Vor 30.000 Zuschauer im Ramon Sanchez Pizjuan gelang Hannovers Mohammed Abdellaoue das 1:0 (23.), das Teamkollege Emanuel Pogatetz per Eigentor jedoch ausglich (37.).
In der zweiten Hälfte hatte Sevilla ein Übergewicht, kam jedoch nur vereinzelt zu Chancen. 96 gelang mit dem Weiterkommen der größte internationale Erfolg. Die Gruppengegner werden am Freitagmittag in Monaco ausgelost (12.45 Uhr im LIVE-TICKER).
Reaktionen:
Mirko Slomka (Trainer Hannover 96): "In diesem Spiel war alles drin, und wir haben kühlen Kopf behalten. Wir haben das sehr geschickt gemacht und vorne attackiert. Daher sind wir nicht unverdient eine Runde weiter. Jetzt dürfen die Spieler etwas ausspannen. Besonders für unsere Fans freut mich der Sieg riesig."
Jan Schlaudraff (Hannover 96): "Das war sehr schwierig, Sevilla war so etwas wie der Geheimfavorit. Wir haben mit allem dagegengehalten, was wir hatten, und einen großen Fight hingelegt. Ich glaube, dass wir verdient weitergekommen sind. Das hier war ein absoluter Hexenkessel. Wir sind sehr froh und stolz."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Hannover mit der gleichen Startelf wie beim 1:1 gegen Hertha BSC. Bei Sevilla beginnt Trochowski auf der Doppel-Sechs. Im Vergleich zum Hinspiel gibt es drei Veränderungen: Alexis, Medel und Perott rein - Armenteros, Fazio und Spahic raus.
5.: Doppelchance für Kanoute: Erst ein Kopfball, dann ein feiner Schlenzer aus 23 Metern. Beide aber drüber.
15.: Erneute Doppelchance: Kanoute legt per Kopf auf Negredo ab, der aus sieben Metern halblinks draufhält - Pfosten! Navas kommt an den Abpraller, aber Haggui klärt.
23., 0:1, Abdellaoue: Rausch setzt sich entschlossen links durch und flankt halbhoch Richtung Fünfer. Abdellaoue schleicht sich vom Gegenspieler weg und schiebt den Ball vor Palop ins Tor. Sevillas Keeper sah dabei nicht gut aus.
29.: Negredo hält aus zentraler Position von der Strafraumgrenze drauf. Zieler macht sich lang und fischt das Geschoss in höchster Not aus dem Winkel.
30.: Kanoute steht nach einem langen Ball in den Strafraum völlig allein vor dem 96-Schlussmann, nimmt die Kugel unbedrängt runter und zieht aus knapp zehn Metern ab. Wieder bleibt Zieler Sieger.
37., 1:1, Pogatetz (Eigentor): Trochowski bedient mit einem Traumpass Perotti, der vom linken 16er-Eck butterweich flankt. Haggui geht nicht entschlossen zum Ball, Pogatetz ist verdutzt und lenkt den Ball ins eigene Netz.
57.: Trochowski mit der Freistoß-Flanke fast von der Mittellinie. Abdellaoue schläft und lässt Escude frei zum Kopfball - Zentimeter rechts vorbei.
75.: Steilpass auf Schaudraff. Er legt den Ball an Palop vorbei, der aus dem Tor gestürmt kommt und Schlaudraff klar foult. Aber: kein Elfmeter.
79.: Schlaudraff bedient Rausch. Statt einfach in die Mitte auf Abdellaoue zu spielen, kommt ein komischer Schuss-Pass-Mix heraus, den Palop locker hat.
90., Rote Karte für Medel: Blackout des Sevilla-Abräumers. Mit den Stollen voran geht er in Pinto rein, obwohl das Spiel abgepfiffen war und Pinto den Ball nur in die Hand nahm.
90+3.: Letzte Chance: Escude aus 17 Metern - knapp rechts vorbei.
Fazit: Sevilla hatte mehr vom Spiel, aber Hannover war cleverer. Ein am Ende verdientes Remis.
Der Star des Spiels: Ron-Robert Zieler. Dem 22-Jährigen scheint nichts nervös zu machen. Zeigte im wohl wichtigsten Auswärtsspiel der 96-Historie eine erneut beeindruckende Leistung und bestätigte die Entscheidung des DFB-Trainerteams, ihn für die Nationalmannschaft zu nominieren. Musste nicht so viele Flanken abfangen, war jedoch oftmals auf der Linie gefordert - und hielt bravourös.
Der Flop des Spiels: Karim Haggui. Dass Hannover ungewohnt viele Angriffe des Gegners gestattete, lag vor allem an der schwachen Vorstellung von Haggui und Innenverteidiger-Partner Pogatetz. Kanoute behauptete fast jeden Ball und suchte selbst den Abschluss oder setzte Negredo ein. Und: Haggui war es, der vor Pogatetz' Eigentor nicht entschlossen zum Ball ging.
Der Schiedsrichter: Serge Gumienny. Anfangs eine starke Leistung des Belgiers: Sparte nicht mit Gelben Karten, blieb aber seiner Linie treu und ließ bei Bedarf auch das Spiel laufen, wenn es angemessen war. In der 75. Minute unterlief ihm jedoch eine grobe Fehlentscheidung: Statt nach dem klaren Foul von Sevillas Keeper Palop an Schlaudraff auf Elfmeter für 96 zu entscheiden, ließ er weiterlaufen.
Analyse: Ein nicht immer hochklassiges, aber ausgeglichenes Spiel zweier Mannschaften mit taktisch völlig unterschiedlichen Ausrichtungen. Sevilla mit fast 65 Prozent Ballbesitz, Hannover hingegen stand wie gewohnt tief und setzte auf Konter.
Ein am Ende erfolgreiches Unterfangen, weil die Spanier vor allem in der letzten Viertelstunde allzu berechenbar agierten: Entweder, Sevilla suchte das Heil in einer Eins-gegen-eins-Situation am Flügel. Oder: Leuchtturm Kanoute wurde hoch angespielt, der den Ball irgendwie zu verarbeiten versuchte.
96 machte genau das stark, was es schon letzte Saison ausgezeichnet hatte: Nüchtern und im Wissen der eigenen Fähigkeiten und Schwächen versuchten die Hannoveraner nicht zu zaubern, sondern bei einzelnen Gelegenheiten geradlinig nach vorne zu spielen.
Der Lohn: Das überraschende Weiterkommen gegen das favorisierte Sevilla, das auch international für Aufsehen sorgen dürfte.
FC Sevilla - Hannover 96: Alle Fakten zum Spiel