Wie sah denn der erste Kontakt zum BVB genau aus?
Pherai: Dortmund hatte sich schon bei meinem Berater gemeldet, danach haben mich Nachwuchskoordinator Edwin Boekamp und U17-Trainer Sebastian Geppert noch einmal bei einem Testspiel gegen Ajax beobachtet. Anschließend lud man mich nach Dortmund ein und Lars Ricken hat mir alles gezeigt. Ich sollte im Internat wohnen und für die U17 auflaufen. Das fand ich erst etwas komisch, weil ich dort zuvor schon in Alkmaar gespielt habe, aber es war ja schließlich auch mein Jahrgang.
Wie kamen Sie im fremden Land zurecht?
Pherai: Es war anfangs hart und schwierig, aber ich bin mit dem Ziel nach Dortmund gekommen, Profi zu werden. Daher wollte ich mich in diesen Phasen durchbeißen. Ich konnte kein Deutsch sprechen und andere nur wenig Englisch, da war mir auch manchmal langweilig im Jugendhaus. Ich habe viel mit meinen Freunden und der Familie telefoniert, mein Vater war auch fast jede Woche bei meinen Spielen.
Gingen Sie auch zur Schule?
Pherai: Ja, das hat mich ehrlich gesagt etwas überrascht. Ich habe in den Niederlanden so etwas wie den Realschulabschluss gemacht. Das war auch strikte Bedingung meiner Eltern, aber sie sagten, danach darf ich mich voll auf den Fußball konzentrieren. Dass ich in Deutschland erneut die Schulbank drücken muss, weil ich noch nicht volljährig war - das war hart für mich. Das Training, dazu viermal pro Woche Deutschunterricht, dann noch die Schulzeiten - ohne echte Deutschkenntnisse war das zunächst echt knackig. Ich wollte eigentlich nur trainieren. Diese Phasen gingen aber zum Glück alle schnell vorbei und ich habe mich immer besser an die neue Umgebung gewöhnt.
Auf dem Platz sowieso - nach den beiden Jahren bei der U17 und U19 stand jeweils der Meistertitel zu Buche. In 61 Pflichtspielen erzielten Sie 19 Tore und bereiteten 33 vor. An der einen oder anderen Stelle bezeichnete man Sie medial schon als "Supertalent". Wie gingen Sie damit um?
Pherai: Das habe ich eigentlich gar nicht mitbekommen. Ich war vor allem froh, dass es mir bei der U17 leicht von der Hand ging und ich schnell Leistung bringen konnte, da ich mich zuerst an das Niveau in Deutschland gewöhnen musste. Als dieser Prozess abgeschlossen war, lief es sehr gut. Bei der U19 war es in den ersten Wochen dann noch ein bisschen schwieriger, aber vom Prinzip her derselbe Ablauf.
U17-Trainer Geppert sagte damals: "Der Junge schleppt auch immer einen kleinen Rucksack mit, weil alle sagen, er muss die Spiele entscheiden." Haben Sie den Rucksack gespürt?
Pherai: Gerade in den Nachwuchsteams ist die Qualität der einzelnen Spieler doch immer wieder unterschiedlich. Ich war damals Leistungsträger, daher wusste ich, dass es auch an mir liegt, die Spiele zu entscheiden. Mir war auch klar: Ich kann Spiele entscheiden. Jetzt im Profibereich ist alles viel ausgeglichener. Da musst du als Einzelner wirklich herausragend sein, um noch denselben Einfluss zu haben. Viel wichtiger ist es, wie die Mannschaft gemeinschaftlich auftritt.
BVB: Das Abschneiden der U17 und U19 der vergangenen Jahre
Mannschaft | Erfolge |
BVB U17 | Meister 2014, Meister 2015, Vizemeister 2016, Halbfinale 2017, Meister 2018, Vizemeister 2019 |
BVB U19 | Meister 2016, Meister 2017, Halbfinale 2018, Meister 2019 |
Im Februar 2019 waren Sie erstmals beim Profitraining unter Lucien Favre dabei. Wie kam's?
Pherai: Ich erfuhr es von unserem U19-Coach Michael Skibbe und dachte nur: Endlich darf ich mich zeigen! Ich war extrem motiviert. Alles war zwar deutlich schneller, aber ich konnte das Tempo mitgehen und fußballerisch mithalten. Es war aber schon ziemlich krass und hat mich schwer beeindruckt, wie gut dort manche Spieler waren. Anschließend durfte ich noch zwei-, dreimal mitmachen und dann im Sommer mit ins Trainingslager fahren.
Wie sah denn für Sie als Nachwuchstalent der Austausch mit der Profiabteilung genau aus?
Pherai: Zu U19-Zeiten hatte ich mit niemandem direkten Kontakt, aber ich wusste, dass sie aufgrund meiner Leistungen über mich sprechen. Der Austausch begann ab dem Winter-Trainingslager in Marbella 2020 vor allem über Talente-Manager Otto Addo, weil ich dann ja auch regelmäßiger oben mit dabei war.
Welche Rückmeldung bekamen Sie von Favre?
Pherai: Mit ihm hatte ich nur einmal ein Einzelgespräch, zu Beginn der vergangenen Saison: Er meinte, ich werde bei ihm dieses Jahr nicht viel spielen. Das kam für mich zwar nicht völlig überraschend, aber irgendwie dann doch, denn mir wurde eine gute Vorbereitung attestiert. Da ich es gewohnt war, immer zu spielen, war mir unter diesen Bedingungen klar, dass jetzt auch eine Leihe für mich interessant sein kann - vor allem in eine 1. Liga.
Damals stand auch im Raum, dass Sie bald einen Profivertrag unterschreiben.
Pherai: Dazu ist es bisher nicht gekommen. Als ich nach Dortmund ging, erhielt ich einen Vertrag über drei Jahre mit einem Jahr Option. Dieses vierte Jahr war nun die Saison bei Zwolle. Daher habe ich zuvor meinen Vertrag beim BVB um ein Jahr verlängert, 2022 läuft er aus.
Bei PEC Zwolle kamen Sie auf die anvisierten Erstligaeinsätze. Wäre denn auch ein fester Wechsel in Frage gekommen oder wollten Sie grundsätzlich beim BVB bleiben?
Pherai: Mir ging es vor allem um die Spielpraxis auf hohem Niveau, nachdem ich in Dortmund bereits bei den Profis angekommen war. Zwolle war schon länger an mir interessiert, daher war das eine gute Lösung. Mein Plan war aber, dass ich mich dort weiterentwickele, um anschließend für die BVB-Profis eine noch bessere Option zu sein.