Irre Story! Journalist und Buchautor gewinnt Scudetto mit Juventus

Von Lelio Donato
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Er war ein herausragender Leichtathlet und Bonipertis Sturmpartner bei Juventus. Richtig glücklich aber wurde Angelo Caroli erst als Journalist.

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Vom legendären Giampiero Boniperti gibt es eine Menge denkwürdiger Zitate. Eines davon brachte der ehemalige Juventus-Stürmer und langjährige Präsident der Bianconeri regelmäßig dann, wenn seine Mannschaft schlechte Presse bekommen hatte. Dann watschte Boniperti die Reporter mit der Aussage ab: "Wer nicht mindestens eine Ecke in der Serie A getreten hat, der kann nicht wirklich über Fußball schreiben."

Bonipertis überspitzte Bemerkung zielte darauf ab, die Unerfahrenheit von Journalisten auf dem allerhöchsten Niveau zu illustrieren. Mit seiner Übertreibung hatte Boniperti zweifellos einen Punkt, wenngleich es genau einen Journalisten gab, der sich nicht angesprochen fühlen musste: Bonipertis ehemaliger Mannschaftskamerad Angelo Caroli. Er gewann mit Juventus sogar den Scudetto, beendete mit 26 seine Laufbahn und wurde in Italien zu einem der anerkanntesten Sportjournalisten.

Juventus: Angelo Caroli traf bei seinem Debüt

Diesen ungewöhnlichen Werdegang begann Caroli als Weitspringer. Er stellte in dieser Disziplin den italienischen Juniorenrekord auf, ehe er mit 16 beschloss, seinen Traum von einer Karriere als Fußballer zu verfolgen.

Der 1937 in L'Aquila geborene Carioli beeindruckte beim Klub in seiner Heimatstadt zunächst als Verteidiger. Als es Verletzungsprobleme im Sturm gab, half Caroli im Angriff aus und erzielte in acht Spielen zwölf Tore. Ein starker Arbeitsnachweis, mit dem er sich einen Wechsel zu Juventus verdiente.

Caroli trainierte also mit den Stars wie Boniperti, vernachlässigte parallel aber nicht seine schulische Ausbildung und besuchte das Liceo Classico 'Massimo 'D'Azeglio'. 1956 debütierte er unter dem damaligen Juve-Trainer Sandro Puppo in Italiens höchster Spielklasse und erzielte in Bologna den Siegtreffer. Ein historisches Tor, beendete es doch eine Durststrecke von satten zwei Jahren ohne Auswärtssieg.

Am Tag nach seinem Debüttreffer drückte Caroli wieder die Schulbank. Eine Klassenarbeit in Griechisch stand auf dem Stundenplan. "Ich weiß nicht mehr, wie die Prüfung gelaufen ist, aber ich glaube, nicht so berauschend: Ich war nicht gut in Griechisch, ich mochte Latein viel lieber", erinnerte er sich später bei Abruzzo Web.

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Angelo Caroli gewann mit Juventus den Scudetto

Caroli blieb noch zwei weitere Jahre bei Juventus ohne besondere Höhepunkte, dann folgte eine Reihe von Leihgeschäften nach Catania, Lucca und Pordenone, wo er seine Frau Marilù kennenlernte und Trainer Varglien II ihn vom Stürmer zum Außenverteidiger umschulte. Ein Glücksfall.

In der Saison 1960/61 holte ihn Juventus zurück. Der von Umberto Agnelli geführte Klub hatte mittlerweile eine Top-Mannschaft mit Stars wie John Charles und Omar Sivori aufgebaut. Caroli erkämpfte sich kurzzeitig einen Stammplatz, lieferte im Derby gegen Torino den entscheidenden Assist und lief auch im Europapokal auf. Am Ende gewann Juventus den Scudetto, Caroli war italienischer Meister.

Trotz der Erfolge wird er als Fußballer aber nicht uneingeschränkt glücklich. Mit 26 zieht er einen Schlussstrich unter die Karriere. Gewisse "Zumutungen" habe er nicht mehr ertragen wollen, ohne aber wirklich konkret zu werden: "Ich hatte mich immer bemüht, eine sehr distanzierte Haltung gegenüber diesem untypischen Beruf einzunehmen. (...) Bestimmte Dinge haben mir nicht mehr gepasst, ich habe sie nicht für richtig gehalten."

Ein Jurastudium brach er ab und peilte eigentlich an, Sportlehrer zu werden. Allerdings hatte er auch ein Talent als Schreiber und der Schritt zum Journalisten lag nahe. Caroli begann für Tuttosport zu schreiben, später für Stampa Sera. Er lieferte vor allem die Berichterstattung zu Juventus und reiste zu drei Weltmeisterschaften, um über die Squadra Azzurra zu schreiben.

Caroli schrieb im Laufe der Jahre 25 Bücher und verfasste sieben Gedichte. "Ich habe schon immer gerne geschrieben, auch wenn ich kein großer Leser war. Meine Aufsätze in der Schule fand ich nie sehr gut, aber ich habe meinst eine Eins bekommen", so Caroli. "Schreiben ist anstrengend, aber auch ein Ventil. Man empfindet große Befriedigung, wenn man etwas fertiggestellt hat. Das Schreiben bringt reife Ergebnisse, es hat eine tiefere Bedeutung als ein gewonnener Scudetto oder ein 100-Meter-Rennen oder ein Weitsprungwettbewerb."

Angelo Caroli verstarb am 17. November 2020 in seiner Wahlheimat Turin und hinterließ eine tiefe Lücke in der Welt des Journalismus und der italienischen Kultur.

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