"Bittere Erinnerungen": Als Rivaldo in Brasilien Staatsfeind Nummer 1 war

Von Oliver Maywurm
Rivaldo, Brasilien
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Rivaldo hatte eine große Zeit als brasilianischer Nationalspieler inklusive WM-Titel 2002. Zunächst lief es aber ziemlich schlecht. Und das führte zu harter Kritik in Brasilien. Insbesondere nach den olympischen Spielen 1996.

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Denkt man an Rivaldo, denkt man an große brasilianische Spielmacher. Man denkt an exquisite Technik, einen unfassbar feinen linken Fuß, an Zauberei auf dem Platz. Und natürlich auch an den Gewinn des Ballon d'Or 1999 oder an den WM-Titel 2002, bei dem er gemeinsam mit Ronaldo und Ronaldinho eine der entscheidenden Figuren der Selecao war.

Was allerdings wenige wissen: Einige Jahre vor diesen großartigen Erfolgen war Rivaldo in Brasilien so etwas wie der Staatsfeind Nummer eins. Aber von vorne.

Nachdem er im Dezember 1993 sein Debüt in der Nationalelf gefeiert hatte, galt er eigentlich auch als sicherer Kandidat für Brasiliens WM-Kader 1994. Doch letztlich entschied sich der damalige Trainer Carlos Alberto Parreira doch gegen die Künste Rivaldos und allgemein für einen eher pragmatischeren Ansatz. Letztlich behielt er Recht, da die Brasilianer seinerzeit in den USA bekanntlich Weltmeister wurden.

Auch nach der WM 1994 wurde Rivaldo nicht immer nominiert, ehe das Olympische Fußballturnier 1996 sein erster großer Auftritt im Nationaltrikot werden sollte. Doch es kam anders.

Rivaldo: Olympia 1996 endet im Fiasko

Angeführt vom jungen Ronaldo und von Bebeto kamen Rivaldo und Co. bis ins Halbfinale. Dort wartete Nigeria, das mit Jay-Jay Okocha, Nwankwo Kanu oder Emmanuel Amunike einige große Namen in seinen Reihen hatte.

Brasilien war dennoch der Favorit und führte zur Pause bereits mit 3:1. Die Zwei-Tore-Führung hatte auch noch Bestand, als Rivaldo in der 67. Minute eingewechselt wurde. Dann nahm das Unheil seinen Lauf.

In der 78. Minute gelang Nigeria der Anschlusstreffer, in der 90. Minute sorgte der 3:3-Ausgleich von Kanu dafür, dass das Spiel in der Verlängerung entschieden werden sollte. Zwölf Minuten, die Rivaldo noch lange nachhingen - zumal der damals 24-Jährige, 1996 noch bei Palmeiras unter Vertrag, vor dem Anschlusstor Nigerias fahrlässig den Ball hergab und dann auch noch einige Großchancen nicht nutzen konnte.

Nach nur vier Minuten in der Verlängerung brachte wiederum Kanu die Nigerianer mit seinem Golden Goal dann ins Olympia-Finale gegen Argentinien, das sie letztlich auch gewannen und Gold holten. Und Rivaldo? Der wurde in ganz Brasilien von Medien und Fans zum Sündenbock für diese ganz bittere Niederlage abgestempelt. Auch Trainer Parreira zählte ihn öffentlich an.

"Ich habe bittere Erinnerungen an diese Zeit", sagte Rivaldo später einmal. Im Spiel um Platz 3, das Brasilien klar mit 5:0 gegen Portugal gewann, kam er nicht mehr zum Einsatz. Und für die Nationalmannschaft wurde er über ein Jahr lang nicht mehr nominiert.

2002 erlebte Rivaldo bei der Weltmeisterschaft seinen Höhepunkt.
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2002 erlebte Rivaldo bei der Weltmeisterschaft seinen Höhepunkt.

Rivaldo: Vom Staatsfeind zum WM-Helden

Doch letztlich hatte diese Erfahrung für Rivaldo auch etwas Gutes. Nach Olympia wechselte er zu Deportivo La Coruna, trumpfte dort groß auf und ging 1997 für 23,5 Millionen Euro zum FC Barcelona. Bei den Katalanen sollte dann seine Weltkarriere so richtig starten.

Das Fiasko bei Olympia und das Echo darauf ließen ihn "die Motivation finden, allen zu zeigen, dass die Kritik an mir unberechtigt war", betonte Rivaldo mal. Im Herbst 1997 kehrte er in die Selecao zurück, war bei der WM 1998 einer der Stars und feierte 2002 den WM-Titel. Und sorgte dafür, dass man heute vor allem an große brasilianische Spielmacher denkt, wenn der Name Rivaldo fällt.

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