Rassismusskandal in Serie A: Samuel Umtiti geht unter Tränen vom Platz

SID
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© getty

Der Rassismus-Skandal um Samuel Umtiti hat FIFA-Präsident Gianni Infantino auf den Plan gerufen. Der Boss des Weltverbands fordert ein Ende des Übels.

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Am Ende des schändlichen Abends in Apulien setzte immerhin die große Mehrheit der Fans ein eindrucksvolles Zeichen gegen den Hass. "Umtiti, Umtiti, Umtiti", hallte es aus Tausenden Kehlen durch das Stadio Via del Mare, als der zuvor Gedemütigte unter Tränen den Platz verließ. Der frühere Fußball-Weltmeister Samuel Umtiti, der 2018 mit Frankreich den Titel holte, war genau wie sein Teamkollege Lameck Banda beim 2:1 (0:1) von US Lecce gegen Lazio Rom von Gäste-Anhängern rassistisch beleidigt worden.

Dass die Partie der italienischen Serie A aufgrund des von den Rängen provozierten Skandals zwischenzeitlich unterbrochen werden musste, rief sogar den Präsidenten des Weltverbands FIFA auf den Plan. "Solidarität mit Samuel Umtiti und Lameck Banda", schrieb Gianni Infantino bei Instagram: "Lasst es uns laut und deutlich rufen: NEIN ZU RASSISMUS. Möge die große Mehrheit der Fans, die gute Menschen sind, aufstehen und alle Rassisten ein für alle Mal zum Schweigen bringen!"

Um das Anliegen des FIFA-Chefs noch deutlicher zu artikulieren, hätte Schiedsrichter Livio Marinelli die Partie als Folge der Anfeindungen gegen den gebürtige Kameruner Umtiti und Sambias Nationalspieler Banda abbrechen können. Schließlich zeigten die Spielunterbrechung und die Durchsagen des Stadionsprechers, der ein Ende der Beschimpfungen forderte, nicht die erhoffte Wirkung.

Doch der 29 Jahre alte Umtiti, den Lecce vom FC Barcelona ausgeliehen hat, sprach sich gegen einen Abbruch aus. "Er hat darum gebeten, das Spiel fortzusetzen", sagte Lecces Klubchef Saverio Sticchi Damiani: "Er wollte auf dem Spielfeld auf die Beleidigungen reagieren. Er hat sich wie ein echter Champion verhalten. Und es war schön zu sehen, wie unsere Fans reagiert haben." Umtiti begnügte sich nach dem Abpfiff mit einem kurzen Kommentar. "Großartiger Sieg", schrieb er bei Instagram zu einem Photo von sich in Jubelpose.

Auch die Verantwortlichen von Lazio Rom reagierten auf die Vorfälle: "Lazio verurteilt die Täter dieser verabscheuungswürdigen, beschämenden und anachronistischen Geste und wird den Behörden wie immer ihre maximale Zusammenarbeit anbieten, um die Verantwortlichen zu identifizieren", hieß es in einer Erklärung.

Rassismus rund um den italienischen Fußball ist kein neues Phänomen. Immer wieder kommt es zu Vorfällen, faschistische Fangruppen sind im ganzen Land verbreitet. Gerade die Lazio-Ultras sind in der Vergangenheit schon mehrfach negativ aufgefallen.

Erst vor Kurzem hatte der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger von den belastenden Erinnerungen an seine Zeit bei AS Rom (2015 bis 2017) berichtet. Der Innenverteidiger sagte dem Nachrichtenmagazin stern, dass die rassistischen "Affenlaute" einiger Zuschauer ihm "sehr weh getan" haben: "So etwas kannte ich nicht aus Deutschland. Ich dachte, diese Zeiten sind vorbei."

Dass sie das nicht sind, musste zuletzt auch Umtitis Landsmann Kingsley Coman erfahren. Der Offensivspieler vom deutschen Rekordmeister Bayern München wurde nach seinem Scheitern im Elfmeterschießen des verlorenen WM-Finals gegen Argentinien in den Sozialen Netzwerken rassistisch beleidigt.

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