FC Bayern: Aus diesen Gründen droht die Blamage im Pokal kein Ausrutscher zu sein

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Eigentlich sollte das Pokal-K.o. des FC Bayern München beim 1. FC Saarbrücken keine existenziellen Fragen aufwerfen. Doch die Blamage hat sich abgezeichnet - und das Auftreten von Spielern und Funktionären bereitet Kopfzerbrechen. Ein Kommentar.

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So blamabel - und verdient - das Last-Minute-K.o. des FC Bayern München in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken auch war: Eigentlich ist es kein Grund, jetzt am großen Rad zu drehen und existenzielle Fragen zu stellen.

Was wäre der DFB-Pokal schließlich ohne seine Blamagen?

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Und was hat der FC Bayern nach dem letzten Pokalaus gegen einen mindestens zwei Klassen schwächeren Gegner noch gewonnen? Richtig, die Champions League! 2001 war das, im Finale gegen den FC Valencia, nachdem im DFB-Pokal in jener Saison beim sogar viertklassigen 1. FC Magdeburg Schluss gewesen war.

Insofern sollte auch das K.o. in Saarbrücken grundsätzlich nicht überbewertet werden.

Wenn es sich nicht irgendwie abgezeichnet hätte. Und wenn nicht das Auftreten der Münchner - und eben nicht nur der Spieler - für Stirnrunzler sorgen würde.

Thomas Tuchel, FC Bayern
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FC Bayern: Mannschaft fällt unter Thomas Tuchel nicht viel ein

Zunächst zum Sportlichen: Sicher, die Ergebnisse haben in den vergangenen Wochen stets gestimmt, das in vielen Beziehungen bemerkenswerte 8:0 gegen den SV Darmstadt 98 ist erst wenige Tage her. Bisher konnten sich die Bayernspieler mit einigem Recht rühmen, dass sie jeder Schwächephase trotzen könnten, dass sie resilient seien und ihre Mentalität stimmen würde.

Doch obwohl die Ergebnisse in der Tat bis Mittwoch in jedem Wettbewerb - und auch gegen durchaus starke Gegner - stimmten, wurde man als Beobachter nie das Gefühl los, dass die Spiele eben auch furchtbar schief gehen könnten, dass irgendwann nicht der FC Bayern 8:0 gewinnen, sondern irgendwann - sagen wir: 1:5 oder 2:8 - verlieren würde. Und das nicht mal unbedingt nur gegen Gegner vom Kaliber Manchester Citys.

Insofern könnte diese Blamage in Saarbrücken vielleicht sogar ein Warnschuss zur richtigen Zeit gewesen sein und den Spielern klarmachen, dass die Glückssträhne vorbei sein könnte und halbzeitlange Schwächeperioden in der Regel bestraft werden.

Trainer Thomas Tuchel ehrt es zwar, dass er die Fehlerkette, die zum 1:2 in Mainz führte, auf die eigene Kappe nahm, weil er den schließlich zu zögerlichen Kingsley Coman zur Absicherung des Einwurfs geschickt hatte und dadurch Konrad Laimer und Min-Jae Kim die Situation auf eher verlorenen Posten verteidigen mussten, aber Tatsache ist, dass den Bayern unter ihm auch nach mehr als sieben Monaten im Spielaufbau nicht so arg viel einfällt, außer eben die Spezialkönner anzuspielen und auf deren Spezialkönnen zu hoffen.

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Bayern braucht einen Sportvorstand

Als ultimativen Warnschuss sollten aber auch die Mitglieder des ehemaligen Transferkomitees (ohnehin ein veritabler Kandidat für das FCB-Unwort des Jahres) das Spiel in Saarbrücken begreifen. Durch die Verletzung des im Grunde gerade erst genesenen Matthijs de Ligt droht den Bayern ein Ausflug zum Spitzenspiel nach Dortmund mit nur einem gesunden - und auch nicht immer fehlerfreien - Innenverteidiger Min-Jae Kim und wegen der Rotsperre von Joshua Kimmich nur einem defensiven Mittelfeldspieler mit mehr als einem Bundesligakarriereeinsatz (Konrad Laimer). Viel Vergnügen dabei!

Ob Bayerns CEO Jan-Christian Dreesen angesichts der personellen Misere wieder "Kreativität" von Tuchel fordert? Besser wäre es, wenn er seinen schon damals nach dem Ende des für den FC Bayern peinlichsten Deadline Days in der Geschichte des Transfermarktes maximal unangebrachten Spruch revidiert, und Tuchel und der Mannschaft im Winter die Verstärkungen organisiert, die die zweifellos vorhandenen Spitzenspieler im Kader des FC Bayern auch zu einer Spitzenmannschaft machen würden. Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat ja am Montag gesagt, Tuchel erhalte im Winter alles, "was nötig ist". Besser wäre: Tuchel bekäme alles, was er braucht - und der FC Bayern vielleicht auch wieder einen Sportvorstand, der solche Dinge regelt. Statt eines Komitees, in dem alle, wie es scheint, vor allem über- und durcheinanderreden, anstatt die nötigen Transfers am Ende auch wirklich zu tätigen.

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FC Bayern: Spieler müssen auf Thomas Müller hören!

Und dann wäre zu hoffen, dass einigen Spielern die öffentliche Kopfwäsche des unvergleichlichen Thomas Müller wegen der Nicht-Beachtung der Fans zu denken gibt und sie verstehen, bei welchem Verein sie eigentlich gelandet sind. Müller hatte völlig Recht, als er sagte: "Es geht nicht darum, irgendwelche Lieder zu singen oder zu klatschen", aber ein paar Respektsbekundungen den Fans gegenüber haben noch niemandem geschadet.

Sollte das passieren, dann dürfte diese größte Pokalblamage seit 23 Jahren wirklich nur als Ausrutscher in die Geschichte eingehen.