FC Bayern München patzt gegen Bielefeld: Dreieinhalb vergebene Bewährungschancen im Schnee

Bouna Sarr konnte beim FC Bayern erneut nicht überzeugen.
© Getty

Stark ersatzgeschwächt ist der FC Bayern München gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld nicht über ein 3:3 hinausgekommen. Vier Spieler bekamen dabei Bewährungschancen, die sie abgesehen von einer kleinen Ausnahme nicht nutzten.

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Zur Pause musste dann sogar Co-Trainer Hermann Gerland auf den Platz, aber das hatte zugegebenermaßen nichts mit der prekären Personal- und Belastungssituation, sondern mit der prekären Wettersituation zu tun. Während der ersten Halbzeit hatte es phasenweise so stark geschneit, dass der Rasen vollkommen weiß war.

Zweimal musste das Spiel zum Liniennachziehen unterbrochen werden, ehe zur Pause alle verfügbaren Helfer samt Gerland mit Schneeschippen den ganzen Platz räumten.

Trainer Hansi Flick hatte gegen Arminia Bielefeld unterdessen nicht einmal genug Fußball spielende Helfer, um einen vollständigen Kader zu nominieren. Trotz der erstmaligen Berufungen der Reservespieler Maximilian Zaiser und Armindo Sieb blieb ein potenzieller Bankplatz frei.

Flick bleiben nicht viele Optionen

Serge Gnabry, Douglas Costa, Alexander Nübel und Tanguy Nianzou fehlten verletzt, Leon Goretzka, Javi Martinez und Thomas Müller wegen Corona-Erkrankungen oder deren Folgen und Jerome Boateng aus privaten Gründen.

Weil Flick beim vierten Spiel innerhalb von zwölf Tagen außerdem die zuletzt stark belasteten Benjamin Pavard und Joshua Kimmich schonen wollte, blieben ihm nicht mehr allzu viele Optionen.

Und so bekamen gegen Bielefeld drei zuletzt kaum in der Startelf berücksichtigten Spieler Bewährungschancen: Bouna Sarr (29) und Corentin Tolisso (26) begannen erstmals seit dem Aus im DFB-Pokal bei Holstein Kiel am 13. Januar, Eric Maxim Choupo-Moting (31) gar erstmals seit dem (belanglosen) Champions-League-Spiel gegen Lokomotive Moskau am 9. Dezember.

Bouna Sarr: Defensiv und offensiv fehlerhaft

Keine zehn Minuten waren absolviert, als zwei dieser drei Spieler entscheidend am 0:1 beteiligt waren: Choupo-Moting ließ Vorlagengeber Manuel Prietl gewähren, Sarr anschließend den Torschützen Michel Vlap. Der französische Rechtsverteidiger hatte später auch seinen Anteil am 1:3, als er Andreas Voglsammer nicht an dessen Hereingabe auf Christian Gebauer hinderte.

"Das ist ein einfaches Tor. Da müssen wir besser verteidigen", tadelte Flick und sagte auf Sarr angesprochen: "Wir werden ihm genau sagen, was er besser machen kann und was er gut macht."

Bei zweiter Kategorie dürfte Flick nicht viel einfallen, präsentierte sich Sarr doch wie bei fast allen seiner seltenen Einsätze sowohl im Defensiv- als auch im Offensivspiel äußerst fehlerhaft. Er hielt körperlich nicht dagegen, leistete sich zu viele unnötige Ballverluste und verzeichnete mit 76 Prozent die zweitschlechteste Passquote auf Seiten des FC Bayern.

Eric Maxim Choupo-Moting: Unauffällig um Lewandowski

Unterboten wurde dieser Wert nur von Choupo-Moting (71 Prozent). Eigentlich sollte er eine Mischung aus zweiter Spitze neben Robert Lewandowski und Zehner geben, war aber meistens keines von beiden und anders als der Schütze zum zwischenzeitlichen 1:2 Lewandowski über weite Strecken des Spiels äußerst unauffällig.

Choupo-Motings 27 Ballkontakte waren die wenigsten seiner Mannschaft, nach zwei Schüssen in der ersten Halbzeit versprühte er keine Torgefahr mehr. "Nicht einfach", sei es für ihn nach eigener Auskunft gewesen.

Etwas kurios mutet dagegen Flicks Lob für das Sturmduo an: "Beide waren sehr aktiv, haben versucht, Torgefahr auszustrahlen, waren präsent. Das war mit Sicherheit gerade in der zweiten Halbzeit eine gute Sache." Gefährlich wurde es jedoch meist nur über Lewandowski, die Flügelstürmer Leroy Sane und Kingsley Coman, den energischen Linksverteidiger Alphonso Davies oder nach seiner Einwechslung über Joshua Kimmich.

Corentin Tolisso: Ein Tor und viel Durchschnitt

Kimmich war in diesem Kalenderjahr zuvor bei jedem einzelnen Spiel in der Startelf gestanden, sei es bei Schnee in Kiel oder bei 25 Grad in Katar. Warum, wurde bei Schnee in München einmal mehr deutlich: Ohne Kimmich fehlt dem FC Bayern im Zentrum Struktur. Diese bot gegen Bielefeld weder der vorgezogene Abwehrchef David Alaba noch dessen Nebenmann Tolisso.

Oftmals klaffte zwischen den vier Angreifern und den sechs übrigen Feldspielern ein großes Loch. Ein Loch, das entweder ein zurückfallender Choupo-Moting oder ein vorstoßender Tolisso hätte nutzen sollen. Seine ansonsten sehr durchschnittliche Leistung übertünchte Tolisso immerhin mit dem Kopfballtreffer zum zwischenzeitlichen 2:3.

Lucas Hernandez überzeugt nicht in der Innenverteidigung

Weil Tolisso im Mittelfeldzentrum Alaba zur Seite gestellt wurde, bekam wie schon beim Klub-WM-Finale gegen UANL Tigres (1:0) der ansonsten meist als Linksverteidiger aufgebotene Lucas Hernandez eine Bewährungschance auf seiner vermeintlichen Paradeposition links in der Innenverteidigung.

Obwohl er anders als sein Nebenmann Niklas Süle an keinem Gegentor direkt beteiligt war, wirkte Hernandez in der Rückwärtsbewegung aber nicht wie ein stabilisierendes Element, nicht wie ein angehender Abwehrchef. "Wir müssen besser verteidigen. Das sind Sachen, die wir abstellen müssen", kritisierte Flick das Abwehrverhalten seiner Mannschaft generell.

Gerade bei Hernandez' Auftritten in der Innenverteidigung dürfte Flick ganz besonders interessiert hinschauen: Zur neuen Saison steht auf dieser Position schließlich ein großer Umbruch an. Dayot Upamecano kommt für 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig, Boateng und Alaba werden den Klub wohl ablösefrei verlassen.

David Alaba wird am Dienstag seinen Abschied verkünden

Gegen Bielefeld gab der bisherige Abwehrchef Alaba seine gewohnten Kommandos vor dem eher schweigsamen Innenverteidigerduo aus dem Mittelfeld. "Gemma, gemma, gemma", schrie er nach dem 1:3 beispielsweise lautstark und läutete damit verbal die Aufholjagd ein, die dank der Treffer von Tolisso und Alphonso Davies letztlich im 3:3 resultierte. Öffentlich sprechen wird Alaba auch am Dienstag, wenn er bei einer Pressekonferenz um 14 Uhr seinen Abschied offiziell bekanntgeben wird.

Immerhin steht Alaba Flick noch für den Rest dieser Saison zur Verfügung, bei den wichtigen Spielen beim Bundesligadritten Eintracht Frankfurt (Samstag) und bei Lazio Rom (Dienstag) im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals könnten auch Goretzka und Martinez wieder mitwirken. Die Reservisten haben sich gegen Bielefeld jedenfalls kaum für weitere Einsätze empfohlen.

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