"Ich hoffe, dass dies ein Kickstart für viele weitere gute Spiele von ihm ist", sagte Edin Terzic am 20. Januar nach dem unerwarteten Bundesligadebüt von Hendry Blank beim 4:0-Sieg gegen den 1. FC Köln. Der damals 19-jährige Innenverteidiger musste nach der Pause ran, weil Niklas Süle über Rückenbeschwerden klagte und Mats Hummels sowie Emre Can ohnehin ausfielen.
Terzic hatte sich allerdings getäuscht. Lediglich zwölf Tage später war Blank Geschichte bei Borussia Dortmund. "Proaktiv", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, sei der Youngster "mit dieser sehr kurzfristigen Transferabsicht" auf den BVB zugekommen. Er wechselte schließlich zu Red Bull Salzburg.
Bis zu sieben Millionen Euro Ablöse könnten für die Westfalen herausspringen - eine stattliche Summe. Zwischen zehn und zwölf Millionen wiederum muss Dortmund hinlegen, möchte man die verankerte Rückkaufklausel eines Tages ziehen. Denn Blank einfach so für immer ziehen zu lassen, das kam für die Schwarz-Gelben nicht in Frage.
"Er ist ein hervorragender junger Spieler, sehr aufmerksam. Er kann nicht nur in der Innenverteidigung spielen, sondern auch auf der linken Seite. Hendry ist auf einem sehr guten Weg und ein Spieler, den wir sehr schätzen", sagte Terzic schon drei Monate, bevor er Blank in Köln ins kalte Wasser schmeißen musste.
Diese Aussage von Hendry Blank müsste den BVB schmerzen
Doch die Wertschätzung war für Blank, den der BVB damals in die zweite Mannschaft in der 3. Liga integriert hatte, nicht der entscheidende Faktor. Schon im Sommer 2023 hatte er gezögert, ob er überhaupt bis 2025 verlängern soll. "Ich habe mich gefragt, was für mich der richtige Weg ist. Ich war mir nicht sicher, ob ich als junger Spieler in der U23 in der 3. Liga genügend Spielpraxis erhalten würde. Und ohne Spielzeit kommst du nicht weiter. Ich hatte auch andere Angebote, war im Zwiespalt", sagte er damals den Ruhr Nachrichten.
Schon zu dieser Zeit hatten die Salzburger das Talent auf dem Radar und lockten mit ihrer ausgezeichneten Ausbildung, die Eindruck auf Blank machte. "Ich kenne die Geschichte des Klubs in Sachen Spielerentwicklung und weiß, wer schon alles hier gespielt hat und wo diese Spieler heute sind", sagte er dem Newsportal Salzburg24 vor ein paar Wochen. "Ob Sadio Mané oder Erling Haaland, Salzburg hat einen Ruf als Sprungbrett für junge Talente. In Europa gibt es wenige Klubs, die diesen Weg so erfolgreich gehen."
Das ist eine beinahe schon ketzerische Aussage, die die Borussia schmerzen müsste. Schließlich rühmt sich doch der BVB damit, jungen Spielern mit viel Potenzial die Möglichkeit zu geben, auf hohem Niveau schnell zu wachsen. Die Dortmunder waren auch alles andere als amüsiert über Blanks Weggang und hatten ihrerseits Argumente geliefert, damit der Abwehrspieler seinen Vertrag über 2025 hinaus erneuert.
Hendry Blank ohne ein Minute Spielzeit zum Start in Salzburg
"Das war ja eine Achterbahn", sagte Blank schließlich, als der Transfer nach Österreich Anfang Februar unter Dach und Fach gebracht war. "Der Wechsel hätte eigentlich dann doch nicht stattgefunden, dann hat er aber stattgefunden." Blank wollte schnellstmöglich Spielpraxis und das nicht in der 3. Liga, sondern so weit oben wie möglich. Was er bekam waren: null Einsatzminuten.
Lediglich siebenmal stand Blank bis Saisonende im Salzburger Kader, zu einer Einwechslung reichte es weder unter Trainer Gerhard Struber noch bei dessen Nachfolger Onur Cinel. Die Konkurrenz aus dem im Sommer zur AC Mailand gewechselten Strahinja Pavlovic und Oumar Solet war allerdings auch enorm, auch der ausgeliehene Flavius Daniliuc sowie die Youngster Samson Baidoo und Leandro Morgalla waren Blanks Kontrahenten.
Neues Land, neue Mitspieler, erster Wechsel im Seniorenbereich - Salzburg und Blank wussten, dass es Geduld benötigt, bis Integration und Akklimatisierung abgeschlossen sind. Dass er bei den stolpernden Roten Bullen, die ihre erste titellose Saison seit 2013 spielten, trotzdem nicht eine Sekunde eingesetzt wurde, war so jedoch gewiss nicht besprochen.
Hendry Blank: Das sind seine Stärken
"Anfangs war es für mich nicht ganz so einfach", bestätigte der heute 20-Jährige, der wie von ihm angekündigt im Sommer Gas gab und unter dem neuen Coach Pep Lijnders zu einem Gewinner der Vorbereitung avancierte. Blank, der Liverpools Virgil van Dijk als sein Vorbild nennt, überzeugte in vielerlei Hinsicht: Er bringt eine große Ruhe am Ball und ein gutes Aufbauspiel mit, ist sehr athletisch sowie zweikampf- und kopfballstark.
Am 1. Spieltag bekam Blank folgerichtig von Ljinders das Mandat für die Startelf. Beim 3:2-Sieg gegen den Grazer AK kam der Innenverteidiger in 79 Minuten auf sieben Balleroberungen, eine Zweikampfquote von 100 Prozent und er brachte 98 Prozent seiner Pässe an den Mann. "Er hat einen guten Schritt gemacht, er kann einen Diagonalball spielen und das Spiel gut strukturieren. Er ist sehr jung und hat riesiges Potenzial. Sein großer Vorteil ist, dass er ein Linksfuß ist", lobte Lijnders.
Mittlerweile jedoch ist bei den Salzburgern wie bei Blank etwas der Wurm drin. Dem sehr erfolgreichen August mit fünf Siegen aus sieben ungeschlagenen Pflichtspielen folgte bis heute dieselbe Anzahl an Dreiern - allerdings in doppelt so vielen Duellen. Besonders in der Champions League zahlte Salzburg mit seiner jungen Truppe viel Lehrgeld.
"Nie souverän": Hendry Blank und Salzburg zahlen Lehrgeld
Gegen Sparta Prag (0:3) ging der Auftakt in die Hose. Die Salzburger Nachrichten attestierten Blank dabei eine schwache Leistung, er habe "nie souverän" gewirkt. Auch gegen Brest (0:4) und Zagreb (0:2) setzte es deutliche Pleiten, in der Liga verlor man zudem krachend mit 0:5 gegen Meister Sturm Graz.
Blank hatte sich schon im August während seines zweiten Pflichtspiels eine Oberschenkelverletzung zugezogen und es dauerte mehr als einen Monat, bis er wieder auf dem Platz stand. "Verletzungen helfen in bestimmten Momenten nie, besonders wenn man in der Startelf ist", sagte Lijnders, der zusehends mit einer hohen Anzahl an Verletzten umgehen musste.
Seit der Klatsche gegen Sturm am 6. Oktober wartet Blank, der zwischenzeitlich erkrankt auch noch weitere drei Begegnungen fehlte, auf seinen nächsten Einsatz für die Mozartstädter. 10 Partien hat er in dieser Saison bislang absolviert, in acht davon stand er in der Startelf. "Er muss jetzt komplett schmerzfrei bleiben. Die Hamstrings (Muskeln im hinteren Oberschenkel, Anm.d.Red.) müssen komplett in Ordnung sein", sagte Lijnders, der sechs seiner elf Ligapartien nicht gewinnen konnte und nur 18 Punkte holte.
Hendry Blank machte beim DFB Eindruck am Kopfballpendel
Dass für Blank die Achterbahnfahrt gewissermaßen weiterging und er in Salzburg bislang eine unstete Zeit erlebte, ist unglücklich - mehr aber nicht. In einigen seiner Partien deutete er sein großes Talent mehr als an und damit sollte er langfristig auf jeden Fall einen festen Platz im Profifußball einnehmen. "Die Konkurrenz ist groß, aber das ist bei einem Klub wie Red Bull Salzburg ganz normal. Letztlich ist die Saison sehr lang und intensiv. Ganz wichtig ist es, möglichst wenige Verletzungen zu haben", sagte Blank.
Es ist mehr Ausnahme als Regel, dass die Entwicklung eines jungen Spielers zu Beginn seiner Zeit im Seniorenbereich und erst recht nach einem frühen Wechsel ins Ausland linear vonstatten geht. Sorgen machen sich daher weder Salzburg noch Blank.
Und der DFB offensichtlich auch nicht: Mitte Oktober feierte er sein Debüt für die U21 - und machte schon zuvor im Training Eindruck. Als Blank an das berüchtigte Kopfballpendel von Co-Trainer Hermann Gerland trat, köpfelte der 1,98 Meter große Verteidiger den Ball so hart, dass das Pendel umkippte.
Hendry Blank: Die Statistiken seiner Karriere
Verein | Pflichtspiele | Tore | Vorlagen |
Borussia Dortmund U17 | 4 | - | - |
Borussia Dortmund U19 | 35 | 2 | 2 |
Borussia Dortmund II | 13 | - | - |
Borussia Dortmund | 1 | - | - |
Red Bull Salzburg | 10 | - | 1 |