Ex-Schalke-Profi Omar Mascarell im Interview: "Nach dieser Nacht hatte ich Angst, vor die Tür zu gehen"

Omar Mascarell verließ den FC Schalke 04 nach drei Jahren.
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Nach zwei Jahren bei Eintracht Frankfurt und drei Jahren bei Schalke 04 verließ Omar Mascarell (28) die Bundesliga in diesem Sommer, um in seine Heimat Spanien zurückzukehren - allerdings nicht auf eine für ihn würdige Art und Weise. Mascarell zählte zu den Spielern, die nach Schalkes Abstieg in die 2. Liga von erzürnten Fans attackiert und sogar bis nach Hause verfolgt wurden.

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Im Interview mit SPOX und Goal spricht der mittlerweile beim FC Elche unter Vertrag stehende Mittelfeldspieler erstmals über jene Nacht im April - und einige andere "Dinge", die auf Schalke "besser hätten laufen können".

Mascarell äußert sich aber auch zu guten Zeiten unter David Wagner und erklärt, warum er seinen Wechsel von Frankfurt nach Gelsenkirchen nicht bereut. Zudem spricht er über die aktuelle Situation der Eintracht und eines Landsmanns, der bei der SGE nicht zum Zug kommt.

Omar, nach fünf Jahren in Deutschland sind Sie zurück in der Heimat. Ein gutes Gefühl, oder?

Omar Mascarell: Ein unglaubliches Gefühl! Ich habe die Zeit in Deutschland sehr genossen, aber es hat mir gefehlt, nahe an meiner Familie und meinen Freunden zu sein. Deshalb kam für mich auch kein anderes Land in Frage. Spanien war meine erste Option, als klar war, dass ich Schalke verlasse.

Bei Ihrem neuen Arbeitgeber, dem FC Elche, kommen Sie schon auf fünf Einsätze. Ihr Vertrag läuft nur bis zum nächsten Sommer. Gibt es schon einen langfristigen Plan?

Mascarell: Bislang nicht, wir werden uns im Laufe der Saison zusammensetzen und sprechen, was das Beste für alle Seiten ist. Ich kann nur sagen, dass ich mich hier sehr wohlfühle und neben einem tollen Verein mit tollen Mitspielern auch eine sehr schöne Umgebung vorgefunden habe. Für mich war es nach einem so schlechten Jahr auf Schalke einfach wichtig, wieder ein bisschen Ruhe reinzukriegen und Spaß am Fußball zu haben. Elche hat mir das beste Gefühl gegeben - unabhängig von der Vertragsdauer. Ich bin sowieso keiner, der in die Zukunft schaut. Es geht um die tägliche Leistung - und dass man wieder das genießt, was man macht.

Das war in Gelsenkirchen zuletzt offensichtlich nicht der Fall.

Mascarell: Ich versuche immer das Positive zu sehen. Im Endeffekt hatte ich von drei Jahren auf Schalke nur ein richtig schlechtes, ich durfte mir meinen Traum von der Champions-League-Teilnahme erfüllen und die Kapitänsbinde tragen. Das werde ich nie vergessen. Ich bin aber realistisch genug, um zu sagen, dass ich es sehr bedauere, wie meine letzte Saison dort abgelaufen ist. Das war eine schreckliche Erfahrung - und leider habe ich mich nicht so verabschiedet, wie ich es gerne getan hätte. Wegen des Abstiegs. Wegen meiner Leistungen, die nicht gut genug waren. Aber auch wegen Corona, weil keine Fans in die Stadien durften.

Omar Mascarell bestritt 71 Pflichtspiele für Schalke 04.
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Omar Mascarell bestritt 71 Pflichtspiele für Schalke 04.

Mascarell: "Es gibt viele Egoisten im Fußball"

Was hat Sie in dem Abstiegsjahr persönlich am meisten mitgenommen?

Mascarell: Es gab einige Dinge, die besser hätten laufen können. Ich war immer loyal und ehrlich zu Schalke. Ich hätte das sinkende Schiff mehrere Male verlassen können, wollte Schalke aber nicht im Stich lassen. Diese Loyalität hätte ich mir auch vom Verein gewünscht.

Inwiefern?

Mascarell: Zu Beginn der vergangenen Saison hat der Verein mich ohne mein Wissen bei Hertha BSC angeboten. Michael Reschke hat dann nicht mir persönlich, sondern nur meinem Berater gesagt, dass man mich gerne nach Berlin verkaufen würde. Das hat sehr wehgetan. Ich wollte nicht weg. Ich war zu dieser Zeit der Kapitän und hatte das Gefühl, dass es einfach falsch wäre, in so einer Phase abzuhauen. Ich habe ja auch viele Freunde in der Mannschaft und im Verein gefunden, die mir bis heute viel bedeuten. Warum also hätte ich gehen sollen?

Vielleicht wollte Sie der Verein von der Gehaltsliste haben.

Mascarell: Zu Beginn der Corona-Krise habe ich als Kapitän sofort einer Gehaltskürzung zugestimmt. Das war überhaupt kein Problem für mich. Ich habe ehrlich gesagt keine Erklärung für das Verhalten gegenüber mir. Man hat mir im Laufe dann ja auch die Kapitänsbinde weggenommen, ohne mich darüber zu informieren oder die Gründe dafür zu nennen. Ich war vom einen auf den anderen Tag raus, das war sehr bitter. Aber so funktioniert der Fußball leider oft. Es gibt sehr viele Egoisten, einige vertreten nur ihre eigenen Interessen und verfallen in Aktionismus - gerade dann, wenn es schlecht läuft... Hauptsache, es rollen Köpfe.

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