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DFB-Team erlebt kuriose Atmosphäre im Oman: Ein Hauch 2010 und viel Liebe

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© getty

Melodischer Dauer-Singsang von den Tribünen und traditionelle Marktstände vor dem Stadion: Die WM-Generalprobe des DFB-Teams im Oman (1:0) hatte einige Kuriositäten zu bieten - und außerdem wohltuende Erfahrungen für die deutschen Nationalspieler.

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Nein, es war kein Muezzin, der den Sultan Qaboos Sports Complex mit der nahen Sultan Qaboos Moschee verwechselt hatte, beides benannt nach dem 2020 verstorbenen Langzeit-Herrscher des muslimisch geprägten Omans. Der melodische Dauer-Singsang während des Testspiels der deutschen Nationalmannschaft in Maskat stammte vom heimischen Fan-Vorsänger auf der Gegentribüne. Er animierte seine rund 25.000 Gefolgsleute im Stadion via Mikrofon zur Unterstützung der eigenen Mannschaft.

Inhaltlich hatten einige Anfeuerungsrufe aber tatsächlich religiösen Bezug. Neben Klassikern wie "Vorwärts Oman", hieß es laut Übersetzung eines lokalen Journalisten einmal sinngemäß auch: "Ihr Spieler könnt euch entspannen. Allah weiß, wie es ausgeht."

Thilo Kehrer sprach nach dem Spiel von "traditionellen Gesängen", Routinier Manuel Neuer sah sich an die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika erinnert: "Es war ein Dauerton. Das kannte ich von 2010 mit den Vuvuzelas." Armel Bella Kotchap vermutete, dass "uns das bei der WM wahrscheinlich auch erwarten wird". Es ist aber zumindest fraglich, wie authentisch-arabisch die Stadion-Atmosphäre in Katar mit Blick auf die zahlreichen angereisten ausländischen Fans sein wird.

Parfums, Schmuck und Gewürze statt Fußball-Trikots und Bier

In Maskat klang der Dauer-Singsang jedenfalls erst nach Niclas Füllkrugs Siegtreffer in der 80. Minute langsam ab. Bis dahin verwöhnten die omanischen Fans übrigens nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen: Einmal schwappte eine Laola-Welle durchs Stadion, dann verwandelten tausende Handy-Taschenlampen die Tribünen in ein Lichtermeer. Vielleicht auch angetrieben von der ausgelassenen Stimmung zeigten die Gastgeber einen beherzten Auftritt und hätten sich gegen ein schwaches DFB-Team durchaus ein Remis verdient.

Für europäische Verhältnisse ungewohnt wirkte nicht nur die Atmosphäre im Stadion selbst, sondern auch drumherum. Statt Fußball-Trikots oder Bier gab es hier Parfums, Schmuck und Gewürze zu kaufen. Das Sortiment war durchaus vergleichbar mit dem Souq von Maskat, dem zentralen Markt. Für das Kontrastprogramm zu den traditionellen Verkaufsständen sorgte ein vor dem Stadion geparkter Pickup: Darauf stand ein DJ und legte in ohrenbetäubender Lautstärke Party-Musik auf.

Tags zuvor hatte der Sultan Qaboos Sports Complex als Austragungsort für eine Pressekonferenz der deutschen Nationalmannschaft gedient, die der Atmosphäre beim Spiel in Sachen Kuriosität um kaum etwas nachstand. Christian Günter wurde von einem omanischen Journalisten fälschlicherweise für Bundestrainer Hansi Flick gehalten und als "Coach" angesprochen, anschließend bedrängten etliche lokale Pressevertreter den echten und den falschen Flick sowie den ebenfalls anwesenden Füllkrug mit Selfie-Wünschen.

Oman-Fans feierten auch das DFB-Team

Die Begeisterung für die Anwesenheit der deutschen Nationalmannschaft war aber nicht nur bei den Journalisten zu spüren, sondern auch bei den Fans. Vor dem Stadion ließen sie sich reihenweise neben einem Pappaufsteller mit einem Mannschaftsfoto des DFB-Teams fotografieren, überall im Stadion waren deutsche Fahnen und Trikots zu erkennen, zur Schau gestellt nicht nur von den rund 180 mitgereisten deutschen Fans.

Als der Stadionsprecher vor Anpfiff die DFB-Startelf verlas, feierten die Omanis jeden einzelnen Spieler lautstark - ganz besonders die weltberühmten Stars des FC Bayern München. Nach dem Spiel jubelten die heimischen Fans den deutschen Gästen trotz ihrer schwachen Vorstellung und dem glücklichen Sieg beim Gang zu den Interview-Positionen am Spielfeldrand sowie in der Outdoor-Mixed-Zone frenetisch zu.

Für die deutschen Nationalspieler hatte der Kurztrip in den Oman somit nicht nur den Vorteil, dass sie sich im Vorfeld der WM in Katar an die hiesige Zeit- und Klimazone gewöhnen konnten. Sondern auch, dass sie etwas erfuhren, auf das sie ob der enttäuschenden vergangenen Turnieren und den schwachen Leistungen seitdem in der Heimat zuletzt eher verzichten mussten: bedingungslose Zuneigung der Fans.

Die eigenen Fans will die deutsche Nationalmannschaft nun bei der WM versöhnen. Nach nur drei Nächten in Maskat ging es schon am Donnerstag in der Früh weiter nach Katar, wo am Mittwoch das erste Gruppenspiel gegen Japan ansteht.

DFB-Team: Der WM-Fahrplan von Deutschland

EreignisDatum
Ankunft im WM-Quartier in Katar17. November
WM-Auftakt in Doha gegen Japan23. November
Spiel gegen Spanien27. November
Spiel gegen Costa Rica1. Dezember
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