Mateo Kovacics Karriere-Anfänge in Österreich: Weit weg von Klassenbuch-Einträgen

Mateo Kovacics Karriere begann in Österreich in der Schülerliga.
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Mateo Kovacic (26) holte mit Real Madrid dreimal die Champions League, ist aktuell Stammspieler beim FC Chelsea und in der kroatischen Nationalmannschaft - erstmals für Aufsehen sorgte er einst in der österreichischen Schülerliga. Am Mittwoch (21 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER) kämpft er mit Chelsea gegen seinen Ex-Klub Real um den Einzug ins Champions-League-Finale (Hinspiel 1:1).

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"Ja, zu ihm weiß ich a bissl was", sagt Johann Freudenthaler im Telefon-Gespräch mit SPOX und Goal. A bissl was ist aber wohl a bissl untertrieben: Freudenthaler kennt Mateo Kovacic bestens und zwar aus verschiedenen Perspektiven. Er kennt ihn als Fußballer, er kennt ihn als Schüler und mittlerweile kennt er ihn als Profifußballer, der seine Vergangenheit nicht vergessen hat.

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Wenn Kovacic mal wieder irgendeinen wichtigen Pokal gewonnen hat - und davon hat er bekanntlich schon einige gewonnen, dreimal mit Real Madrid die Champions League zum Beispiel - dann kriegt Freudenthaler per WhatsApp direkt ein Siegerfoto. Einmal lud ihn Kovacic sogar samt Familie zu einem Spiel nach Madrid ein und als die Sportmittelschule Linz/Kleinmünchen neulich ihren 50. Geburtstag feierte, da sendete er selbstverständlich eine Videobotschaft aus London.

Es war schließlich im Namen dieser Schule unter Trainer und Lehrer Johann Freudenthaler, dass Kovacic einst erstmals für nationales Aufsehen sorgte in dem Land, in dem er geboren wurde und aufgewachsen ist: Österreich. Hier begann die Karriere, die den 26-jährigen kroatischen Nationalspieler zu Top-Klubs wie Inter Mailand, Real, den FC Chelsea und bis ins Finale der WM 2018 führte.

Mateo Kovacic? "Er hat immer so gescheit gespielt"

Als der Vielvölkerstaat Jugoslawien Anfang der 1990er Jahre im Krieg versank, wanderten Kovacics Eltern nach Linz aus. 1994 kam Mateo zur Welt, landete bald in der Nachwuchsabteilung des LASK und im Alter von zehn Jahren in deren Kooperationsschule Linz/Kleinmünchen. Man könnte sagen: beim Rekordmeister unter den österreichischen Schulen.

Insgesamt achtmal gewann Linz/Kleinmünchen bereits die sogenannte Schülerliga, ein alljährlich ausgetragenes U13-Turnier, das in Österreich parallel zu den Klub-Ligen läuft und beachtliches Renommee genießt. Die Finals werden traditionell im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen. David Alaba spielte einst mit, Marcel Sabitzer auch und Mateo Kovacic sogar dreimal: mit zehn, mit elf und mit zwölf.

Schon mit zehn Jahren zählte er also zu den besten U13-Fußballern seiner Schule, eine äußerst rare Ausnahme in der Geschichte des Wettbewerbs. "Bei ihm war unübersehbar, wie gut er ist. Er war trickreich, ballsicher und hatte eine unglaubliche Übersicht. Er hat immer so gescheit gespielt", schwärmt Freudenthaler, der als Sport-Lehrer die Schülerligamannschaft betreute und Kovacic außerdem im Fach Deutsch unterrichtete.

Mateo Kovacic bei einem Einsatz in der österreichischen Schülerliga für die Sportmittelschule Linz / Kleinmünchen.
© Schülerliga Österreich
Mateo Kovacic bei einem Einsatz in der österreichischen Schülerliga für die Sportmittelschule Linz / Kleinmünchen.

Mateo Kovacic avancierte zum jüngsten Dinamo-Kapitän

Die herausragenden sportlichen Leistungen bremsten seine schulische Entwicklung nicht, in allen Fächern sei Kovacic stets in der ersten Leistungsgruppe gewesen. Klassenbuch-Einträge? "Davon war er weit weg", sagt Freudenthaler und schmunzelt. "Er war ein Musterschüler. Anders als manch anderer talentierter Fußballer hat er nicht gesagt: 'Der Rest ist mir wurscht und auch, ob es meinen Mitschülern gut geht oder nicht.' Er versprühte immer Empathie gegenüber allen Beteiligten."

Mateo Kovacic, der geborene Kapitän. Bei seiner Schülerliga-Mannschaft trug er die Kapitänsbinde und ziemlich früh tat er das auch bei seiner ersten Profistation Dinamo Zagreb. Früher als jeder andere sogar. Mit 17 Jahren und drei Monaten ist er bis heute der jüngste Kapitän des kroatischen Rekordmeisters.

Schon als Kovacic in Österreich durchstartete, bestand eine enge Bindung zur Heimat seiner Eltern. Freudenthaler überraschte es dementsprechend nicht, als sein Schüler im Alter von 13 Jahren mit seinem Vater nach Zagreb übersiedelte, um zu Dinamo zu wechseln. Kovacics Abschied vom LASK war gleichzeitig das Ende der Linzer Jugendrivalität mit Christian Derflinger, den es wenig später zum FC Bayern München zog.

Mateo Kovacics Rivalität mit Christian Derflinger

Beide Jahrgang 1994, beide Ausnahmetalente, beide beim LASK. "Eine Rivalität war auf jeden Fall gegeben, auch in ihrem familiären Umfeld. Es stand immer die Frage im Raum: Wer ist der bessere der beiden?", erinnert sich Freudenthaler, in dessen Schülerligamannschaft Kovacic stets der "unumstrittene Spielmacher" war. Beim LASK musste er sich um diesen Posten aber mit Derflinger duellieren, der eine andere Schule besuchte.

Heute spielt Derflinger in der deutschen Regionalliga West beim SV Rödinghausen und Kovacic in der Premier League bei Chelsea. Beide hatten bei ihren neuen Klubs zunächst mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, durchgesetzt hat sich anschließend aber nur einer. Als Derflinger noch in der U17 des FC Bayern spielte, war Kovacic längst Stammspieler bei den Dinamo-Profis.

Meteo Kovacic 2011 bei seiner ersten Profistation Dinamo Zagreb.
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Meteo Kovacic 2011 bei seiner ersten Profistation Dinamo Zagreb.

Mateo Kovacics verpasste den Titel in der Schülerliga

Nach zwei nationalen Doubles wechselte er 2013 für elf Millionen Euro zu Inter Mailand. Zweieinhalb Jahre später zog er als kroatischer Nationalspieler für mehr als das Dreifache zu Real Madrid weiter. 2018 ging es dann zunächst per Leihe und später fest zu Chelsea, wo er unter Thomas Tuchel Stammspieler ist. Mit ihm kann sich Kovacic genau wie mit seinen Kollegen Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Timo Werner auf Deutsch unterhalten.

"Ich bin dankbar dafür, was mir Österreich gegeben hat und bin froh, dort aufgewachsen zu sein", sagte er mal. Verlassen hat Kovacic Österreich einst aber ungekrönt: Bei seinen drei Schülerliga-Teilnahmen schaffte er es mit Linz/Kleinmünchen zwar stets ins Bundesfinale, landete dort aber auf den Plätzen fünf, sieben und vier. Den nächsten Titel holte die Schule erst 2015 und zwar mit dem Mittelfeldspieler Luka Sucic, der mittlerweile für die Profis von Red Bull Salzburg spielt.

Wie sein berühmter Vorgänger ist auch Sucic gebürtiger Linzer mit kroatischen Wurzeln. Als Freudenthaler Kovacic davon berichtete, da wusste sein ehemaliger Schüler aber schon längst Bescheid. "Er hat mir erzählt, dass er eh schon mit ihm in Kontakt ist, weil er ja auch ein Linzer Sportmittelschüler ist."

Mateo Kovacics Karrierestationen

ZeitraumKlubSpieleToreAssists
2010 bis 2013Dinamo Zagreb63711
2013 bis 2015Inter Mailand97811
2015 bis 2018Real Madrid10938
2018 bis heuteFC Chelsea13727
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