FC Bayern München: Vincent Kompany muss sich bei Thomas Müller eine Frage stellen

Von Ole Labes
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Wie schon im DFB-Pokal gegen den SSV Ulm war Thomas Müller beim 3:2-Auftaktsieg in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg einer der Unterschiedsspieler für den FC Bayern München. Gehört die Vereinslegende doch in die Startelf des deutschen Rekordmeisters?

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Bei seiner Einwechslung in der 64. Minute für Sasha Boey packte Thomas Müller einen Zettel in seine Hose. Später klärte er auf: "Da stand unsere Raumaufteilung nach dem Wechsel drauf, das ist immer leichter, als wenn ich es jedem sage." Das Ganze zu entziffern war da schon deutlich schwieriger: "Da war alles schon ganz verschwommen, im Triebwerk ist es immer heiß!" Typisch Thomas Müller.

Joshua Kimmich, einer derjenigen, die von der neuen Raumaufteilung direkt betroffen waren, meinte zu der durchaus ungewöhnlichen Art der Kommunikation zwischen Trainer, Joker und Spielern: "Haben Sie gesehen, wo sich der Thomas den Zettel hingepackt hat? Den wollte ich dann lieber nicht anfassen." Ein Thomas Müller läuft eben schnell heiß.

Der 34-Jährige ist damit die "Mikrowelle" des FC Bayern. Im Basketball wird dieser Begriff für Spieler benutzt, die von der Bank kommen und schnell einen Unterschied bewirken. Schnell heiß laufen, so heißt die Devise. In dieser Rolle ist Müller beim FCB schon länger, aber gehört die Vereinslegende, die mit der Einwechslung in der Autostadt zum alleinigen Rekordspieler des FC Bayern aufstieg, in dieser Form in die Startelf?

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Kompanys Spielsystem kommt Thomas Müller entgegen

Gegen die Wolfsburger fiel taktisch vor allem eines auf: Vincent Kompany, neuer Cheftrainer der Bayern, setzt auf ein sehr variables Positionsspiel. Im eigenen Ballbesitz ließ sich zumeist Kimmich oder Aleks Pavlovic in die linke Innenverteidigung fallen, Boey rückte auf Rechtsaußen hoch, sodass Jamal Musiala und Michael Olise im Zentrum aufspielen konnten. Musiala holte sich die Bälle teilweise noch in der Abwehr und trieb das Bayern-Offensivspiel an, jeder zentrale Spieler war überall zu finden.

Ein System, welches Müller natürlich sehr entgegenkommt. Der Spitzname "Raumdeuter" kommt nicht von ungefähr, der 131-fache deutsche Nationalspieler blüht im Offensivspiel vor allem dann auf, wenn er nicht auf dem Flügel geparkt wird, sondern sich frei auf dem Spielfeld bewegen kann.

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Thomas Müller ist in dieser Form ein Unterschiedsspieler

Dazu kommt: Müller befindet sich offenbar in Topform, beim 4:0-Sieg im DFB-Pokal in Ulm war er an drei Toren direkt beteiligt, in Wolfsburg sorgte seine Einwechslung für die Kehrtwende im bayerischen Spiel: Das 2:2 fiel wenige Sekunden, nachdem Müller das Spielfeld betrat, das 3:2 leitete er überragend ein, oder um es in den Worten von Serge Gnabry bei DAZN zu sagen: "Das Thommi da rumkommt, hätte ich nicht erwartet. Er hat das top gemacht. Manchmal macht der Sachen mit seinem Body, das ist schon Wahnsinn."

Müller ist zum Anfang der Saison einer der Unterschiedsspieler des FCB, sportlich aber auch "mit seiner Routine und seiner Spielfreude tut er der Mannschaft gut, er war ein wichtiger Faktor, dass wir das Spiel gedreht haben", meinte auch Sportdirektor Christoph Freund.

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Die Rolle als "Mikrowelle" füllt Thomas Müller perfekt aus

Was allerdings auch zur Wahrheit gehört: Müller ist in dieser Rolle als "Mikrowelle" eben auch extrem wertvoll für die Bayern. Läuft ein Spiel nicht wie geplant, eben wie beim Saisonauftakt gegen Wolfsburg, kann der Bayern-Star mit Vertrag bis 2025 für neue Impulse sorgen.

Ein Team aufwecken, das Pressing aufleben lassen und mit seiner Erfahrung Ruhe ins Spiel bringen. Einen solchen Spieler von der Bank bringen zu können, der in seinem Alter vielleicht auch mehr in kurzen Spieldistanzen intensiv seinen Job erledigt, ist ein Luxus für Kompany.

Sollte Müller wirklich in die Startelf rücken, muss man (oder eben Vincent Kompany) sich die Frage stellen: Wer fällt dafür raus? Jamal Musiala ist gesetzt, Michael Olise gibt dem Offensivspiel mit seinem Flair eine neue Komponente, beide agieren zudem gerne im Zentrum - wie Müller.

Dazu gehört für die Breite eigentlich ein Flügelspieler, wo Kompany mit Gnabry, Kingsley Coman, Mathys Tel und dem momentan noch verletzten Leroy Sané schon die Qual der Wahl hat.

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Müller hat für den FC Bayern immer noch essentiellen Wert

Durch Müllers Hereinnahme wechselten die Bayern auf eine 4-1-4-1-Formation, mit Pavlovic als einzigem Sechser - mit solch einem offensiven Visier startet man in die wenigsten Spiele. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielern murrt Müller zudem nicht, wenn er nicht in der ersten Elf steht.

Zwar sagte Müller lachend nach dem Spiel, er hätte der Mannschaft "gerne noch früher den Ruck mitgegeben" aber: "Es gibt im Fußball kein Anfreunden mit Rollen. Du musst jedes Spiel bereit sein, alles reinzuhauen. Der Trainer bestimmt, wie viel Spielzeit du kriegst."

Doch die wichtigste Erkenntnis zum Saisonstart ist: Auch mit 34 Jahren ist Müller noch von essentiellem Wert für die Bayern. Und zwar egal ab welchem Zeitpunkt die "Mikrowelle" heiß läuft.

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