Olivier Giroud intakt.

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Das Bild des todtraurig auf dem Rasen hockenden Harry Kane sollte nicht minutenlang um die ganze Fußballwelt gehen. Englands Torhüter Jordan Pickford scheuchte einen aufdringlichen Kameramann deshalb weg von seinem Kapitän - denn der war über seinen verhängnisvollen Elfmeter-Fehlschuss noch längst nicht hinweg. "Harry Pain" nannte ihn das Boulevard-Blatt The Sun.

Kane verlor das Duell in der 84. Minute gegen seinen Vereinskollegen Hugo Lloris von Tottenham Hotspur und donnerte den Ball vom Punkt über die Querlatte. Statt die Verlängerung zu erzwingen, mussten die Engländer mitanschauen, wie Frankreich seinen etwas schmeichelhaften 2:1 (1:0)-Sieg im WM-Viertelfinale singend und tanzend feierte. Allerdings: In der Vorschlussrunde am Mittwoch (20.00 Uhr MEZ) wartet nun die Sensation Marokko auf den Titelverteidiger.

Ein Kopfballtor von Olivier Giroud (78.) besiegelte den knappen französischen Triumph. "Das ist außergewöhnlich, wir hatten die richtige Mentalität. Ich bin sicher: Es geht so weit, wie es gehen kann", sagte der Schütze des entscheidenden Treffers.

Kane erzielt Ausgleich und holt Rooney ein

Mit einem verdeckten Distanzschuss hatte Aurelien Tchouaméni Frankreich in der 17. Minute in Führung gebracht. Für den zwischenzeitlichen Ausgleich sorgte Kane, der in der 54. Minute vom Punkt noch erfolgreich war. Es war der 53. Treffer des Mittelstürmers im Nationaltrikot, er egalisierte damit die Bestmarke seines Landsmanns Wayne Rooney.

Dass den Franzosen der Sieg gelang, war ihrer größeren Effektivität vor 68.895 Zuschauern zu verdanken. In den meisten Statistiken führte England, aber wieder einmal muss das Mutterland des Fußballs vorzeitig die Heimreise antreten.

Dem beim Anstoß benutzten Ball ging schon nach einer halben Minute die Luft aus, doch mit einem Ersatzspielgerät entwickelte sich schnell eine flotte Partie. Sowohl der englische Teammanager Gareth Southgate als auch Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps hatten ihre Startformationen gegenüber dem Achtelfinale nicht verändert.

Upamecano hat gleich zweimal Glück

Zum ersten Torabschluss kam Frankreich, doch der Kopfball von Routinier Giroud war zu unplatziert (11.). Sechs Minuten später machte es Tchouaméni mit einem Flachschuss aus fast 26 Metern besser, Jordan Pickford sah den verdeckten Schuss erst spät. Hinweise auf ein vermeintliches Foul des Münchners Dayot Upamecano an Bukayo Saka seitens der Engländer fruchteten bei Schiedsrichter Wilton Sampaio (Brasilien) nicht.

Acht Minuten später war der Unparteiische erneut auf der Seite des Bayern-Stars und wertete eine Aktion des 23-Jährigen gegen Kane an der Strafraumgrenze erneut nicht als Foul. Zweimal Glück für den Weltmeister, dessen Torhüter Lloris zum 143. Mal zwischen den Pfosten stand und damit zum alleinigen Rekord-Nationalspieler avancierte.

Der Keeper war mehrfach gefordert, denn England fing sich nach dem überraschenden Rückstand schnell und machte mit dominantem Spiel viel Druck, Kapitän Kane war sehr präsent. Der Dortmunder Jude Bellingham allerdings war in dieser Phase noch kein großer Faktor. Auch Frankreichs Superstar Kylian Mbappe fand zunächst nicht so recht in die Partie.

Bellingham und Maguire verpassen

Der zweite Durchgang sah Lloris schnell im Mittelpunkt, doch der Rekordkeeper parierte einen Schuss von Bellingham bravourös (47.). Fast zwangsläufig wurde Frankreich nach dem Ausgleich wieder aktiver. Nach einer guten Stunde erlahmte das Spieltempo etwas, beide Mannschaften gönnten sich eine kleine Verschnaufpause. Der bis dahin glücklose Harry Maguire scheiterte mit einem sehenswerten Kopfball (70.) knapp.

Der Weltverband FIFA erinnerte bei der Partie der beiden Fußball-Großmächte an den verstorbenen US-Journalisten Grant Wahl. Auf der Pressetribüne lagen an einem Arbeitsplatz Blumen neben einem Bild des 48-Jährigen, der am Freitag während des Viertelfinalspiels zwischen Argentinien und den Niederlanden einem Herzinfarkt erlegen war.

England - Frankreich: Die Stimmen zum Spiel

Gareth Southgate (Nationaltrainer England): "Wir waren nah dran, haben einer Topnation alles abverlangt. Wir haben Charakter gezeigt, sind zurückgekommen, haben dem Druck der Erwartungen widerstanden. Aber wir sind raus. Mein Team hat sich wirklich verbessert während des Turniers, viele Sachen gut gemacht. Wir haben jetzt bei drei großen Turnieren konstante Leistungen gezeigt. Heute war es die beste Leistung gegen ein großes Team."

Didier Deschamps (Nationaltrainer Frankreich): "England hat ein sehr gutes Team. Was sie an technischen Fähigkeiten, an Intensität gezeigt haben, war beeindruckend. Wir haben ihnen leider zwei Elfmeter gegeben, aber wir haben auch ein paar gute Sachen gezeigt. Wir können immer gefährlich sein, wir haben große Qualität, mentale Stärke und Erfahrung. Es kommt auf Kleinigkeiten an, zum Glück ging es in unsere Richtung."

England - Frankreich: Die Daten zum Spiel

England: Pickford - Walker, Stones (ab 90.+8 Grealish), Maguire, Shaw - Rice - Henderson (ab 79. Mount), Bellingham - Saka (ab 79. Sterling), Kane, Foden (ab 85. Rashford). - Teammanager: Southgate

Frankreich: Lloris - Kounde, Varane, Upamecano, T. Hernandez - Tchouameni, Rabiot - Dembele (ab 79. Coman), Griezmann, Mbappe - Giroud. - Trainer: Deschamps

Schiedsrichter: Wilton Sampaio (Brasilien)

Tore: 0:1 Tchouameni (17.), 1:1 Kane (54., Foulelfmeter), 1:2 Giroud (78.)

Zuschauer: 68.895 (ausverkauft in Al-Khor)

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