VfB Stuttgart - Borussia Dortmund 2:3: Joker Knauff entscheidet wildes Spiel für den BVB

Ansgar Knauff erzielte den Siegtreffer für Borussia Dortmund.
© getty

Der BVB muss seine Hoffnungen auf die Champions-League-Qualifikation noch nicht endgültig begraben. Am 28. Spieltag erkämpfte sich die Mannschaft von Edin Terzic ein 3:2 (0:1) beim VfB Stuttgart (die Highlights im Video). Den Siegtreffer in einem wilden Spiel erzielte der eingewechselte Ansgar Knauff.

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"Es ist eine unglaubliche Woche für mich gewesen mit dem Startelf-Debüt in der Champions League und dem Tor heute. Ich bin überglücklich", sagte Matchwinner Knauff nach dem Abpfiff bei Sky. "Ich bin reingekommen und wollte unbedingt das Spiel gewinnen. Ich freue mich einfach, dass es geklappt hat."

Terzic gab nach dem Spiel zudem Entwarnung beim vorzeitig ausgewechselten Abwehrchef Mats Hummels: "Mats hatte plötzlich ein bisschen Kreislaufprobleme und signalisiert, dass es nicht weitergeht. Ich hoffe, dass das nur noch heute Abend nachwirkt und morgen besser ist." Auch der vom Platz gehumpelte Kapitän Marco Reus stehe für das CL-Rückspiel gegen Manchester City zur Verfügung: "Marco hat sehr viel gespielt in den letzten Wochen, sehr intensiv gespielt, das darf man nicht vergessen. Dann hat er auch einen Schlag abbekommen. Aber ich bin zuversichtlich, dass es morgen besser aussieht."

Erling Haaland stellte derweil einen Saisonrekord in Sachen Geschwindigkeit auf. Der Norweger (20) war mit unfassbaren 36,04 km/h einen Tick schneller als der bisherige Rekordhalter Marcus Thuram. Der Gladbacher hatte es immerhin auf 35,97 km/h gebracht.

Durch den 4:3-Erfolg der Frankfurter Eintracht gegen den VfL Wolfsburg beträgt der Rückstand der Borussia auf Platz vier weiterhin sieben Punkte. Der VfB steht indes weiter bei 39 Punkten nach 28 Saisonspielen - so viele waren es für Stuttgart in der Bundesliga zum Vergleichszeitpunkt zuletzt in der Saison 2011/12 (damals 40).

VfB Stuttgart - Borussia Dortmund: Die Stimmen

Pellegrino Matarazzo (Trainer VfB Stuttgart): "Wir haben bis zum Schluss alles investiert, gekämpft und auch an das Unentschieden geglaubt. Leider hat es nicht gereicht. Die zweite Halbzeit war relativ wild. Man sieht die Qualität der Dortmunder, wenn sie Raum haben. Wir brauchen uns sicher nicht schämen für die Leistung."

Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund): "Der Wille hat bis zum Ende gestimmt. In der zweiten Halbzeit waren wir deutlich mutiger in Ballbesitz und haben sehr schöne Tore erzielt. Dann aber hatten wir vor dem 2:2 einen unnötigen Ballverlust und wurden ausgekontert. Wie die Mannschaft dann noch einmal zurückgekommen ist, ist sehr gut. Ansgar Knauff hat es hervorragend gemacht."

VfB Stuttgart - Borussia Dortmund: Die Analyse

Stuttgarts Trainer Matarazzo hielt gegenüber dem 1:0-Erfolg über Werder Bremen am vergangenen Spieltag weitestgehend an seiner Startelf fest. Einzig Kapitän Castro musste aufgrund muskulärer Probleme passen, für den Ex-BVB-Profi durfte Karazor im zentralen Mittelfeld ran.

Auf der Gegenseite nahm BVB-Coach Terzic im Vergleich zur knappen 1:2-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Manchester City zwei Veränderungen in seiner Startelf vor: Delaney und Reyna verdrängten Can und Knauff auf die Bank.

Can kam aber bereits nach dem Seitenwechsel in die Partie, weil Hummels mit starken Magenproblemen zu kämpfen hatte. Der Abwehrspieler saß während der Halbzeitpause vor den Augen von Bundestrainer völlig entkräftet an einer Werbebande, Energieriegel und Getränke halfen nicht.

Zu diesem Zeitpunkt fehlte es nicht nur Hummels, sondern auch dem Offensivspiel des BVB an Power. Entscheidungsfindung, Laufwege, Abstimmung, Präzision, Zielstrebigkeit - all das stimmte bei den Gästen nicht. Hinzu kam eine defensive Unkonzentriertheit, die Kalajdzic nach einer punktgenauen Hereingabe von Sosa eiskalt per Kopf zur Stuttgarter Führung nutzte (17.). Es war die einzige gelungene Offensivaktion der ansonsten harmlosen, defensiv aber gut geordneten und aggressiv zu Werke gehenden Schwaben.

In Hälfte zwei zeigte der BVB aber zunächst wieder sein anderes, sein positives Gesicht. Mit zwei blitzschnell vorgetragenen und eiskalt ausgenutzten Angriffen, die Bellingham (46.) und Reus (52.) veredelten, drehte die Terzic-Elf die Partie. Für Reus war es das erste Bundesliga-Tor seit fast 19 Stunden (1130 Minuten). Doch weil die überlegenen Schwarz-Gelben den Deckel nicht draufmachten und die Stuttgarter Offensive immer wieder zu Gegenangriffen einluden, wurde es in der Schlussphase noch einmal spannend.

Nach einem kapitalen Fehlpass von Morey traf Didavi zum 2:2 (78.). Das bessere Ende in einem wilden Spiel behielten dennoch die Gäste für sich, weil sich der eingewechselte Knauff nur kurz nach dem Ausgleich ein Herz fasste und aus 16 Metern den Ball an Stuttgarts Schlussmann Kobel vorbei ins Netz schoss.

VfB Stuttgart - Borussia Dortmund: Die Aufstellungen

Stuttgart: Kobel - Mavropanos (61. Stenzel), Anton, Kempf (86. Churlinov) - Karazor, Endo, Sosa - Coulibaly (82. Klement), Förster (68. Thommy), Klimowicz (61. Didavi) - Kalajdzic

Dortmund: Hitz - Morey (84. Piszczek), Akanji, Hummels (46. Can), Guerreiro - Delaney, Dahoud, Bellingham (80. Hazard) - Reyna (78. Brandt), Reus (67. Knauff) - Haaland

VfB Stuttgart - Borussia Dortmund: Die Daten des Spiels

  • Tore: 1:0 Kalajdzic (17.), 1:1 Bellingham (47.), Reus 1:2 (52.), 2:2 Didavi (78.), 2:3 Knauff (80.)
  • Delaney bestritt sein 50. Bundesliga-Spiel von Anfang an für den BVB.
  • Reus erzielte sein 10. Bundesliga-Tor gegen Stuttgart, nur gegen Mainz (12) und Werder (14) traf er öfter.
  • Bellinghams Tor (46:18) war das früheste in der 2. Hälfte eines BVB-Spiels seit November 2020, als Haaland gegen die Hertha traf (46:12).
  • Bei Dortmund erzielten fünf verschiedene Teenager (Stichtag heute vor 20 Jahren) in dieser Saison ein Tor oder mehr, bei keinem anderen Team mehr als einer.

Der Star des Spiels: Jude Bellingham (Borussia Dortmund)

Knüpfte an seinen starken Auftritt in Manchester an und ging im Mittelfeld beherzt, aber auch bedacht zu Werke. Belohnte sich dafür mit einem Tor. Umso bitterer für den BVB, dass der 17-Jährige zehn Minuten vor Ende verletzungsbedingt vom Feld musste.

Der Flop des Spiels: Raphael Guerreiro (Borussia Dortmund)

Ein Sinnbild der vor allem in Durchgang eins unkonzentrierten BVB-Defensive. Ging beim Stuttgarter Führungstor nur halbherzig in den Luftzweikampf mit Kalajdzic. Produzierte auch im Spielaufbau ungewöhnlich viele Ballverluste. Nach dem Seitenwechsel defensiv stabiler, aber immer noch schwach in Sachen Entscheidungsfindung.

Der Schiedsrichter: Robert Schröder

Hatte die aggressiv geführte Partie weitestgehend im Griff. Die von Schröder verteilten Gelben Karten für Sosa (21.), Förster (28.), Hummels (31.), Kempf (50.) und Anton (82.) gingen allesamt in Ordnung. Das eine oder andere Einsteigen hätte der Hannoveraner aber noch ein wenig härter bestrafen können.

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