Deutschland - Schweiz 3:3: Desolate DFB-Defensive sorgt für nächsten Dämpfer

Joshua Kimmich und Manuel Neuer ärgern sich über einen der drei Gegentreffer gegen die Schweiz.
© imago images / Jan Huebner

Die deutsche Nationalmannschaft hat einen weiteren Dämpfer in der Nations League kassiert. Im Duell mit der Schweiz kam das Team von Joachim Löw aufgrund einer desolaten Defensivleistung nicht über ein 3:3 (1:2) hinaus (die Highlights im Video).

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Immerhin: Weil Spanien im Parallelspiel der Nations-League-Gruppe A überraschend mit 0:1 (0:0) in der Ukraine verlor, machte die Löw-Elf durch ihr Remis Boden gut auf den Tabellenführer.

"Wir sind nach vielen Rückschlägen immer zurückgekommen, haben eine gute Moral bewiesen", sagte Torschütze Kai Havertz nach dem Abpfiff in der ARD: "Wir befinden uns noch immer in einem Prozess, haben eine junge Mannschaft. Wir lassen uns von unserem Weg nicht abbringen."

Zufrieden waren die Spieler mit den vorangegangen 90 Minuten trotzdem nicht. "Wir haben natürlich den Anspruch, solche Spiele zu gewinnen", meinte Toni Kroos nach seinem 100. Länderspiel. Allen voran die Defensive hinterließ keinen souveränen Eindruck. "Klar: Wenn es drei Gegentore gibt, ist es defensiv nicht gut", erkannte auch Kroos.

Hier gibt es alle Stimmen zur Partie.

Nations League: Die deutsche Gruppe nach dem 4. Spieltag

PlatzTeamSpieleToreDiff.Punkte
1Spanien46:2+47
2Deutschland47:6+16
3Ukraine44:7-36
4Schweiz45:7-22

Deutschland - Schweiz: Die Analyse

Löw veränderte sein Team gegenüber dem 2:1-Sieg am Samstag in Kiew auf drei Positionen: Gosens, Havertz und Werner starteten anstelle von Süle, Halstenberg und Draxler. Bedeutete auch: Der Bundestrainer rückte von seinem System mit drei Innenverteidigern ab und setzte erstmals seit zwei Jahren wieder auf eine Viererabwehrkette.

Offensiv tat die Umstellung der deutschen Elf merklich gut, sie kam schneller ins letzte Drittel und zeigte gegen die tief gestaffelten Schweizer bisweilen gute Kombinationen. Die Defensive präsentierte sich jedoch noch anfälliger als zuletzt.

Gerade in der Anfangsphase lief geradezu alles schief, was schieflaufen konnte. Der von Deutschlands nachlässigem Innenverteidiger-Pärchen Ginter/Rüdiger aus den Augen verlorene Gavranovic tauchte nach fünf Minuten völlig frei vor Neuer auf, um die frühe Schweizer Führung zu besorgen.

DFB-Team: Defensive lässt Zweifel aufkommen

Freuler legte nur 20 Minuten später nach einem schnellen Gegenstoß nach, den ausgerechnet Jubilar Kroos mit einem Ballverlust eingeleitet hatte. Auch in dieser Situation standen die Innenverteidiger aber wieder zu weit von ihren Gegenspielern entfernt, von Kompaktheit und Abstimmung mit den Vorderleuten Kimmich, Goretzka und Co. fehlte jede Spur.

Das schnelle Anschlusstor von Werner, der praktisch im Gegenzug den Ball etwas glücklich an Sommer vorbei ins lange Eck spitzelte, hielt die deutsche Moral aufrecht. Vor der Pause intensivierte die Löw-Elf ihre Bemühungen und kam fast zum Ausgleich, als Linksverteidiger Gosens eine schöne Kombination mit einem Außenristschuss aus 20 Metern abschloss, im Gladbacher Keeper jedoch seinen Meister fand.

Nach dem Seitenwechsel wurde das Spiel zunehmend wilder. Erst glich Havertz nach einer starken Einzelleistung, der ein Fehlpass von Schär vorausgegangen war, zum 2:2 aus (55.), dann schlugen die konterstarken Gäste nur 180 Sekunden später in Person von Gavranovic erneut zu, weil die desolate Hintermannschaft des DFB erneut schlief. Gnabry war es dann, der per Hacke den erneuten deutschen Ausgleich besorgte (60.).

In der Schlussphase beackerten sich beide Mannschaften, ohne jedoch klare Chancen zu kreieren. Schär sah in der Nachspielzeit wegen eines taktischen Fouls noch Gelb-Rot. Es blieb bei einem leistungsgerechten Remis, das erneute Zweifel an der Tauglichkeit der deutschen Abwehr aufkommen ließ.

Deutschland - Schweiz: Die Aufstellungen

  • Deutschland: Neuer - Klostermann, Ginter (77. Can), Rüdiger, Gosens (57. Halstenberg) - Kimmich, Kroos, Goretzka - Gnabry, Havertz (77. Draxler), Werner
  • Schweiz: Sommer - Widmer, Elvedi, Schär, Rodriguez - Zuber (66. Fernandes), Freuler (85. Benito), Xhaka, Shaqiri (66. Sow) - Gavranovic (75. Mehmedi), Seferovic (85. Itten)

Deutschland - Schweiz: Die Daten des Spiels

Tore: 0:1 Gavranovic (5.), 0:2 Freuler (26.), 1:2 Werner (28.), 2:2 Havertz (55.), 2:3 Gavranovic (56.), 3:3 Gnabry (60.)

Gelb-Rote Karte: Schär (90.+4/Schweiz)

  • Kimmich absolvierte gegen die Schweiz sein 50., Kroos sogar sein 100. Länderspiel für Deutschland. Nur 13 spielten im DFB-Dress häufiger als der Profi von Real Madrid. Hier geht's zur Übersicht.
  • Deutschland konnte seit sechs Spielen keine Weiße Weste mehr behalten - das ist die längste Flaute seit der Saison 2017/18 (inklusive WM 2018), damals gab es sogar acht Spiele in Folge kein zu null für das DFB-Team.
  • Das 1:0 für die Schweiz war das früheste Gegentor für das DFB-Team seit Mai 2009. Damals traf Chinas Junmin Hao ebenfalls in der 5. Minute.

Der Star des Spiels: Mario Gavranovic (Schweiz)

Bereitete seinem früheren Schalker Mitspieler Neuer mit seinem Doppelpack einen Abend zum Vergessen. Besonders stark sein zweites Tor, als er den Ball aus elf Metern trocken und unhaltbar unter die Latte knallte.

Der Flop des Spiels: Antonio Rüdiger (Deutschland)

Hatte Probleme in der Absprache mit seinem Innenverteidigerkollegen Ginter. Seferovic lief ein um das andere Mal in seinen Rücken. Blackout beim 0:2, als der Ball nicht von der Linie köpfen konnte. Desolat auch in der Entstehung beim 2:3, als er nur langsam auf seine Position zurücktrabte.

Der Schiedsrichter: Ruddy Buquet (Frankreich)

Verwies Schär in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot zurecht des Platzes und verteilte fünf weitere Gelbe Karten an Gosens (36.), Gavranovic (50.), Xhaka (51.), Kroos (60.) und Rüdiger (90.+5), die ebenso allesamt berechtigt waren. Souveräner Auftritt des Franzosen.

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