BVB - Erkenntnisse nach dem Sieg in Mainz: Borussia Dortmund spielt planlos, uninspiriert und ungefährlich

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Borussia Dortmund hat beim 1. FSV Mainz 05 einen glücklichen Sieg in der Nachspielzeit eingefahren. Drei Erkenntnisse zum Spiel.

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Trotz des 2:1-Erfolgs spielte der BVB ein weiteres Mal keinen guten Fußball. Das lag auch an der schwachen Offensive, die Trainer Edin Terzic in Bälde personell verändern sollte.

Dazu gibt es bei den Dortmundern einen großen Verlierer des bisherigen Jahresauftakts, der in Mainz gar nicht anwesend war.

Edin Terzic
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BVB: Borussia Dortmund spielt weiter biederen Fußball

Das muss man ihm lassen: Ein gutes Händchen hat Edin Terzic. Der späte Siegtreffer von Giovanni Reyna war bereits das achte Tor eines Einwechselspielers für den BVB. Diese Bilanz kann kein anderes Team vorweisen.

Und auch beim seit Jahren in beide Spielrichtungen neuralgischen Thema Standardsituationen hat sich etwas Positives getan. Zwar nur in eine Richtung, wie das frühe Gegentor nach einem Eckball unterstrich. Dennoch: Dortmund traf nun im dritten Bundesligaspiel in Serie nach einem ruhenden Ball - und damit so oft wie an den ersten 14 Spieltagen dieser Saison zusammen (3-mal).

Nimmt man jetzt noch die beiden Siege zum Auftakt des Jahres, dann sind das definitiv drei gute Nachrichten für die Borussia nach den ersten zwei Spielen 2023. Doch Terzic hat sehr Recht, wenn er sagt: "Wir wissen, dass noch viel Arbeit auf uns wartet."

Noch sehr viel, um genau zu sein. Denn was der BVB in zahlreichen der bisherigen Saisonpartien ablieferte, war schon bemerkenswert planlos, uninspiriert und ungefährlich. Man könnte auch sagen: schlecht.

Es lässt sich auch nach zehn Wochen Winterpause keine stringente Spielidee im Ballvortrag der Westfalen erkennen. Dem Ballbesitzspiel fehlt es an Struktur, an geschliffenen Abläufen und effektiven Mustern. Dortmund spielt viel zu häufig in die Breite, doch auf den offensiven Außen fehlt das Durchsetzungsvermögen. Im Zentrum dagegen bietet sich kaum jemand an, so dass die Bemühungen des BVB, Richtung gegnerisches Tor vorzudringen, für viele Teams leicht zu durchschauen und zu verteidigen sind.

BVB nicht nur in Mainz von Fortuna geküsst

Diese Mängel werden gepaart mit einer oft fehlenden Balance zwischen den Mannschaftsteilen und garniert von regelmäßigen individuellen Fehlern und Unkonzentriertheiten in der alles andere als sattelfesten Defensive. So schaffte es der BVB unter Terzic kaum einmal, einen Kontrahenten - gleich welcher Qualität - zu kontrollieren oder gar zu dominieren. Doch das ist nichts anderes als der Anspruch, den die Schwarzgelben an sich haben und den auch das Publikum besitzt.

Trotzdem reichte dieses Niveau in der Bundesliga zu zehn Siegen in 17 Partien, wenngleich man auch betonen muss, dass der BVB nicht nur am Mittwochabend in Mainz sehr von Fortuna geküsst wurde. Auch die siegreichen Begegnungen in Freiburg und Frankfurt, der Pokal-Auftritt in Hannover oder das Remis gegen den FC Bayern kamen äußerst glücklich zustande.

Das Spiel am Sonntag gegen Leverkusen, seit Jahren besonders torreich zwischen beiden Mannschaften, dürfte Dortmund andere Qualitäten abverlangen als gegen eine tiefe Kette anzuspielen und dem BVB daher eher entgegenkommen. Terzic braucht dennoch baldige Lösungen für die vielschichtigen spielerischen Probleme. Das Glück von der Bank kann man schließlich nicht so häufig strapazieren.

Karim Adeyemi
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BVB: Edin Terzic muss Dortmunds Offensive verändern

Eine dazu passende Maßnahme, die Terzic alsbald ergreifen sollte: Die zuletzt so effektiven Offensiv-Joker Reyna, Jamie Bynoe-Gittens und Sebastién Haller in die Startformation stellen. Arg lange dürfte es jedenfalls nicht mehr dauern, bis mindestens einer der Drei von der Leine gelassen wird.

Es ist freilich richtig, diese Spieler nach ihren langen Abwesenheiten behutsam an die Belastungen heranzuführen und die Einsatzzeiten entsprechend zu dosieren. Und zwar so, dass sie nicht nur die intensiven Wochen im Februar hundertprozentig mitgehen können, sondern idealerweise die gesamte restliche Saison.

Allerdings ist es längst eklatant, wie viel größer der Einfluss besonders von Reyna und Bynoe-Gittens auf den offensiven Flügelpositionen im Vergleich zu Karim Adeyemi und Donyell Malen ist. Die 60 Millionen Euro teure Flügelzange blieb bislang jeden Nachweis gehobener Klasse schuldig.

Karim Adeyemi und Donyell Malen weiter ohne Torerfolg

Sowohl beim 4:3-Erfolg gegen Augsburg zum Jahresauftakt, als auch nun in Mainz fehlte es Adeyemi und Malen an Zielstrebigkeit und Durchschlagskraft. Bisweilen offenbarten beide Probleme mit der Ballkontrolle. So bekamen sie das Tempo, die größte Stärke der beiden Spieler, nicht auf den Platz, weil sie in den direkten Duellen oft den Kürzeren zogen: Adeyemi gewann 33 Prozent seiner Zweikämpfe, Malen 40 Prozent.

Reyna und Bynoe-Gittens brachten bei ihren Auftritten, auch schon zu Beginn der Spielzeit, deutlich mehr Direktheit und Esprit ein - und insgesamt dazu sechs Tore, während bei Adeyemi und Malen weiterhin die Null steht.

Was Haller angeht, schaue man nach dessen Krebserkrankung von Tag zu Tag, wie Terzic mehrfach betonte. Doch es ist bereits jetzt, nachdem er zu zwei Einsätzen über je 28 Minuten kam, offensichtlich, was er dem BVB geben kann: Wucht, Körperlichkeit, Lufthoheit, Torgefahr. Dinge also, die Youssoufa Moukoko, der freilich ein ganz anderer Spielertyp als Haller ist, im neuen Jahr bislang vermissen ließ.

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BVB: Thorgan Hazard ist Dortmunds großer Verlierer

Vermisst hat man in Mainz auf Dortmunder Seite auch Thorgan Hazard. Nachdem der Belgier gegen Augsburg 90 Minuten auf der Bank saß, schaffte er es nun gar nicht erst in den Kader. Die Perspektiven für den 29-Jährigen haben sich auch durch die von Verletzungen zurückgekehrten Spieler deutlich verschlechtert.

Hazard war bereits im ersten Saisonabschnitt weit entfernt davon, eine ernsthafte Option für die Startelf zu sein. Zwar kam er in 21 von 23 Pflichtspielen zum Einsatz, stand jedoch nur sechs Mal von Beginn an auf dem Platz und spielte nur dreimal länger als 70 Minuten.

In genau diesen drei Spielen musste Hazard als Linksverteidiger aushelfen, da sich Raphael Guerreiro und Tom Rothe verletzt hatten. In dieser ungewohnten Rolle machte Hazard eine solide Figur, doch auf seiner angestammten Position als offensiver Außen ist bei der aktuellen Personallage die Tür für ihn so gut wie zu.

Thorgan Hazard strebt wohl Wechsel im Sommer an

"Ich habe am Wochenende gesagt, dass wir es nicht ausschließen, dass sich sowohl auf der Ab-, als auch auf der Zugangsseite etwas tun kann. Deswegen lasse ich mir das natürlich offen", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl unter anderem angesprochen auf vermeintliche Verkaufskandidaten wie den ehemaligen Gladbacher. "Ich weiß, wie schnell es im Fußball gehen kann und deswegen würde ich heute auch keine finale Aussage treffen wollen, ob und in welche Richtung etwas passiert."

Kürzlich wurde Hazard mit einem Wechsel in seine Heimat zum FC Brügge in Verbindung gebracht. Belgische Medien dementierten dies allerdings und berichteten davon, dass Hazard bis Sommer in Dortmund bleiben und dann einen Transfer in die Serie A oder die Primera Division anstreben möchte. Bis 2024 steht er noch beim BVB unter Vertrag - ein vorzeitiger Abschied ist hoch wahrscheinlich.

BVB: Die nächsten drei Spiele von Borussia Dortmund

WettbewerbDatumGegnerHeim/Auswärts
Bundesliga29.01., 17.30 UhrBayer 04 LeverkusenAuswärts
Bundesliga04.02., 15.30 UhrSC FreiburgHeim
DFB-Pokal08.02., 20.45 UhrVfL BochumAuswärts
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