0:3! Historische Pleite für den HSV

Nach zehn ungeschlagenen Heimspielen gegen die Hertha setzte es für den HSV wieder eine Pleite
© Getty

Hertha BSC hat am 20. Spieltag der Bundesliga mit 3:0 (3:0) beim Hamburger SV gewonnen. Für den HSV ist dies die sechste Niederlage in Folge, ein Novum in der Bundesliga-Historie der Rothosen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 48.593 Zuschauern in der Imtech-Arena gingen die Hauptstädter durch Sami Allagui (15.) in Führung. Adrian Ramos legte nur acht Minuten später das 2:0 nach und erhöhte in der 39. Minute gar auf 3:0.

Für den HSV, der 2014 als einzige Bundesligamannschaft noch ohne eigenen Treffer ist, hagelte es damit im fünften Spiel in Folge mindestens drei Gegentore - und das hatte nach dem Spiel bedenkliche Auswirkungen.

Reaktionen:

Bert van Marwijk (Trainer HSV): "Das ist natürlich nicht einfach, um das alles zu erklären. Alle haben gesehen, dass wir eigentlich an uns vorbeigelaufen sind am Anfang. Wenn die Situation so schlecht ist und man eine Antwort geben will, dann muss man den Fans zeigen, dass man mit vollem Einsatz das Spiel angeht. Wir sind unglaublich viel gelaufen, haben aber auch dumme Fouls gemacht und damit den Gegner stärker gemacht. Das hat auch mit Qualität zu tun. Nicht nur physische, auch im Kopf. Wir bekommen zu viele Gegentore, das weiß ich auch. Ich bin auch dafür verantwortlich. Nach so einem Spiel wird es nicht einfacher. Alle reden über die Verteidigung, mit Recht. Wir verteidigen unglaublich schlecht im Moment. Man muss im Verteidigen ein bisschen schlauer sein."

Jos Luhukay (Trainer Hertha): "Wir haben unsere Aufgabe gut gelöst und kollektiv gut gearbeitet. Davon hat natürlich auch Adrian Ramos profitiert. Der Sieg tut uns gut. Wir sind stabil."

Rene Adler (HSV): "Es ist jedem klar, in welcher Situation wir sind. Das können wir nicht schönreden. Wir dürfen jetzt nicht auseinander brechen. Es ist als langer Weg zu sehen, uns bis zum 34. Spieltag zu retten. Wir sind eine junge Mannschaft. Da wird nach Führungsspielern geschrien. Uns kann keiner absprechen, dass wir es nicht versuchen. Es klemmt irgendwo überall. Es ist wichtig, dass wir zusammenstehen. Da ist jeder gefragt. Es wird eine brutal schwierige Zeit bis zum 34.Spieltag."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Drei Wechsel beim HSV: Adler steht wieder für Drobny zwischen den Pfosten. Djourou und Jansen ersetzen zudem Diekmeier und Tah (nicht im Kader). Hertha-Leihgabe Lasogga sitzt nach seinem Muskelfaserriss auf der Bank.

Auch die Hertha mit drei Änderungen: Kobiaschwili, Pekarik und Cigerci spielen für Lustenberger (Muskelfaserriss), Schulz und Ronny. Randnotiz: Lustenberger steht erstmals seit 54 Pflichtspielen, die er allesamt über die volle Distanz bestritt, nicht zur Verfügung.

10.: Cigerci mit dem Freistoß aus dem rechten Halbfeld. In der Mitte steigt Ramos hoch und setzt den Ball nicht ungefährlich neben den linken Pfosten.

15.: Hosogai tankt sich am rechten Strafraumeck in den Sechzehner und wird von Westermann gefällt. Ramos tritt zum Elfmeter an, den Adler aus der rechten Ecke fischt.

15., 0:1, Allagui: Eckball nach dem Strafstoß von der rechten Seite durch Ndjeng. Ramos verlängert am kurzen Pfosten zum langen, wo Allagui die Kugel über die Linie drückt.

23., 0:2, Ramos: Cigerci bringt einen Freistoß aus dem linken Halbfeld in den Strafraum. Djourou steht schlecht, Ramos schraubt sich in die Luft und köpft ins linke Eck ein - 13. Saisontor!

39., 0:3, Ramos: John verliert den Ball in der Hertha-Hälfte. Die Berliner schalten schnell um, Ramos passt links raus auf van den Bergh. Der gibt stark wieder flach nach innen und Ramos schiebt die Kugel ins rechte untere Eck.

45.: Eckball HSV von der linken Seite. Am langen Pfosten kommt Zoua relativ unbedrängt zum Kopfball, setzt diesen aber ziemlich weit rechts neben das Tor.

47.: Jansen kommt links bis zur Grundlinie durch und flankt zum Elfmeterpunkt. Van der Vaart köpft in hohem Bogen aufs Tor, Kraft kratzt den Ball vor der Latte ins Aus.

52.: Van den Bergh schickt Ramos steil, der allein aufs Tor zuläuft. Adler kommt aus dem Kasten, Ramos will vorbeilegen - und scheitert am Keeper.

53.: Calhanoglu mit einem Freistoß in den Strafraum. Zoua ist mit dem Kopf dran, Kraft hat den Ball im rechten Toreck erst im Nachfassen.

60.: Dicker Bock von Westermann, der Ramos den Ball direkt in den Fuß spielt. Der Stürmer ist auf und davon und wird erst von Adler am Abschluss gestört.

Fazit: Sehr disziplinierte Leistung der Gäste, die dank eines starken Umschaltspiels bei einem sehr verunsicherten HSV hochverdient drei Punkte mitnahmen.

Der Star des Spiels: Adrian Ramos lieferte als Zielspieler und Vollstrecker eine sensationelle Partie ab und war für den HSV zu keiner Zeit in den Griff zu bekommen. Bärenstark im Luftkampf, immer anspielbar und eiskalt vor dem Kasten (zwei Tore, eine Vorlage). Der Kolumbianer führt nach den beiden Lewandowski-Toren in Bremen nun wieder die Torschützenliste mit 14 Treffern an und war an insgesamt 20 der 31 Berliner Buden beteiligt.

Der Flop des Spiels: Ouasim Bouy ist noch nicht in der Bundesliga angekommen. Der Winter-Neuzugang lieferte nach dem Auftritt in Hoffenheim erneut eine ganz schwache Vorstellung ab und musste zur Pause raus. Der Niederländer gewann als defensiver Mittelfeldspieler nur erschreckende 20 Prozent seiner Zweikämpfe, spielte sieben Fehlpässe und hatte keinerlei Bindung zum Spiel.

Der Schiedsrichter: Deniz Aytekin hatte mit der weitestgehend fairen Partie keine Probleme. Ganz schwer zu sehen war, inwiefern Hosogai beim Foul von Westermann, das zum Strafstoß für die Hertha führte, tatsächlich bereits im Strafraum war.

Das fiel auf:

  • Hamburg begann schwungvoll und fand zunächst auch die Wege in die Zweikämpfe. Van der Vaart ließ sich tief fallen, um frühzeitig Struktur in die Angriffsbemühungen zu bekommen. Nach vorne ging aber nur etwas über die linke Außenbahn, auch weil Allagui zeitweise ziemlich wenig nach hinten mitarbeitete.
  • Der Plan der Hertha war, sehr tief zu stiefen und dem HSV den Ballbesitz zu überlassen (62:38 pro Hamburg im ersten Abschnitt). Hamburg war somit gezwungen, das Aufbauspiel in Ruhe zu forcieren. Das Problem: Die Hausherren fanden keine Lücken, die Gäste bewiesen eine starke Raumaufteilung. Dazu fehlte den Rothosen ein echter Abnehmer im Zentrum, wie ihn Ramos auf der Gegenseite darstellte.
  • Gewann die Hertha durch bissiges Zupacken oder Fehlpässe des HSV den Ball - Berlin stellte in Ballnähe durchgehend Überzahl her -, ging es sofort auf direktem Wege ins Vertikalspiel. Ramos ließ viele Bälle prallen, die Mitspieler schwärmten aus und fanden mehrfach große Räume im Rücken der Hamburger Defensivabteilung. Das Umschaltspiel der Berliner war phasenweise eine Augenweide.
  • Die Hansestädter hatten große Schwierigkeiten, Standardsituationen zu verteidigen. Die Hertha gewann fast jeden Luftzweikampf, es fehlte schlichtweg am Timing. Auch bei eigenen Ecken oder Freistößen blieb der HSV äußerst ungefährlich - eine fatale Mischung, wenn auch aus dem Spiel heraus nichts funktionieren will.

Hamburg - Hertha: Die Statistik zum Spiel