Kommentar zur BVB-Siegesserie: Borussia Dortmund muss diese Saison Deutscher Meister werden

Von Stefan Petri
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Mit einer phänomenalen Siegesserie hat sich Borussia Dortmund aus dem Mittelmaß bis an die Spitze der Bundesliga gespielt. So einiges erinnert an den letzten BVB-Titel von 2011/12. Deshalb muss das Ziel die deutsche Meisterschaft sein - denn so schnell wird es eine weitere Chance wahrscheinlich nicht geben. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Stefan Petri.

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Champagnerkorken werden beim BVB am Sonntagabend, so gegen 19.25 Uhr, nicht knallen. Dennoch könnte beim Abpfiff des Duells zwischen dem FC Bayern und Union Berlin (17.30 Uhr im Liveticker) ein Umstand eintreten, der in dieser Form schon einige Jahre zurückliegt: Wenn Bayern nicht gewinnt, wäre Dortmund zum ersten Mal seit dem 25. August 2019 nach einem kompletten Spieltag wieder Tabellenführer.

Ein halbes Fußballwunder, wenn man bedenkt, dass der BVB sechs seiner ersten 15 Ligaspiele verloren hat: Die Aufbruchstimmung dank hochkarätiger Transfers und der Rückkehr von Edin Terzic auf den Trainerstuhl war verpufft. Die Borussia war nicht mehr als Mittelmaß.

Dreieinhalb Monate später haben die Schwarz-Gelben neun Spiele in Folge gewonnen und einen Start ins Kalenderjahr 2023 hingelegt, der europaweit seinesgleichen sucht. Ähnlich viele Dreier zum Jahresauftakt und schon neun Weiße Westen nach 22 Spieltagen gab es zuletzt in der Saison 2011/12. Man kann es nicht anders sagen - und die Tabelle bestätigt es: Aktuell tritt der BVB auf wie ein Deutscher Meister.

Derartige Worte werden von den Protagonisten bislang bewusst vermieden. Von der Vereinsspitze bis hin zu den Spielern sollte jedoch eines klar sein: Wenn der BVB das Ziel hat, auf absehbare Zeit wieder mit der Meisterschale am Borsigplatz zu feiern, dann muss es dieses Jahr klappen.

BVB als Deutscher Meister: Die aktuelle Serie erinnert an 2011/12

Im US-Sport spricht man gern von einem "Championship Window", dem Titelfenster. Ist dieses gerade geöffnet, weil die Vorzeichen günstig stehen, muss es genutzt werden - denn zumeist schließt es sich schneller als gedacht. Weil die eigenen Leistungsträger altern, der Rookie-Quarterback bezahlt werden muss oder der umworbene Superstar vor dem Absprung steht.

Einem Salary Cap wie im US-Sport ist der BVB nicht unterworfen, doch die eigenen finanziellen Mittel sind organisch beschränkt. Daher könnte besagtes Titelfenster schon kommende Saison wieder geschlossen sein: Die Zeichen bei Jude Bellingham stehen auf Abschied, Leistungsträger wie Gregor Kobel oder jetzt Julian Brandt werden zahlungskräftige Vereine aus dem Ausland anlocken.

Darüber hinaus laufen die Verträge von Kapitän Marco Reus und Mats Hummels aus: Ihre Abschiede würden große Lücken reißen - auch wenn sie rein sportlich gesehen für die Startelf nicht mehr unersetzlich sind.

In der Saison 2011/12 konnte der BVB seine letzte Deutsche Meisterschaft feiern.
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In der Saison 2011/12 konnte der BVB seine letzte Deutsche Meisterschaft feiern.

BVB-Konkurrent Bayern lässt das Titelfenster offen

Schwerer noch wiegt die Tatsache, dass es immer auch am FC Bayern liegt, ob der Meistertitel für die Konkurrenz in Reichweite ist oder nicht. Er muss ein Titelrennen zulassen, und in dieser Saison tut er es. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber ein Blick auf die Tordifferenz genügt, um festzustellen dass der Rekordmeister mit der mit Abstand besten Offensive UND der besten Defensive den Verfolgern eigentlich enteilt sein müsste.

Heißt: Die Bayern haben deutlich weniger Punkte, als sie eigentlich haben müssten - und wie oft kommt das schon vor? Im Sommer dürfte an der Isar das Festgeldkonto wieder angezapft werden, zum Beispiel für einen neuen Weltklassestürmer. Es wird 2023/24 auch keinen WM-Kater mehr geben. Und wer weiß, vielleicht werden die Bayern auch beim einen oder anderen BVB-Star vorstellig, der sich aktuell für größere Aufgaben empfiehlt.

Ob es für die Bayern ab Herbst so holpern wird wie zuletzt, ist also mehr als fraglich. Die Liga scheint derzeit nur lästiges Pflichtprogramm zu sein, in der Champions League und im Pokal könnte es diesmal aber weit gehen. Irgendwo verständlich, dass der Fokus nach zehn Meisterschaften in Serie eher auf den Pokalwettbewerben liegt - aber das muss von der Konkurrenz eben ausgenutzt werden.

Bundesliga-Meisterrennen: Aus zehn Bayern-Titeln in Folge können 20 werden

Hier ist an erster Stelle klar die Borussia in die Pflicht zu nehmen, angesichts der vier Punkte Rückstand noch mit Abstrichen RB Leipzig. Union Berlin und der SC Freiburg sind zwar ebenfalls oben mit dabei, man könnte aber nicht von einer Enttäuschung reden, sollten sie dieses Level nicht bis Juni halten können.

Auch wenn Aki Watzke, Sebastian Kehl und Co. das nicht gern hören werden: Es liegt an ihnen, die Bayern endlich mal wieder zu stoppen. Wird das aktuelle Titelfenster nicht genutzt, können aus den zehn Meisterschaften in Folge nämlich gut und gern auch 20 werden.

BVB vs. FC Bayern: Das Restprogramm in der Bundesliga

SpieltagBVBFC Bayern
221:0 bei TSG Hoffenheim3:0 gegen Union Berlin
23RB Leipzig (H)VfB Stuttgart (A)
24Schalke 04 (A)FC Augsburg (H)
251. FC Köln (H)Bayer Leverkusen (A)
26Bayern München (A)Borussia Dortmund (H)
27Union Berlin (H)SC Freiburg (A)
28VfB Stuttgart (A)TSG Hoffenheim (H)
29Eintracht Frankfurt (H)Mainz 05 (A)
30VfL Bochum (A)Hertha BSC (H)
31VfL Wolfsburg (H)Werder Bremen (A)
32Borussia M'Gladbach (H)Schalke 04 (H)
33FC Augsburg (A)RB Leipzig (H)
34Mainz 05 (H)1. FC Köln (A)

 

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