Der FC Palermo als zwölfter Klub im City-Universum: Die Weltmacht ruft

2017: Maurizio Zamparini verkauft Palermo an TV-Moderator Paul Baccaglini (l.)
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City Group greift überall an - nur in Deutschland nicht

Und dennoch war für ihn klar, dass er nicht lange der Investor bleibt. "Palermo stand vom ersten Tag an zum Verkauf. Ich werde mich nicht wehren, wenn jemand kommt. Ein Fußballverein kann genauso verkauft und gekauft werden wie ein Auto." Das sah man in Breda anders, aber das ist ein anderes Thema.

Die sehr offene Ankündigung fand Gehör, denn der Klub hatte zuletzt tatsächlich wieder einige Interessenten, aber die City Football Group wollte eine zweite NAC-Schmach verhindern und drückte den Kauf mit aller Macht durch.

Doch warum ausgerechnet der FC Palermo? Eine ganz klare Antwort darauf geben die Chefs nicht, aber trotzdem ergibt es Sinn. Es war abzusehen, dass sie in Italien zuschlagen werden, nachdem sie in England mit Manchester City, in Spanien mit dem FC Girona, in Frankreich mit dem ES Troyes AC schon Klubs aus den besten Ligen der Welt haben.

In Deutschland gestaltet sich eine Übernahme aufgrund von 50+1 schwierig, auch wenn der größte Konkurrent der CFG, das Red-Bull-Imperium, zeigt, wie man 50+1 sehr einfach umgehen kann. Für die CFG ist es wohl noch eine Hürde, sich dieser Aufgabe anzunehmen.

"Es war eine einfache Entscheidung", sagt Alberto Galassi, Vorstandsmitglied der CFG und führt aus: "Die City Group besaß keinen Verein in Italien, die Fans hier sind fantastisch und weltweit bekannt. Wir haben diese Entscheidung schon vor dem Aufstieg getroffen. Wir haben uns für Palermo entschieden, unabhängig vom sportlichen Ergebnis."

Die City Group besteht mittlerweile aus zwölf Fußballklubs weltweit.
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Die City Group besteht mittlerweile aus zwölf Fußballklubs weltweit.

Die City Football Group will die Weltmacht

Es sieht der Gruppe ähnlich, dass man nicht in die oberste Schublade der jeweiligen Länder greift, sondern fast schon absichtlich auf Klubs zugeht, die allein in ihren Ländern keine sportliche Macht darstellen und Unterstützung brauchen. Selbst Manchester City war bei der Übernahme 2008 weit weg von der Elite der Premier League.

Girona wurde in Spanien als Zweitligist gekauft, Lommel SK kickt in der 2. Liga Belgiens, den uruguayischen Klub Montevideo City Torque gibt es überhaupt erst seit 15 Jahren. Lediglich Club Bolivar ist mit über 30 Titeln der bedeutendste Klub Boliviens - und gilt daher wohl auch nur als "Partner Club" und wurde nicht offiziell gekauft. Es ist über viele Ebenen eine strategische Partnerschaft.

Letztlich geht es für die City Football Group um Macht. Pinky und der Brain würden jetzt Tränen in den Augen bekommen, aber man will im Fußball die Weltherrschaft an sich reißen. Immer mehr Konstrukte wie die CFG, Red Bull, 777 Partners oder John Textor, der nach Crystal Palace, Botafogo und Molenbeek nun auch Olympique Lyon gekauft hat.

Es geht freilich um Geld, aber längst nicht nur. Macht manifestiert sich auch in Wissen, Know-How und Erfahrung. Die CFG zapft überall an, um Daten zu sammeln, um möglichst über jeden Fußballer auf dieser Welt informiert zu sein und zuzuschlagen, wenn es erforderlich ist.

Ein Beispiel: Vor fast einem Jahr gab die sportliche Leitung der Gruppe in Auftrag, einen Stürmer zu finden, der perspektivisch bei Manchester City spielen könnte. Es sollte kein Stürmer Nummer eins sein, da haben die ManCity-Scouts selbst genug Fachleute, um zu verstehen, dass Erling Haaland gut ist. Es geht eher um die perspektivische Alternative.

Alle Klubs der City Football Group im Überblick

Klubs
Manchester CityNew York CityMelbourne CityYokohama Marinos
Montevideo City TorqueGirona FCSichuan JiuniuLommel SK
ES Troyes ACMumbai City FCClub BolivarPalermo FC

Pep Guardiola: Sein Bruder ist Präsident eines CFG-Klubs

Monatelang wurde gescoutet, Informationen ausgetauscht und schließlich ein Spieler verpflichtet, der nicht mal der Gruppe gehört: Julian Alvarez vom argentinischen Top-Klub River Plate. Der Stürmer hatte viele Interessenten, aber aufgrund der Präsenz vor Ort hatte man gute Drähte und wickelte den Deal ab, bevor die anderen Klubs überhaupt erst auf die Idee kamen, ein Angebot zu machen.

Vor Ort ist vor allem Joan Patsy. Der ehemalige Journalist ist ein enger Vertrauter von Pep Guardiola und war schon vor seinem Kumpel aus alten Barcelona-Zeiten in der CFG angestellt. Patsy lebt seit zehn Jahren in Buenos Aires und ist einer der Fußball-Direktoren und mitverantwortlich für viele Vorgänge in den letzten Jahren.

Es ist die große Stärke, dass man nicht nur die Experten hat, sondern diese auch vor Ort sind. Das gilt auch für Diego Gigliani, dessen offizieller Titel "Direktor für aufstrebende Klubs" lautet. Der Argentinier ist seit 2013 in der Gruppe tätig und sitzt heute im Vorstand mehrerer CFG-Klubs. Beim FC Girona ist er der Vize von Präsident Pere Guardiola, dem Bruder von Pep.

In Palermo wurde Gigliani nun zum Geschäftsführer bestellt und soll die Entwicklung vorantreiben, denn die Aufgabe in Italien wird schwieriger als anderswo. Der Aufstieg in die Serie A wird angestrebt, aber mit dem FC Genua, dem FC Venedig, dem AC Parma, mit Cagliari, Brescia Calcio und Benevento melden mehrere Traditionsklubs Ansprüche an.

Die meisten von ihnen haben auch Investoren, die Geld reinbuttern, um den Erfolg möglich zu machen, aber die CFG hat Vorteile. "Für Palermo wird es wichtig sein, Teil dieser Familie zu sein. Wir haben weltweit über 4.000 Mitarbeiter. Wir haben neue Technologien. City hat überall Beziehungen und Kenntnisse, und ich erwarte, dass Palermo davon profitieren wird", sagt Gruppen-Vorstandsmitglied Galassi.

Allerdings spricht er auch von der Möglichkeit, "zu experimentieren und innovativ Spieler zu holen und Talente zu entwickeln". Was er mit einem Lächeln als gute Sache verkauft, klingt insgeheim auch danach, was das Schicksal aller Klub in der Citysphäre darstellt: Sicherlich hat der Einfluss viele Vorteile und die Klubs bekommen professionelle Unterstützung und ein Knowhow, das man sonst nicht bekommen würde. Aber letztlich ist man doch nur ein Mond. Der Planet, um den sich alles dreht, heißt Manchester City.

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