Irre Transformation! Milans 19-Millionen-Euro-Flop ist heute Bodybuilder

Von Alex Frieling
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19 Millionen Euro zahlte die AC Mailand einst für José Mari. Die Verpflichtung entpuppte sich als Fehlkauf - und heute ist Mari Bodybuilder.

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José Mari hat sich von einem schlanken, schlaksigen Stürmer, der die Beweglichkeit zu seiner Stärke machte und dem körperbetonten Spiel lieber aus dem Weg ging, zu einem Bodybuilder entwickelt, der inzwischen fast nur noch aus Muskeln besteht und mehr als 100 Kilogramm auf die Waage bringt.

Wenn Leon Goretzkas Transformation schon unglaublich war, so war die von Mari noch unglaublicher, denn der Spanier hörte nach seiner Profikarriere ganz mit dem Fußball auf - und fand im Fitnessstudio seine neue Passion.

Im Gespräch mit der Gazzetta dello Sport gab Mari einen tieferen Einblick in seine Fußballkarriere und erläuterte, wie es zu der Entwicklung vom Profifußballer zum Bodybuilder kommen konnte.

Seine Karriere als Fußballer begann beim kleinen Verein San Juán de Avila, dann kam der Anruf vom FC Sevilla und Mari wagte den große Sprung. "Ich habe als zentraler Mittelfeldspieler angefangen. Ich habe vor der Verteidigung gespielt, das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Als ich nach Sevilla wechselte, ließ man mir nicht einmal Zeit, mich zu entscheiden: 'Du gehst in den Angriff', sagten sie, nachdem sie meine Statur gesehen hatten. Ich habe meine natürliche Begabung, das Laufen, immer genutzt", erzählte der heute 44-Jährige.

José Mari: Über Sevilla nach Madrid

Nachdem er ein Jahr lang in der B-Mannschaft von Sevilla gespielt hatte, wurde José Mari in der Saison 1996/97 in die erste Mannschaft hochgezogen. "Der erste Schritt als Profi war im Alter von 16 Jahren, 1994, ein Vertrag bei der zweiten Mannschaft von Sevilla, die in der dritten Liga spielte", berichtete Mari und führte weiter aus: "Mein Debüt in der ersten Mannschaft in LaLiga ermöglichte mir Juan Antonio Camacho im Februar 1997 im Stadion Sánchez Pizjuán. Allerdings muss ich zugeben, dass ich meine Entwicklung vor allem Rubio [damals Trainer der zweiten Mannschaft], meinem fußballerischen Ziehvater, verdanke: Nachdem er mich in die erste Mannschaft gebracht hatte, nahm er mich dort nie wieder raus."

In nur wenigen Monaten erzielte José Mari in 21 Einsätzen in der Primera División sieben Tore, was ihm eine Berufung in die spanische U-18-Nationalmannschaft einbrachte - und im folgenden Jahr den Wechsel zu Atlético Madrid ermöglichte. "Als ich 18 war, bin ich von zu Hause weggegangen", sagte er, "ich bin zu Atlético Madrid gewechselt. Am Anfang lebte ich allein, ich war einsam. Meine Eltern spürten das, sie standen kurz vor der Pensionierung und kamen zu mir nach Madrid."

In seinem ersten Jahr bei den Colchoneros erzielte der Andalusier acht Tore, im darauffolgenden Jahr, als er von Arrigo Sacchi trainiert wurde und der ihn auch als Stürmer einsetzte, waren es neun. Die Fans gaben ihm den Spitznamen "El Picador", ein Gehilfe des Stierkämpfers, denn José Mari war solch ein dynamischer und torgefährlicher Stürmer, dass die gegnerischen Abwehrspieler große Probleme hatten, den Andalusier zu verteidigen.

"Ich bin bei Atletico groß geworden. Ich war noch ein Kind, als ich in die Großstadt zog: Ich habe mich dort zum Mann entwickelt, inmitten großartiger Teamkollegen wie zum Beispiel Kiko und Valeron", erzählte Mari.

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19 Millionen Euro: Mari zieht es nach Mailand

Im Dezember 1999 stand der Name des Stürmers auf den Zetteln mehrerer großer europäischer Vereine. In Italien wurde er zunächst von der Roma umworben, doch nach 84 Spielen und 19 Toren bei Atlético Madrid wurde sein Wechsel zur AC Mailand schließlich wahr. "Warum der AC Mailand und nicht die Roma? In Spanien galt Mailand schon immer als der beste Verein", begründete er seine Entscheidung.

Im Gespräch mit La Repubblica fügte er hinzu: "Ich komme zu einem großen und prestigeträchtigen Verein, Sacchi hat mir immer gut zugeredet und eine wichtige Rolle bei meiner Entscheidung gespielt. Er ist eine Person, die ich sehr respektiere."

In Mailand war man zuversichtlich, dass Mari den nächsten Entwicklungsschritt machen würde und noch stärker performen würde als in der spanischen Hauptstadt. Der damalige Rossoneri-Coach, Alberto Zaccheroni, bezeichnete den Angreifer als "modernen und sehr interessanten Stürmer".

Die 19 Millionen Euro sollten aus Mailänder Sicht jedoch nicht wirklich gut investiertes Geld sein. Der Spanier gab sein Debüt in der Serie A am 6. Januar 2000, als er für Shevchenko eingewechselt wurde, und drei Tage später konnte er bei einer Punkteteilung gegen die Roma gleich ein Tor beisteuern. Das Problem: Er war der vierte Stürmer in einem Kader, in dem sich Zaccheroni zwischen ihm, Shevchenko, Bierhoff und Weah entscheiden musste.

"Ich war begeistert, ich hatte einen guten Start. Nach zwei Wochen litt ich an einer seltsamen Sache, einem Leistenbruch. Es muss an den niedrigen Temperaturen gelegen haben. Ich hatte nie Verletzungsprobleme gehabt, aber es fühlte sich wie ein Messerstich im Muskel an. Das Schlimme daran ist, dass man im Gegensatz zu Knieverletzungen nie weiß, wann es vorbei ist."

Doch als Weahs Abenteuer bei der AC Mailand im Januar endete, glaubte der Andalusier, dass er in die Mannschaft rücken könnte. Aber auch dann sollte Mari nicht den Durchbruch schaffen, der Trainer zog Boban oder Leonardo vor, während José Mari häufig auf der Bank Platz nehmen musste. Das erste Tor für die Rossoneri blieb auch das einzige in seiner ersten Halbserie bei 17 Einsätzen (15 in der Liga, 2 in der Coppa Italia).

José Maria: Olympiateilnahme 2000

Im Sommer 2000 nahm er mit Spanien an den Olympischen Spielen in Sydney teil, wo er und seine Mannschaftskameraden die Silbermedaille gewannen. Im Spiel gegen Italien war er sehr aufgebracht und schlug dem italienischen Verteidiger Cirillo mit dem Ellbogen ins Gesicht. Der Italiener, der nach Hause zurückkehren musste, hatte eine gebrochene Nase.

"Ich bereue nichts", sagte er La Repubblica: "In dem Sinne, dass ich es natürlich nicht mit Absicht getan habe. Es tut mir leid, das ja. Ich habe mich sofort entschuldigt. Vielleicht hat er es nicht gemerkt, weil er am Boden lag. Es waren seine Teamkollegen, die das nicht akzeptiert haben. Es ist nicht wahr, dass ich es mit Absicht getan habe. Ich habe noch nie jemandem wehgetan. Ich bin ungestüm, aber kein schlechter Mensch".

In der zweiten Saison mit Milan, 2000/01, veränderte sich an seiner Situation nicht viel. Nach der Entlassung von Zaccheroni kamen Tassotti und Cesare Maldini auf die Bank. José Mari traf in der Liga nur gegen Lecce am 10. Spieltag und gegen Brescia am 33. Viel besser waren seine Leistungen in der Champions League, in der er insgesamt vier Tore gegen Barcelona, Besiktas, Galatasaray und PSG erzielte. Am 25. April 2001 gab er auch sein Debüt in der A-Nationalmannschaft, wo er allerdings nur vier Einsätze und ein Tor verzeichnte.

"2001 war es für mich noch schlimmer mit dem Einbruch im September. Ich habe alles getan, was die Ärzte mir gesagt haben, zum Glück hatte ich nie Schmerzen. Mit Ancelotti habe ich mich gut verstanden, mit Terim habe ich leider wenig gearbeitet, er konnte mich nicht spielen sehen", berichtete Mari, der dann im Sommer 2002 leihweise zu Atlético zurückkehrte, 2003 dann für neun Millionen Euro fest zum FC Villarreal wechselte.

Sein Highlight: Mari führte die Spanier im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League mit einem Tor im San Siro gegen Inter in Richtung Halbfinale. Nach seiner Zeit bei Villarreal kehrte er nach Sevilla zurück, spielte aber nur eine Saison bei Betis und wechselte dann zu Gimnástic de Tarragona und Xerex. 2013 beendete er im Alter von 34 Jahren seine Karriere.

Die Transformation: Mari wird Bodybuilder

Nachdem er seine Schuhe an den Nagel gehängt hatte, änderte José Mari sein Leben komplett und begann eine sensationelle Transformation. Als er noch Fußball spielte, wog er nur 74 Kilogramm und trug sein Haar lang, heute hat er einen tätowierten Körper, durchtrainierte Muskeln, kurze Haare und wiegt mehr als hundert Kilo.

"Als ich mit dem Fußball aufhörte, nahm ich in drei Monaten acht Kilo zu. Und ich wollte nicht zunehmen. Also fing ich an, ins Fitnessstudio zu gehen", erklärte er Radio Marca, "es wurde zur Gewohnheit und ist jetzt Teil meines Lebens. Es ist gut für mich, nicht nur für meinen Körper, sondern auch für meinen Kopf. Das hilft mir."

"Ich renne nicht mehr, nicht einmal, wenn ich den Bus verpasse. Bei meinem Gewicht, 100 Kilo, würden mir die Sehnen wehtun, wenn ich rennen müsste." Für Mari ist somit klar: Der flinke Torjäger ist er nicht mehr, auch, wenn er früher neben zahlreichen Top-Stars für viel Furore in den Stadien Europas gesorgt hat.

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