BVB - Erkenntnisse zum 1:1 von Borussia Dortmund bei der PSV Eindhoven: Wird Jadon Sancho für Edin Terzic zum Dilemma?

Von Oliver Maywurm
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Der BVB erarbeitet sich im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals in Eindhoven eine ordentliche Ausgangsposition, die Leistung der Dortmunder fiel jedoch durchwachsen aus. Torschütze Donyell Malen brachte zuletzt vermisste Elemente ein, während Jadon Sancho für Edin Terzic zum Dilemma werden könnte.

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Ein durchwachsener Abend endete für Borussia Dortmund in Eindhoven in einem Ergebnis, das für das Rückspiel im Signal Iduna Park Mitte März alle Chancen intakt hält. Der wieder einsatzbereite Donyell Malen, bester Akteur des BVB, brachte die Westfalen mit einem sehenswerten Treffer in Führung.

Danach lief beim BVB im Offensivspiel nicht mehr viel zusammen, Eindhoven hatte die besseren Gelegenheiten. Nach knapp einer Stunde wurden die Niederländer mit dem Tor zum 1:1-Endstand belohnt, der von Luuk de Jong verwandelte Elfmeter war jedoch sehr umstritten.

Drei Erkenntnisse zum Dortmunder Auftritt in Eindhoven.

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BVB: Donyell Malen legt ein Problem schonungslos offen

Offensive Durchschlagskraft war zuletzt auswärts nichts, womit Borussia Dortmund glänzen konnte. Weder in Heidenheim noch vor wenigen Tagen in Wolfsburg konnte der BVB Zug zum Tor entwickeln und Wucht entfalten.

In Eindhoven am Dienstagabend war das zumindest ein bisschen anders. Aber eben nur ein bisschen, weil mit Donyell Malen nur ein Spieler die gewünschte Wucht auf den Rasen brachte.

Fast alle torgefährlichen Szenen des BVB hatten mit dem Niederländer zu tun. Schon in der Anfangsphase zeigte Malen immer wieder den Drang, etwas in Richtung des Tores seines Ex-Klubs zu kreieren. Eine Qualität, die von den anderen Dortmunder Akteuren mal wieder kaum ausgestrahlt wurde.

Malen hatte Dynamik, hatte Durchsetzungsvermögen, hatte das Selbstverständnis, Torgefahr zu entfachen. Am auffälligsten ausgelebt natürlich bei seinem Tor zur 1:0-Führung, bei dem er sich gegen mehrere Gegenspieler behauptete und dann satt aufs kurze Eck abschloss.

Weil Malen sich auch mal Pausen nahm oder weil er eben schlichtweg nicht in der Lage sein kann, das Offensivspiel alleine zu tragen, legte er aber gleichzeitig auch das große Problem schonungslos offen. Denn abgesehen von seinen Aktionen kam eben mal wieder nur sehr, sehr wenig vom BVB.

Niclas Füllkrug hatte so gut wie keine Aktion. Einmal schafften es seine Hintermänner, ihn aussichtsreich in Position zu bringen - doch die Hereingabe von Reus war schwer zu verwerten und Füllkrug traf den Ball nicht richtig.

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BVB: Nach der Führung reißt der Faden

Zum zweiten Mal in Folge ging Dortmund in einem Auswärtsspiel in Führung. Und zum zweiten Mal in Folge gelang es dem BVB nicht, daraus Sicherheit zu ziehen und den angeschlagenen Gegner zumindest streckenweise zu dominieren.

Nach dem Führungstreffer war Torschütze Malen für eine ganze Weile nicht mehr ganz so auffällig. Und das reichte aus, dass von Dortmund in Richtung Eindhoven-Gehäuse fortan kaum noch etwas kam.

Zu wenig Ballsicherheit war im Dortmunder Spiel zu sehen, um Kontrolle über das Geschehen zu entwickeln. "Wir hätten viel mehr Ruhe am Ball haben müssen, wir lassen uns zu leicht von der Atmosphäre anstecken", bemängelte Mats Hummels nach der Partie bei Prime.

Zudem fiel auf, dass Dortmund meist deutlich zu langsam die offensichtlich freien Räume bespielte, wenn man mal schnelle Gegenstöße hätte fahren können. In ruhigeren Phasen agierte man zuweilen zu hektisch - und wenn es eigentlich hätte schnell gehen sollen, ließ man sich zu viel Zeit.

Hinzu kam, dass einige BVB-Stars zuweilen wieder auf dem schmalen Grat hin zur Arroganz wanderten, den Sportdirektor Sebastian Kehl und Trainer Edin Terzic vor der Partie im Rückblick auf das Wolfsburg-Spiel angesprochen hatten. Ian Maatsen hielt in der ersten Halbzeit beispielsweise einmal ohne Not viel zu lange den Ball, brachte sich damit in die Bredouille und ermöglichte Eindhovens erste Torchance.

Am Ende war schließlich das Ergebnis die beste Dortmunder Nachricht von diesem Februar-Abend in Eindhoven. "Wir haben alles in der eigenen Hand", betonte Terzic und schob nach: "Den Rest regeln wir in Dortmund."

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BVB: Jadon Sancho braucht noch Zeit

Die Euphorie rund um die Rückkehr von Jadon Sancho nach Dortmund war riesig. Bei Manchester United in Ungnade gefallen, machte sich der 23-jährige Engländer im Januar auf, beim BVB wieder zu der Form zu finden, die ihn vor einigen Jahren zu einem der aufregendsten Spieler Europas gemacht hatte.

Und der Beginn war gut, in seinen ersten beiden Spielen nach der Rückkehr gelang Sancho gegen Darmstadt und Köln jeweils ein Assist. Doch wie so oft bei einem Spieler, der zuvor lange gar keine Wettkampfpraxis hatte, kommt auch bei Sancho nach dem verheißungsvollen Comeback ein Loch.

Die muskulären Probleme, die einen Einsatz in Heidenheim verhinderten, kamen erschwerend hinzu. In Wolfsburg und nun in Eindhoven war dann offensichtlich, dass es Sancho an dem für sein Spiel so wichtigen Selbstverständnis aktuell komplett fehlt.

Logischerweise hat er noch keinen Rhythmus, da er in Manchester knapp ein halbes Jahr lang gar nicht gespielt hatte. Man merkt ihm in jeder Aktion an, dass er zweifelt, dass ihm das letzte Vertrauen in seine Fähigkeiten noch fehlt - und das ist speziell für einen Spielertyp wie Sancho Gift, der genau dieses Vertrauen braucht, um immer wieder ins Risiko zu gehen, um die Verteidiger immer wieder erfolgreich herauszufordern und damit seiner Mannschaft Spielwitz und Dynamik zu verleihen.

Für BVB-Trainer Edin Terzic ist Sanchos Situation natürlich nicht ganz so einfach zu handhaben. Schließlich ist der Offensivmann lediglich bis Sommer von United ausgeliehen, ein Verbleib in Dortmund darüber hinaus scheint eher unwahrscheinlich.

Soll Terzic ihm nun dennoch die nötige Zeit geben, die Sancho braucht, um seinen Rhythmus und sein Selbstverständnis wiederzufinden? Oder soll er lieber auf jemanden setzen, der vielleicht etwas mehr im Saft steht, etwas besser drauf ist und auch sicher längerfristig beim BVB ist? Als Fußball-Liebhaber, der spektakuläre Spieler wie Sancho in Topform bewundert, würde die Antwort sicher pro Sancho ausfallen. Als Dortmund-Fan könnte man anderer Meinung sein.

BVB: Die nächsten Spiele von Borussia Dortmund

DatumWettbewerbGegner
25. Februar, 17.30 UhrBundesligaTSG Hoffenheim (H)
2. März, 15.30 UhrBundesligaUnion Berlin (A)
9. März, 18.30 UhrBundesligaWerder Bremen (A)
13. März, 21 UhrChampions LeaguePSV Eindhoven (H)
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