FC Bayern München steht im Viertelfinale der Champions League: Gespräch größer Spiel

Der FC Bayern steht im CL-Viertelfinale.
© imago images/kolbert-press

Der FC Bayern München hat gegen Lazio Rom souverän das Champions-League-Viertelfinale erreicht (hier geht's zu den Highlights der Partie) und führt die Bundesliga an - doch paradoxerweise herrscht trotzdem Unruhe.

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Wüsste man es nicht besser, hätte man die Aufstellung von Alexander Nübel als großes Versöhnungsgeschenk von Hansi Flick an Hasan Salihamidzic werten können. Die Personalie ist bekanntlich eines der vermeintlich größeren Streitthemen zwischen dem Trainer, der sich in seine Startelf nicht reinreden lassen will, und dem Sportvorstand, der Nübel eine gewisse Anzahl an Einsätzen zugesichert haben soll.

Tatsächlich spielte der 24-jährige Ersatzkeeper gegen Lazio Rom aber nur aus einem Grund, und zwar, weil sein unumstrittener Vorgesetzter Manuel Neuer erkältet fehlte. Nübel absolvierte beim Achtelfinal-Rückspiel der Champions League jedenfalls seinen dritten Einsatz für den FC Bayern und fiel dabei weder positiv noch negativ auf. Ein schlampiger Pass von ihm wurde geblockt, einen eher ungefährlichen Schuss parierte er und beim späten Gegentor durch Marco Parolo konnte er wenig machen.

Nach dem 4:1-Sieg im Hinspiel gewann der FC Bayern das Rückspiel gegen Lazio dank Treffern von Robert Lewandowski und Eric Maxim Choupo-Moting mit 2:1 und zog somit souverän ins Viertelfinale ein. Die Meldung des Tages war aber nicht das Spiel, sondern Flicks Enthüllung im direkten Anschluss, wonach es im Laufe des Tages ein klärendes Gespräch mit Salihamidzic gegeben habe. "Wir sind beide aufeinander zugegangen und haben das aus der Welt geschafft. Ganz im Sinne des Vereins", erklärte Flick, ohne Details zum Inhalt zu nennen.

Der Konflikt zwischen Hansi Flick und Hasan Salihamidzic

Der nun offensichtlich unausweichlich gewordene Gesprächsbedarf bestätigt auch, dass sich der schon seit langem schwelende Konflikt zwischen Flick und Salihamidzic in Sachen Personalpolitik und Spielerbewertungen in den vergangenen Wochen zugespitzt hatte. Die Rede ist sogar von lautstarken Auseinandersetzungen und eingeschalteten dritten Personen, die als Schlichter eingreifen mussten.

Flick selbst gab jüngst zu, dass zwischen den beiden "nicht immer Einigkeit herrscht". Salihamidzic äußerte sich zu der Thematik nicht - und vermied auch im Zuge der Nachfolger-Suche für Bundestrainer Joachim Löw ein öffentliches Bekenntnis zu dem Trainer, der dem FC Bayern in seiner bisher knapp eineinviertel Jahre langen Amtszeit sechs von sechs Titel bescherte. Ein vielsagendes Schweigen.

Dank dieser Zutaten geriet der FC Bayern in eine der wohl paradoxesten Situationen der jüngeren Klubgeschichte: Denn während intern Unruhe herrscht und deshalb letzten Endes womöglich sogar der vorzeitige Abschied des bis 2023 gebundenen Erfolgstrainers droht, scheint die Mannschaft selbst in sich zu ruhen. Sie spielt jedenfalls zumeist ansehnlich und vor allem äußerst erfolgreich Fußball.

FC Bayern zum 19. Mal im Champions-League-Viertelfinale

In der Bundesliga fand der FC Bayern nach Patzern gegen Arminia Bielefeld und Eintracht Frankfurt Mitte Februar in die Erfolgsspur zurück, schlug den Rivalen Borussia Dortmund und rangiert nun vier Punkte vor RB Leipzig an der Tabellenspitze. Und in der Champions League ist er weiter auf Rekordjagd: Der diesjährige Einzug ins Viertelfinale ist der 19. der Geschichte, öfter schaffte das kein anderer Klub (der FC Barcelona 18-mal). Der Sieg gegen Lazio war unterdessen das 19. Spiel im Wettbewerb in Folge ohne Niederlage (18 Siege).

Obwohl die Mannschaft dabei nicht glänzte, spielte sie laut Flick auf "die Art und Weise, wie ich mir das vorstelle". Abgesehen von der Eindeutigkeit des Ergebnisses und der generellen Dominanz gab es auch mehrere einzelne Aspekte, die ihn freudig stimmen dürften:

  • Leroy Sane setzte seinen seit Wochen anhaltenden Aufwärtstrend fort, sorgte im Offensivspiel für einen Hauch Anarchie sowie Zielstrebigkeit und - mindestens genauso wichtig - arbeitete wieder gut mit nach hinten.
  • Torjäger Robert Lewandowski traf erneut und steht in dieser Saison nun bereits bei 39 Toren in 35 Pflichtspielen.
  • Der eingewechselte Eric Maxim Choupo-Moting bewies wie zuletzt beim 5:1 gegen den 1. FC Köln seine Torgefahr und empfahl sich erneut für eine Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrags.
  • Der zuletzt an Corona erkrankte Benjamin Pavard zeigte auf der Problem-Position rechts hinten eine ordentliche Leistung - genau wie die ganze Viererkette übrigens, die abgesehen von dem Gegentor nach einem Standard nichts zuließ.

Joshua Kimmich: Erst der Pokal, dann der Wunsch

Zum Spieler des Spiels gewählt wurde aber Joshua Kimmich, der schon am Samstag beim 3:1-Sieg bei Werder Bremen zu den Besten seiner Mannschaft zählte. Obwohl das Duell mit Lazio zu keinem Zeitpunkt zu kippen drohte, kämpfte und schrie Kimmich auf dem Platz sogar für seine Verhältnisse erstaunlich emotional. Höhepunkt war ein Kopf-an-Kopf-Gespräch mit einem Laziali.

Nach dem Spiel stand Kimmich dann mit seinem kleinen Spieler-des-Spiels-Pokal ruhig da und äußerte einen Wunsch, den ihm vor allem sein Trainer und Sportvorstand erfüllen könnten: "Man bekommt es natürlich mit, was geschrieben und diskutiert wird. Am Ende des Tages wäre es bei dem Erfolg, der gerade da ist, schöner, wenn Ruhe einkehrt und wir nicht internen Zündstoff nach außen geben." Mit dem Gespräch vom Mittwoch scheint ein erster Schritt aus der paradoxen Situation getan zu sein.

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