Augsburgs Felix Götze trifft gegen den FC Bayern München: Die Tomate will ausrasten

Felix Götze erzielte beim 1:1 der Augsburger in München ein Tor.
© imago

Mit seinem späten Treffer hat Felix Götze dem FC Augsburg einen Punkt bei seinem Ex-Verein FC Bayern München beschert. Nach Lehrjahren in Dortmund und München will der 20-jährige Defensivspieler den Schatten seines berühmten Bruders Mario verlassen.

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Als Augsburgs Trainer Manuel Baum an diesem Dienstagabend den späten Ausgleich seiner Mannschaft gegen den FC Bayern bejubelte, wusste er zunächst gar nicht, wen er eigentlich zu bejubeln hatte. "Im ersten Moment habe ich nicht gesehen, wer das Tor geschossen hat", erzählte Baum nach dem Spiel in der Mixed Zone: "Dann habe ich einen hochroten Kopf in einer Menschentraube gesehen und wusste: der Felix hat's geschossen."

Während der FC Augsburg mit einem überraschenden Punktgewinn das Stadion des amtierenden Meisters und Tabellenführers verließ, blieben Götze die Erinnerung an sein erstes Bundesligator und ein gefärbter Kopf. "Ich glaube, der ist jetzt noch immer rot", meinte Baum und da war das Tor schon eine knappe Stunde her. Wenig später folgte die Bestätigung. Es kam nämlich auch Götze in die Mixed Zone und tatsächlich: er hatte abgesehen von einem gesichtsumfassenden Grinsen auch wie versprochen einen roten Kopf mit dabei.

"Es ist leider schon immer so gewesen, dass ich bei körperlicher Anstrengung rot anlaufe", sagte er und es schien, als würde er dabei noch ein bisschen röter werden. Als Kind und Jugendlicher sei er deshalb wahlweise "Ampel oder Tomate" genannt worden, berichtete Götze noch. Die Erinnerungen daran müssen frisch sein, denn seine Kindheit und Jugend sind gar nicht lange her. Götze ist schließlich erst 20 Jahre alt.

Felix Götze: von Borussia Dortmund zum FC Bayern

Das Ende seiner Jugend verbrachte er bei dem Verein, dem er gerade den ersten Punktverlust der Saison zugefügt hatte: dem FC Bayern. Nach einigen Jahren in der Nachwuchsabteilung von Borussia Dortmund folgte er mit 16 seinem Bruder Mario nach München und holte sich dort den fußballerischen Feinschliff. "Er wurde bei den Bayern gut ausgebildet, trainierte unter Top-Bedingungen und mit den besten Spielern der Welt", sagte Baum.

Am Dienstag waren diese Spieler Götzes Gegner und nach dem Abpfiff wurden sie natürlich nach ihrem Ex-Kollegen gefragt. Manuel Neuer erinnerte sich etwa an Götzes "gute, positive Einstellung" und, dass er "immer sehr fokussiert" gewesen sei. Thomas Müller fiel einst schon im Training "seine Torgefahr" auf. Einige Male stand Götze in der vergangenen Saison sogar gemeinsam mit diesen berühmten Spielern im Profikader des FC Bayern, für einen Bundesligaeinsatz reichte es jedoch nicht.

Felix Götzes Karrierestationen

ZeitraumVerein
bis 2014Borussia Dortmund
2014 bis 2018FC Bayern München
seit 2018FC Augsburg

Felix Götze: Spielzeit als Fußballprofi statt an der Konsole

Um das zu ändern, wechselte er im vergangenen Sommer ablösefrei nach Augsburg - und hinterließ sofort einen guten Eindruck. "Ich war sehr überrascht, dass Felix schon so weit ist. Im Training und bei den Testspielen hat er immer Leistung gezeigt", lobte Martin Hinteregger.

Als Defensivspieler ist er ein direkter Konkurrent von Götze, der sowohl rechts und innen in der Viererkette als auch im defensiven Mittelfeld spielen kann. "Er strahlt schon mit seinen jungen Jahren Ruhe aus, bringt spielerische Qualitäten mit und ist sehr clever", lobte Hinteregger.

Abseits des Platzes fehlte Götze diese Cleverness in der Saisonvorbereitung aber noch. "Er zockt schon mal ganz gerne und hat deshalb extra eine Playstation mitgenommen", berichtete Andre Hahn, der sich im Trainingslager ein Zimmer mit Götze teilte. "Die dazugehörigen Spiele hat er aber leider vergessen." Statt Spielzeit an der Konsole bekam Götze seit dem Saisonstart dafür tröpfchenweise Spielzeit als Fußballprofi.

"Wir haben ein überragendes Gefühl, wenn er eingewechselt wird und richtig Vertrauen in Felix", sagte Hinteregger. Dreimal durfte er dieses Gefühl bereits genießen: beim Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen den TSV Steinbach wurde Götze in der 89. Minute eingewechselt, am 2. Spieltag der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach in der 74. und nun gegen den FC Bayern bereits in der 61.

Felix Götzes Tor und Jubel gegen den FC Bayern

Nach der Einwechslung in der Allianz Arena blieb Zeit für 13 Ballkontakte, sieben Pässe, drei Zweikämpfe und zwei Abschlüsse. Der zweite erfolgte in der 86. Minute und resultierte im 1:1. Manuel Neuer ließ den Ball durch die Finger gleiten, Jeffrey Gouweleeuw, beförderte ihn in die Mitte, Mats Hummels segelte durch den Strafraum. "Das ging so schnell", erinnerte sich Götze, der auf einmal frei vor dem Tor stand. "Ich habe versucht, alle Körperteile hinzuwerfen und am Ende ist es die Brust geworden."

Von seiner Brust prallte der Ball ins Tor und Götze hatte das Dilemma: "Einerseits war es mein erstes Tor und ich wollte natürlich komplett ausrasten, andererseits habe ich dem Verein viel zu verdanken." In Sekundenschnelle einigte er sich mit sich selbst auf eine Jubel-Entschuldigungs-Mischform: die rechte Faust schnellte kurz in die Höhe, ehe sie sich neben seinem Kopf pflichtbewusst zu einer flachen Hand umformierte. Die Linke tat das Gleiche. Sorry, lautete die Botschaft. Götze wollte sich bei seinen ehemaligen Kollegen für seinen Treffer entschuldigen.

"Jeder hat mich hier gut behandelt und mir viel mit auf den Weg gegeben. Ohne den FC Bayern wäre ich nicht hier", sagte er und widmete gegenüber Sport1 den Treffer seinem Bruder Mario: "Der erste Anruf geht an ihn. Ich wäre nicht hier ohne ihn - ohne seine Tipps. Das Tor ist für ihn."

Dann musste er auch schon wieder weg. "Abfahrt", rief ein Augsburger Betreuer und Götze machte sich auf den Weg zum Mannschaftsbus und mit ihm von München in seine neue Heimat Augsburg. Diesmal aber nicht als vielversprechendes Talent, das den Durchbruch sucht. Sondern als Bundesligatorschütze.

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