Robert Huth im Interview: "Ein paar Menschen vereiern: Das ist doch auch mal schön"

Robert Huth wurde 2016 mit Leicester City englischer Meister.
© imago images
Cookie-Einstellungen

Sie gelten als jemand, der offen seine Meinung sagt. Wurden Sie von Ihren Vereinen eingebremst?

Huth: Hin und wieder kam schon einer vom Verein zu mir und meinte: "Robert, habe doch den Verein im Hinterkopf, wenn du etwas sagst oder schreibst." Aber wirklich vorgeschrieben wurde mir nichts.

Mussten Sie Medientraining absolvieren?

Huth: Ich persönlich nicht. Aber ich weiß, dass es das mittlerweile in den Akademien gibt. Die jungen Spieler werden darauf hingewiesen, was sie sagen dürfen und wie. Das merkt man an der aktuellen Generation.

Wie würden Sie diese Thematik handhaben, sofern Sie mal Sportdirektor eines Profiklubs sind?

Huth: Ich würde jedem sagen, dass er eine eigene Persönlichkeit ist. Wir sind nicht alle gleich und sollten das auch nicht sein.

Mit Jamie Vardy, Christian Fuchs oder auch Ihnen gab es in Leicesters Meistermannschaft einige Spieler, die sich vom Durchschnittsprofi abgehoben haben. Wie haben Sie die Zeit in Erinnerung?

Huth: Das hat Spaß gemacht. Das war eine coole Truppe. Wir haben uns zu der Zeit selbst nicht ernst genommen. Das hat unserer Performance geholfen. Wenn du dir selbst keine Sorgen machst, wie du ankommst, dann hast du keine Angriffsfläche und keine Angst. Alle sind komplett ehrlich miteinander umgegangen. Das hat sich durch den ganze Klub gezogen. In meiner Karriere gab es das nirgendwo sonst.

Habt Ihr privat viel miteinander unternommen?

Huth: Der soziale Aspekt in einer Mannschaft ist immer wichtig. Nur Training und Spiel tut keiner Mannschaft gut. Man muss als Mannschaft auch mal die Sau rauslassen. Wir sind öfter gemeinsam zum Pferderennen, ins Casino oder essen gegangen. Das ist vor allem wichtig für Spieler wie beispielsweise N'Golo Kante, die ruhiger sind. Die brauchen das, um aus sich rauszukommen. Speziell in schwierigen Phasen, wenn du mal ein paar Spiele am Stück verlierst. Wenn wir dann gemeinsam solche Veranstaltungen gestartet haben, hatten wir danach meistens wieder Erfolg.

Wie haben Sie Kante im Umgang erlebt?

Huth: Er ist total lieb, total nett, total ruhig. Er sagt ganz selten was. Am Anfang dachte ich, dass er arrogant ist, weil er nie mit mir geredet hat. Nach zwei Wochen habe ich aber verstanden, dass das einfach seine Art ist.

Robert Huth wurde 2016 mit Leicester City englischer Meister.
© getty
Robert Huth wurde 2016 mit Leicester City englischer Meister.

Aleksandar Dragovic hat im Interview mit SPOX und Goal die Freiräume für Profis in England im Vergleich zu Deutschland und den offenen Austausch mit Fans gelobt. Wie haben Sie das erlebt?

Huth: Ich weiß nicht wie es in Deutschland abgeht, aber ich fand den Austausch mit den englischen Fans total cool. Die wissen viel über Fußball Bescheid. Wenn wir ausgegangen sind, habe ich mich schon mal mit irgendwelchen Fans eine halbe Stunde lang über Fußball unterhalten - teilweise auch vom gegnerischen Klub. Das hat mir Spaß gemacht.

Dragovic hat auch von einem dreitägigen Trip nach Stockholm kurz vor einem Cup-Spiel gegen Chelsea erzählt. Was sind Ihre Erinnerungen daran?

Huth: Ja, das war die Weihnachtsfeier. Das ist Tradition in England. Wir waren bei Leicester jedes Jahr einmal für zwei, drei Tage Jahr unterwegs. Einmal in Stockholm, ein anderes Mal in Kopenhagen. Am ersten Tag war immer Party, am zweiten Kostüm-Tag. Da sind wir verkleidet herumgezogen. Wenn 30 verkleidete Typen durch die Stadt rennen, dann freuen sich die Leute und fragen: Was macht ihr und wo geht ihr hin? So werden aus 30 Leuten schnell mal 40 oder 50. Das war einfach nur eine coole Zeit.

Gab es ein Motto?

Huth: Manchmal. Einmal lautete das Motto Super-Heroes. Da bin ich als Batman gegangen.

Sie haben 15 Jahre lang in der Premier League gespielt: Wer war Ihr härtester Gegenspieler?

Huth: Die Frage ist leicht zu beantworten: Didier Drogba. Der konnte einfach alles. Er war so groß und so schwer wie ich und körperlich so gut wie ich. Er war nie müde, hat nie fünf Prozent weniger gegeben. Er war immer bei 100 Prozent. Immer. Ich habe zehn- oder elfmal gegen ihn gespielt und er hat nie ein schlechtes Spiel gemacht. Irgendwann hatte ich keinen Bock mehr, gegen ihn zu spielen. Ich war sehr zufrieden, als er dann nach Istanbul gewechselt ist.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema