Auswärtsspiel - die SPOX-Kolumne: Häme von Özil, historischer Fehlstart - Arsenal schießt nur noch mit Wasserpistolen

Von Fatih Demireli
FC Arsenal, International
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Statt Punkte gibt es Häme für Arteta: "Trust the process", twitterte Mesut Özil, versehen mit einem gebrochenen Herzen und einem trauernden Emoji, nach dem 0:5 gegen die Citizens. Eine klare Anspielung auf die Durchhalteparolen Artetas, der immer wieder Vertrauen für seine Umstrukturierung predigt. Einer seiner ersten Maßnahmen war damals, Özil aus den Zukunftsplänen des Klubs zu streichen. Özil, der unter vielen Arsenal-Fans noch große Sympathien genießt, erfuhr nach seiner Publikation viel Unterstützung. Weder Özil noch Teile der Fans erkennen einen Prozess bei Arsenal. Zumindest keinen guten.

Wohin der Weg führen soll, lässt Arteta erahnen. Bei seinem Antritt sprach er zwar von Titeln, die man gewinnen will, aber viel öfter fielen Begriffe wie "Jugend", "Potenzial" oder "Perspektive". Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Arsenal einen Weg der Verjüngung eingeschlagen hat. Keiner der oben genannten Neuverpflichtungen ist älter als 23. Arsenal hat es sich zum Modell gemacht, ein Perspektivteam aufzubauen. In England spricht man vom "Borussia-Dortmund-Modell", doch Kritiker werfen dem Klub vor, für so einen Ansatz den absoluten fähigsten Mann leichtfertig weggegeben zu haben: Sven Mislintat.

Wobei an dieser Stelle die Frage berechtigt ist, inwiefern Arteta Kompetenzen abgegeben hätte, um einen der besten Talentspäher Europas sein Fachgebiet ausüben zu lassen. Der Independent zitiert Klub-Insider, die Arsenal vorwerfen, "alles besser zu wissen". Sie zeigten sich verwundert, wie "arrogant" der 39 Jahre alte Ex-Profi geworden sei. Damit liefert Arteta aber vor allem viel Angriffsfläche.

FC Arsenal: Würde sich Conte so ein Gebilde antun?

Die Idee, die Nische des Ausbilderklubs zu bedienen, ist grundsätzlich gar nicht so verkehrt. Links und rechts sind Manchester City, Liverpool und selbst Lokalrivale Tottenham und das freche Leicester City vorbeimarschiert und sind längst Mannschaften, die um Titel kämpfen.

Sich es als Jugendförderer gemütlich zu machen, ist okay, aber dann muss es auch funktionieren. Kritiker zeigen nun auf den FC Chelsea, der Arsenals Vorhaben mit Bravour gemeistert hat und sich dazu seit Thomas Tuchels Ankunft mit dem Champions-League-Titel schon die wichtigste Trophäe Europas in den Schrank gestellt hat.

Arsenals Bosse bleibt dies nicht verborgen und sie werden Arteta irgendwann fragen, wie denn seine Vision aussieht. Findet er keine Antwort, könnte es für ihn eng werden. Bereits jetzt wird in England darüber spekuliert, dass Antonio Conte sein erst jüngst angekündigte Sabbatical vorzeitig beendet und bald im Emirates aufschlagen könnte.

Doch noch scheint Arteta weiter Vertrauen zu genießen und zum anderen darf bezweifelt werden, ob sich ein Kaliber wie Conte ein Gebilde wie das aktuelle Arsenal antut. Der Klub genießt zwar nach wie vor international ein außergewöhnlich hohes Standing und hat nach wie vor eine große Fanbase über den ganzen Globus und kann es sich aufgrund der generierten Einnahmen auch leisten, mehr Geld als jeder andere Klub in diesem Sommer auszugeben.

Auf der anderen Seite scheint die aktuelle Arsenal-Mannschaft aber keine Perspektive auf einen realistischen Titelkampf zu haben. So darf Arteta erst einmal weiter an seinem Prozess arbeiten. Mit wenig Schmutz und gebrochenen Herzen.

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