FC Bayern: Kapitulation der Omega-Tiere

Von Für SPOX in Gelsenkirchen: Haruka Gruber
Haben die Meisterschaft endgültig abgehakt: Louis van Gaal (r.) und Christian Nerlinger
© Getty

Kapitän Mark van Bommel rätselt und die anderen geben auf: Das 0:2 auf Schalke zeigte beispielhaft Bayerns fehlende Alpha-Männchen-Mentalität. Die Niederlage als Ausrutscher abzuhaken, wäre ein großer Fehler.

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Es dürfte ein Ereignis von historischer Bedeutung gewesen sein, was kurz nach dem 0:2 des FC Bayern beim FC Schalke 04 geschah. Die Bundesliga schreibt erst den 15. Spieltag - und doch hat der Rekordmeister bereits kapituliert.

"Der Abstand nach vorne ist viel zu groß. Im Moment sollten wir uns lieber über die Champions-League-Plätze Gedanken machen und nicht über die Meisterschaft!", sagte Philipp Lahm.

Und Trainer Louis van Gaal erklärte angesichts eines drohenden 17-Punkte-Rückstands auf Tabellenführer Borussia Dortmund, sollte dieser am Sonntag in Nürnberg gewinnen: "Wir müssen uns auf einen Champions-League-Platz konzentrieren."

Wohl noch nie in der jüngeren Bundesliga-Geschichte hat der FC Bayern derart früh seine Meisterschafts-Ambitionen begraben. Nach dem Auftritt auf Schalke ist dies jedoch nicht weiter verwunderlich.

Auch Mark van Bommel rätselt

Die Münchner waren in der ersten Halbzeit überlegen und gingen lediglich fahrlässig mit ihren zahlreichen Chancen um, der zweite Spielabschnitt jedoch verlief besorgniserregend. Ohne jedes Anzeichen ließ sich die Mannschaft plötzlich in ihre eigene Hälfte zurückdrängen und fügte sich am Ende fast schon bereitwillig der vierten Niederlage der Saison.

Diesen Einbruch mit den üblichen Annahmen im Fußball zu erklären, würde aber zu kurz greifen. Die Vorstellung in der zweiten Hälfte hatte nichts mit falscher Taktik oder fehlender Einsatzbereitschaft zu tun, vielmehr war es eine nur schwer in Worte zu fassende Lethargie, die um sich griff.

"Normalerweise ist es eine Stärke von uns, dass wir nach einem Rückstand reagieren", rätselte Mark van Bommel. Der zurückgekehrte Kapitän schaffte es ebenso wenig wie Bastian Schweinsteiger und die anderen Leistungsträger, nach dem Doppelschlag der Schalker durch Jurado (58.) und Benedikt Höwedes (67.) seine Mannschaft aus dem Loch zu ziehen.

Aus Alpha-Tieren werden Omega-Männchen

Angelehnt an die Zoologie werden die Bayern-Stars ob ihrer Stärke und Durchsetzungsfähigkeit mit Alpha-Tieren verglichen. Nach der Halbzeit-Pause erinnerten sie jedoch allesamt an verängstige Omega-Männchen - die in der Hierarchie einer Herde am letzten Platz stehenden Tiere.

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Man möchte meinen, dass es im Einzelfall entschuldbar ist, wenn ein Führungsspieler mehr mit sich zu kämpfen hat und seine Mitspieler nicht mitzureißen vermag. Doch in dieser Saison ist das ein immer wiederkehrendes Phänomen, welches Anlass zur Beunruhigung gibt.

Parallelen zwischen Dortmund und Schalke

Vor genau zwei Monaten verloren die Bayern bereits eine Partie, die genau nach dem gleichen Muster verlief: das 0:2 in Dortmund.

Bayern war in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, doch der Gastgeber erzielte nach der Pause durch Lucas Barrios (52.) und Nuri Sahin (60.) zwei schnelle Tore, worauf die Münchner regelrecht in sich einsackten und den Schlusspfiff herbeizusehnen schienen, obwohl noch ausreichend Zeit blieb, um vielleicht eine Wende einzuleiten.

Das 0:2 in Kaiserslautern zu Saisonbeginn oder auch das 2:3 nach 2:0-Führung zuletzt bei AS Rom sind ebenfalls Belege für die These, dass den Bayern derzeit genau das abgeht, was sie sonst so stark macht: die mentale Toughness.

Gelegentlich blitzt diese auf wie etwa bei den Comeback-Siegen gegen Bremen im Pokal und in Hoffenheim, doch stärker haften bleibt der Eindruck vom Schalke-Spiel, weil er nun mal so Bayern-untypisch ist.

"Nicht alles analysieren"

Van Gaal hingegen sieht die Niederlage auf Schalke nicht in einem Gesamtkontext: "Wir müssen nicht alle Spiele analysieren, sondern nur dieses hier", sagte er.

Aber auch ihm wird es zu denken geben, warum die Bayern den Kampf um die Meisterschaft bereits nach 15 Spieltagen aufgegeben müssen.

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