FC Liverpools Verletzungsprobleme in der Innenverteidigung: In Gedanken bei Toure und Skrtel

Jürgen Klopp hat beim FC Liverpool mit erheblichen Verletzungsproblemen zu kämpfen.
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Mit der Verletzung von Joe Gomez hat sich die ohnehin schon angespannte Personalsituation in der zuletzt äußerst anfälligen Innenverteidigung des FC Liverpool weiter verschärft. Wie konnte es soweit kommen? Und welche Optionen bleiben Trainer Jürgen Klopp noch?

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Vor dem Premier-League-Spitzenspiel gegen Manchester City am Sonntag (1:1) wurde Liverpools Trainer Jürgen Klopp zu Joe Gomez befragt - seinem zu diesem Zeitpunkt einzigen wirklich fitten Innenverteidiger mit ernsthafter Profierfahrung. Abgesehen von zwei Ausnahmen war der 23-jährige Gomez in dieser Saison bei jedem Pflichtspiel zum Einsatz gekommen.

"Ich bin sehr zufrieden mit seinen Leistungen. Er ist sehr wichtig für uns", sagte Klopp. Dann zählte er berühmte Innenverteidiger der jüngeren Klubhistorie auf, mit denen Gomez bei Liverpool schon zusammengespielt hat, von deren Erfahrung er bis heute profitiert: "Zunächst Kolo Toure, Mamadou Sakho, Martin Skrtel, dann Dejan Lovren, Virgil van Dijk, Joel Matip."

Sie alle sind mittlerweile verkauft, verletzt oder zumindest angeschlagen. Gomez und dessen Erfahrungen aus dem Zusammenspiel mit seinen berühmten Vorgängern waren Klopps einzige Hoffnung für die kommenden Wochen - bis er sich am Mittwochmorgen bei einem Training der englischen Nationalmannschaft schwer am linken Knie verletzte.

"Es war erschütternd zu sehen, was er für Schmerzen hatte", sagte Trainer Gareth Southgate. Gomez reiste für die Untersuchungen nach Liverpool, wo eine Sehnenverletzung diagnostiziert wurde. Am Donnerstagmittag teilte der Klub mit, dass Gomez erfolgreich am Knie operiert wurde und einen "signifikanten Teil" der restlichen Saison verpassen werde. Für Klopp ist das ein Tiefschlag von kolossalem Ausmaß.

FC Liverpool: Die Probleme des letztjährigen Quartetts

In der vergangenen Saison vertraute er in der Innenverteidigung auf das Quartett Gomez, van Dijk, Matip und Lovren. Ihre aktuelle Situationen?

Genau wie Gomez fehlt van Dijk bis tief in den Frühling, er zog sich beim Merseyside-Derby beim FC Everton Mitte Oktober (2:2) einen Kreuzbandriss zu. Matip kämpft seit längerem mit mysteriösen Muskelproblemen und kam in dieser Saison bisher lediglich 181 Minuten zum Einsatz (immerhin spielte er gegen City durch). Lovren wurde im Sommer für zwölf Millionen Euro an Zenit St. Petersburg verkauft, Ersatz kam keiner.

Im Falle von mehreren Verletzungen plante Klopp in der Innenverteidigung mit dem gelernten Mittelfeldspieler Fabinho als Notlösung. Dort musste er auch direkt aushelfen, ehe er sich Ende Oktober beim Champions-League-Spiel gegen den FC Midtjylland (2:0) selbst am Oberschenkel verletzte und seitdem ausfällt. Was nun?

Der FC Liverpool braucht die Talente Phillips und Williams

Klopp muss auf eine baldige Rückkehr von Fabinho sowie eine Stabilisierung von Matips Fitnesszustandes hoffen. Ansonsten bleibt ihm nichts anderes übrig, als in der Innenverteidigung auf hauseigene Talente zu setzen.

Der 18-jährige Niederländer Sepp van den Berg, vergangenen Sommer für 1,9 Millionen Euro von PEC Zwolle verpflichtet, spielte bei den Profis bisher noch keine Rolle. Ebenso der 17-jährige Franzose Billy Koumetio, der als äußerst talentiert gilt und in der Vorbereitung überzeugte - zuletzt aber selbst verletzt fehlte. Am vergangenen Wochenende bildeten van den Berg und Koumetio das Innenverteidiger-Duo der Reservemannschaft.

Zwei andere Talente durften sich dagegen bereits bei den Profis zeigen und wussten dabei durchaus zu überzeugen: Nathaniel Phillips und Rhys Williams. Gegen West Ham United (2:1) startete der 23-jährige Phillips, den Liverpool nach einem mäßig erfolgreichen Leih-Jahr beim VfB Stuttgart im Sommer eigentlich abgeben wollte. Gar schon fünfmal spielte der 19-jährige Williams, der in der vergangenen Saison beim Sechstligisten Kidderminster Harriers Spielpraxis sammelte.

Bis sich Liverpool im Winter-Transferfenster in der Innenverteidigung verstärken kann, wird das Talente-Duo gefragt sein - und zwar in einem äußerst dichten Spielplan. Angefangen mit dem Spitzenspiel gegen den aktuellen Tabellenführer Leicester City direkt nach der Länderspielpause stehen bis zum 2. Januar zwölf Pflichtspiele auf dem Programm.

FC Liverpool: Gute Ausgangspositionen, viele Gegentore

Gut sind immerhin die tabellarischen Ausgangspositionen: Trotz der Verletzungsprobleme führt Liverpool seine Champions-League-Gruppe mit Bergamo, Midtjylland und Ajax Amsterdam verlustpunktfrei an und liegt in der Premier League nur einen Zähler hinter Leicester punktgleich mit Tottenham Hotspur auf Platz drei.

Gerettet hat Liverpool zuletzt stets die glänzend aufgelegte Offensive: Neben dem seit langem etablierten Trio bestehend aus Mohamed Salah, Sadio Mane und Roberto Firmino überzeugte vor allem der 45-Millionen-Euro-Neuzugang Diogo Jota von den Wolverhampton Wanderers, dem in elf Pflichtspieleinsätzen bereits sieben Tore gelangen.

Im Kontrast dazu stehen die verheerenden Defensivleistungen: Kassierte Liverpool in der vergangenen Saison auf dem Weg zum Titelgewinn mit 33 Gegentoren die wenigsten aller Premier-League-Klubs, sind es in dieser Saison nach acht Spielen bereits 16. Noch mehr fingen sich ligaweit nur Leeds United und West Bromwich Albion.

Jürgen Klopp darf sich ob der Verletzungsserie bestätigt fühlen

Beim Ankämpfen gegen diese eklatante Schwachstelle muss Klopp in den kommenden Wochen übrigens nicht nur auf seine besten Innenverteidiger verzichten, sondern auch auf seinen Stamm-Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold. Er verletzte sich beim 1:1 gegen City an der Wade und fällt mehrere Wochen aus. Darüber hinaus fehlen derzeit auch die Mittelfeldspieler Alex Oxlade-Chamberlain und Thiago.

Als kleinen Trost darf sich Klopp ob der Verletzungsserie immerhin bestätigt fühlen: Genau wie City-Trainer Pep Guardiola weist er seit Wochen immer wieder auf den seiner Meinung nach viel zu engen Spielplan und die damit einhergehende Verletzungsgefahr für die Spieler hin. "Irgendjemand", sagte er neulich, "muss doch jetzt mal anfangen, nachzudenken!" Er selbst muss nun hauptsächlich darüber nachdenken, wie er die zahlreichen Ausfälle abfängt.

Premier League: Die aktuelle Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Leicester City818:9918
2.Tottenham Hotspur819:91017
3.FC Liverpool818:16217
4.FC Southampton816:12416
5.FC Chelsea820:101015
6.Aston Villa718:9915
7.FC Everton816:14213
8.Crystal Palace812:12013
9.Wolverhampton Wanderers88:9-113
10.Manchester City710:9112
11.FC Arsenal89:10-112
12.West Ham United814:10411
13.Newcastle United810:13-311
14.Manchester United712:14-210
15.Leeds United814:17-310
16.Brighton & Hove Albion811:14-36
17.FC Fulham87:15-84
18.West Bromwich Albion86:17-113
19.FC Burnley73:12-92
20.Sheffield United84:14-101
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