Kommentar zu Klopps Triumph über Flick: The Most Popular

Von Kerry Hau
Jürgen Klopp ist Welttrainer des Jahres 2020 - mit Recht?
© getty

Der neue alte Welttrainer Jürgen Klopp wundert sich mit Recht: Nicht der beste Coach des Jahres hat bei der FIFA-Gala triumphiert. Dass Hansi Flick nach seinem Siegeszug mit dem FC Bayern leer ausgeht, ist ähnlich fragwürdig wie die Nominierung von Cristiano Ronaldo und Lionel Messi für den Weltfußballer-Titel. Der Fehler liegt im System. Ein Kommentar.

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Weltfußballer Robert Lewandowski, Welttorhüter Manuel Neuer - aber kein Welttrainer Hansi Flick. Sicher, Jürgen Klopp kann mit dem Gewinn des ersten Premier-League-Titels seit 30 Jahren sowie dem Triumph bei der Klub-Weltmeisterschaft auch auf ein fantastisches Jahr 2020 mit dem FC Liverpool zurückblicken.

Die englische Liga ist die ausgeglichenste und damit womöglich am schwierigsten zu gewinnende in Europa. Ein Blick ins Gesicht des ehemaligen Dortmunder und Mainzer Trainers nach seiner Auszeichnung verriet aber, dass sogar er sich fragte: Warum ich?

"Ich bin nicht der Beste, habe aber gewonnen", hielt Klopp dann ein paar Sekunden später auch wörtlich fest. Bayerns Erfolgsvater Flick, der in den zurückliegenden zwölf Monaten eine am Boden liegende Ansammlung von Spielern zu Europas gefürchtetster Mannschaft formte und mehr Titel gewann (5) als Spiele verlor (3), wäre bei aller Achtung vor Vorjahressieger Klopp der einzig würdige und verdiente Welttrainer 2020 gewesen.

Weltfußballer-Kandidaten Warum Ronaldo und Messi?

Am Donnerstagabend zeigte sich aber einmal mehr, dass bei diesen Veranstaltungen nicht immer die Besten, sondern die Beliebtesten honoriert werden. Flick und Klopp waren in der Punktewertung gleichauf, den Statuten des Weltverbandes zufolge triumphierte jedoch Letzterer, weil mehr Trainer für ihn stimmten.

Ausgerechnet die Trainer, von denen man eine objektive Beurteilung noch am ehesten erwarten würde, missachteten das Leistungsprinzip. Ohne seiner Meisterschaft mit Liverpool den Wert absprechen zu wollen: Klopp setzte sich in erster Linie aufgrund seiner weltweiten Bekanntheit und Popularität gegen Flick durch.

Ähnlich gestaltete sich auch die Zusammenstellung der Weltfußballer-Kandidaten. Lewandowskis Nominierung war ebenso unstrittig wie dessen Triumph. Aber weshalb befanden sich Cristiano Ronaldo und Lionel Messi unter den Top drei? Ronaldo schoss zwar dutzende Tore, schied mit Juventus aber bereits im Achtelfinale der Champions League aus, während Messi keinen einzigen Titel mit dem FC Barcelona gewann und beim 2:8-Debakel gegen die Bayern wie seine Kollegen auf ganzer Linie versagte.

Die FIFA muss ihren Wahlmodus überdenken

Ein Spieler von Paris Saint-Germain, etwa Neymar oder Kylian Mbappe, hätte sich gerade aufgrund des starken Abschneidens der Franzosen in der Champions League zumindest einen Platz auf dem Podium verdient. Ebenso wie Kevin de Bruyne, immerhin Spieler des Jahres in England, oder so manch anderer Quintuple-Gewinner der Bayern wie Welttorhüter Neuer.

Der Fehler liegt im System. Die FIFA muss ihren Wahlmodus überdenken, die Stimmen der Kapitäne, Trainer, Journalisten und Fans entweder anders gewichten oder nach Vorbild von France Football beim Ballon d'Or eine neutrale(re) Experten-Jury zusammenstellen. Anderenfalls sollte die Veranstaltung in Zukunft vielleicht lieber "The Most Popular" statt "The Best" heißen.

FIFA-Awards: Alle Sieger im Überblick

KategorieSieger
WeltfußballerRobert Lewandowski (FC Bayern)
WeltfußballerinLucy Bronze (Olympique Lyon)
WelttrainerJürgen Klopp (FC Liverpool)
WelttrainerinSarina Wiegman (Niederlande)
WelttorhüterManuel Neuer (FC Bayern)
WelttorhüterinSarah Bouhaddi (Olympique Lyon)
Puskas-AwardHeung-min Son (Tottenham Hotspur)
Fair-Play-AwardMattia Agnese
Fan-AwardMarivaldo Francisco da Silva
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