Nach Erfolgstrainer Alonso, der Bayer Leverkusen die Treue hält, Julian Nagelsmann, der mit der Vertragsverlängerung beim DFB eine "Entscheidung des Herzens" fällteund Ralf Rangnick, der seinen Vertrag als österreichischer Nationaltrainer (bis 2026) erfüllen und die volle Konzentration auf die Europameisterschaft im Juni und Juli in Deutschland legen will, erteilte auch Tuchel auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die TSG Hoffenheim der geplanten Rolle rückwärts der FCB-Bosse eine Abfuhr.
"Das ist die letzte Pressekonferenz an der Säbener Straße. Es bleibt bei der Vereinbarung von Februar. Es gab Gespräche, aber wir haben keine Einigung gefunden für eine weitere Zusammenarbeit", sagte Tuchel vor den versammelten Journalisten.
Die Entscheidung sei ihm "sehr schwer" gefallen, betonte der 50-Jährige. "Solche Erlebnisse in der Champions League schweißen dich zusammen. Auch die Art und Weise gegen Madrid. Das Feedback war die Basis, nochmal über eine 180-Grad-Wende nachzudenken. Ich werde nicht auf die Beweggründe eingehen."
Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge ärgerte sich Tuchel vor allem darüber, dass ihm von den Verantwortlichen in den Verhandlungen über eine weitere Zusammenarbeit der Eindruck vermittelt worden sei, er würde nur nerven und sei anstrengend.
Dass Sebastian Hoeneß - trotz vorhandener Ausstiegsklausel - nicht an die Säbener Straße kommt, scheint indes seit dessen Vertragsverlängerung beim VfB Stuttgart klar zu sein. Vor dem Heimspiel gegen die Bayern betonte der 41-Jährige im Rahmen der Pressekonferenz, dass er zu diesem Thema alles gesagt habe. Die entsprechende Nachfrage eines Journalisten beantwortete er schmunzelnd: "Netter Versuch."
Geschichte ist auch Unai Emery, nachdem dieser bei Aston Villa per Option vorzeitig bis 2027 verlängerte. Selbst Leipzigs Marco Rose wurde nach seinen Bayern-Ambitionen gefragt. "Ich glaube, der FC Bayern kommt ganz gut ohne Marco Rose zurecht", sagte der 47-Jährige und wünschte seinem früheren Weggefährten, FCB-Sportvorstand Max Eberl, bei der Trainersuche "alles Gute, dass er da schnell eine adäquate Lösung präsentiert, damit nicht mehr so viel spekuliert wird".
Wer bleibt nun noch, wer könnte überhaupt Tuchels Job am Saisonende übernehmen? Hier gibt es einen Überblick.
Hansi Flick zum FC Bayern München?
Hansi Flick wäre in jedem Fall verfügbar, ist seit seiner Entlassung als Bundestrainer im September vergangenen Jahres ohne Trainerjob.
Unmittelbar nach der Bekanntgabe der Trennung von Tuchel war Flick einer der präsentesten Namen, wenn es um Spekulationen über den neuen Bayern-Trainer ging. Eine mögliche Rückkehr des Triple-Coaches von 2020 galt als naheliegende Lösung, zumal er die Differenzen mit Uli Hoeneß, die wohl aus der Trennung 2021 resultierten, offenbar beigelegt hat.
Nachdem zwischenzeitlich Ruhe um Flick einkehrte, auch weil die Bayern-Führung andere Kandidaten bevorzugte, ist der 59-Jährige mittlerweile wieder im Rennen. Laut Bild sei Flick ein "heißer Kandidat" auf die Tuchel-Nachfolge. Angeblich hat Eberl mit Aufsichtsrat Karl-Heinz Rummenigge und Vorstandschef Jan-Christian Dreesen zwei Befürworter dieser Variante. Präsident Herbert Hainer steht dem Bericht zufolge Flick neutral gegenüber.
Nach Sky-Informationen könne sich auch Flick mit einem zweiten Engagement in München anfreunden. Geklärt werden müsse allerdings die Vertragslaufzeit des 59-Jährigen. Flick sieht sich demnach nicht nur als Übergangslösung und würde, wenn überhaupt, gerne länger bleiben.
Noch vor der Tuchel-Entscheidung gab es allerdings auch Berichte, die es als unwahrscheinlich betrachteten, dass Flick erneut FCB-Trainer wird. So schrieb Sport1, dass die Option fast vom Tisch sei. Auch der kicker wollte erfahren haben, dass es in der Führungsetage Bedenken gebe. Hintergrund sei vor allem die schwache Zeit als Nationaltrainer von Deutschland.
Roberto De Zerbi zum FC Bayern München?
Erst war er einer der Top-Favoriten, dann verschwand er gänzlich aus dem öffentlichen Fokus. Nun könnte der 44-Jährige allerdings wieder ein heißer Kandidat sein. Wie die Bild erfahren haben will, ist der Italiener einer der Favoriten von Max Eberl.
Zwar hatte De Zerbi kürzlich betont, dass er Brighton im Sommer nicht verlassen wolle, doch der Sportvorstand der Bayern kämpfe nach wie vor um ihn. Nun heißt es aus England, Brighton habe in Thomas Frank (FC Brentford) einen Ersatz für De Zerbi gefunden, und wolle die bislang so erfolgreiche Zusammenarbeit trotz eines bis 2026 laufenden Vertrags demnächst beenden.
Damit wäre der Weg für De Zerbi nach München frei, auch wenn sich dieser nach eigener Aussage mit keinem anderen Verein beschäftigt habe.
Das Problem: Nicht alle Verantwortlichen sind an der Säbener Straße überzeugt vom 44-Jährigen. Außerdem würde er laut verschiedenen Medienberichten 15 Millionen Euro Ablöse kosten – so hoch soll seine Ausstiegsklausel festgelegt sein. In einigen Berichten wurde darüber hinaus erwähnt, dass die sprachliche Barriere ein Problem werden könne. De Zerbi ist des Deutschen nicht mächtig, spricht aber Englisch.
Roger Schmidt zum FC Bayern München?
Ähnlich wie De Zerbi nahm sich auch Schmidt mit der Ankündigung, seinen bis 2026 datierten Vertrag bei Benfica erfüllen zu wollen, zunächst selbst aus dem Rennen.
Erst vor wenigen Tagen folgte dann aber die Rolle rückwärts. Grund für Schmidts Meinungsumschwung waren Fan-Proteste bei Benficas 5:0-Sieg über den FC Arouca. "Eines ist klar: Unter diesen Umständen können wir nicht Meister werden, das ist unmöglich. Damit das ganze Stadion auf unserer Seite ist, müssen wir etwas ändern. Wenn die Lösung darin besteht, dass ich gehe, werden wir darüber reden", sagte er bei der anschließenden Pressekonferenz.
Oliver Glasner zum FC Bayern München?
Nach der Absage von Ralf Rangnick soll auch Oliver Glasner Thema in München gewesen sein. Das berichteten verschiedene Medien. Nun hat die Bild sogar nochmal nachgelegt: Angeblich sei es nicht zu einem weiteren Vorstoß des FC Bayern gekommen, weil Glasners Klub Crystal Palace eine utopische Ablösesumme aufgerufen habe: 100 Millionen Euro.
Der Trainer selbst sei aufgeschlossen gewesen für ein Engagement in München. Sogar Uli Hoeneß habe ihn angerufen. Der Ehrenpräsident scheint sich verstärkt in die Trainersuche des Rekordmeisters einzumischen. Glasner feierte mit Crystal Palace zuletzt Erfolge gegen den FC Liverpool (1:0), Newcastle United (2:0), Manchester United (4:0) und Wolverhampton (3:1). Sein Vertrag läuft bis 2026.
Zinédine Zidane zum FC Bayern München?
Auch der Name Zinédine Zidane geisterte rund um den FC Bayern immer wieder umher. Der Franzose wäre eine spektakuläre Lösung mit enormer Strahlkraft, die nicht nur der Aura eines ehemaligen Weltstars als Spieler entspringt, sondern auch seinen Erfolgen als Trainer von Real Madrid. Und frei wäre er bekanntlich, seit dem Ende seiner zweiten Amtszeit bei Real im Sommer 2021 hat der 51-Jährige nicht mehr als Trainer gearbeitet.
Unmittelbar nach Nagelsmanns Absage berichtete die spanische Mundo Deportivo im April, dass Zidane zum Kandidaten Nummer eins ausgerufen worden sei und bereits unmittelbar vor einer Anstellung in München stehe. Demnach sei die französische Fußball-Ikone "nur noch einen Schritt davon entfernt" gewesen, im Sommer Tuchels Nachfolge beim deutschen Rekordmeister anzutreten. Dem Gerücht folgte das Dementi von Eberl vor dem FCB-Spiel bei Union Berlin.
Gegensätzliche Medienberichte folgten auch aus Frankreich. Dort schrieb L'Équipe, dass Zidane ein anderes Wunschziel hätte - nämlich Manchester United. Mit den Bayern könne er sich hingegen nicht wirklich anfreunden, heißt es weiter.
Als Grund werden die fehlenden Deutsch-Kenntnisse Zidanes sowie seine Bedenken, sich in München wohlzufühlen, genannt. Wie ESPN berichtet, soll es zudem noch keinen Kontakt zwischen Zidane und den Bayern gegeben haben. Auch der kicker berichtet, dass sich Zidane nicht unter den wahrscheinlichsten Kandidaten befindet.
Am Rande des Großen Preises von Miami wurde Zidane Anfang Mai zu einer möglichen Anstellung in München befragt, winkte aber mit einem Lächeln ab. Auf die Frage, ob er in Zukunft als Trainer beim FCB anheuern werde, wirkte er kurz angebunden, lachte nur und sagte: "Nein, ich werde das Spiel sehen." Dann zog Zidane weiter.
Auch nach der geplatzten Versöhnung mit Thomas Tuchel soll er kein Thema an der Säbener Straße sein. Das meldete die Bild am Sonntag nach dem Saisonfinale. Die Bayern selbst hätten ebenfalls kein Interesse am Franzosen.
Antonio Conte zum FC Bayern München?
"Ich habe auch gelesen, dass mir Antonio Conte irgendwelche Listen schickt mit Spielern. Da sehe ich immer, wie pervers, wie kurios unsere Trainersuche ist - wer da alles zugesagt und abgesagt hat." Das sagte Eberl im ZDF, als er auf die Suche nach dem neuen FCB-Coach angesprochen wurde.
Conte war zuvor eher als Außenseiter-Kandidat gehandelt worden. Und daran hat eigentlich auch Eberls Erwähnung des Italieners nichts geändert.
Zwar wäre Conte verfügbar, er hat seit seinem Aus bei Tottenham im März 2023 keinen neuen Trainerjob mehr angenommen. Und die Erfolge des Italieners aus der Vergangenheit machen ihn sicherlich auch für Bayern interessant. Aktuell deutet aber nicht viel darauf hin, dass das Thema Conte an der Säbener Straße wirklich konkret werden könnte.
José Mourinho zum FC Bayern München?
Zwar hat Mourinho mit der Roma immerhin 2022 die Conference League gewonnen und es vergangenen Sommer bis ins Europa-League-Finale geschafft - der ganz große Zauber von 'The Special One' ist in den vergangenen Jahren aber verflogen.
Dennoch wurde Mourinho qua seines großen Namens natürlich auch mit Bayern in Verbindung gebracht. Denn der 61-Jährige ist seit seinem Aus in Rom Mitte Januar bekanntlich verfügbar und betonte zuletzt, ab Sommer wieder auf einer Trainerbank sitzen zu wollen. "Es gibt keine Neuigkeiten. Ich habe keinen Verein, ich bin frei. Aber ich möchte arbeiten, im Sommer will ich arbeiten", sagte er Ende März.
Zwischenzeitlich wurde Mourinho als Option bei Bayern gehandelt, als im Raum stand, Tuchel könne noch während der laufenden Saison abgelöst werden. Dazu kam es aber bekanntlich nicht.
Was die langfristige Nachfolge angeht, verneinte Eberl zwar nicht, dass auch Mourinho Thema werden könnte - dass der Portugiese tatsächlich an der Säbener Straße übernimmt, scheint aber nicht sonderlich realistisch.
Erik ten Hag zum FC Bayern München?
Mit Erik ten Hag wird auch ein weiterer Niederländer mit den Bayern in Verbindung gebracht. Der kicker schrieb zuletzt von Außenseiterchancen, die der Trainer von Manchester United aktuell auf die Nachfolge von Tuchel beim FCB hat. Sky ergänzte, dass er nach Rangnicks Nein wieder in den Fokus des FCB gerückt sei.
Ten Hag steht bei United zwar noch bis 2025 unter Vertrag, ist im Old Trafford aber keineswegs unumstritten. Ein Aus in Manchester nach Saisonende ist durchaus möglich. In diesem Fall könnte der 54-Jährige tatsächlich noch einmal konkreter Thema in München werden, wo er von 2013 bis 2015 als Coach der zweiten Mannschaft arbeitete.
Nach ESPN-Informarionen soll sich ten Hag allerdings zu seiner Aufgabe bei United bekennen. Demnach habe der 54-Jährige den Bayern gegenüber klargestellt, dass es sein Vorhaben sei, seinen Vertrag bei ManUnited zu erfüllen und dort auch in der kommenden Saison als Trainer zu arbeiten - sofern die Vereinsführung der Red Devils sich nicht für eine Trennung nach der Saison entscheidet.
Widersprüchliche Informationen folgten umgehend vom kicker. Dort hieß es, dass Ten Hag sehr wohl ein heißer Kandidat auf den FCB-Trainerposten sei. Auch ein Trainertausch sei "nicht ausgeschlossen". Soll heißen: Tuchel könnte in Manchester übernehmen, ten Hag in München.
Lucien Favre zum FC Bayern München?
Oder wird es am Ende ein ehemaliger Trainer von Borussia Dortmund? Wie der kicker vor einigen Wochen berichtete, ziehe der FC Bayern auch eine Übergangslösung bis 2025 in Erwägung. In Frage käme dafür neben dem bereits gehandelten Flick auch Lucien Favre.
Eberl kennt den 66-jährigen Schweizer aus gemeinsamen Zeiten bei Borussia Mönchengladbach. Anschließend arbeitete Favre von 2018 bis 2020 bei Borussia Dortmund und zweimal bei OGC Nizza, aktuell ist er vereinslos. Hintergrund einer solchen Variante: 2025 wären womöglich die Wunschlösungen Xabi Alonso (Bayer Leverkusen), Sebastian Hoeneß (VfB Stuttgart) und Jürgen Klopp (noch FC Liverpool) mutmaßlich verfügbar. Wirklich konkret wurde es rund um Favre aber schon länger nicht mehr.
Martin Demichelis zum FC Bayern München?
Einer, der das "Mia san mia" als Spieler, U19- und Reserve-Trainer jahrelang gelebt hat. In seiner argentinischen Heimat hat sich Demichelis in Windeseile seine Sporen verdient, feierte mit River Plate gleich in seiner Debütsaison die Meisterschaft.
Schon nach Bekanntwerden der Tuchel-Trennung zum Saisonende wurde ihm die unvermeidliche Frage gestellt. Demichelis: "Ich bin bei River - und ich liebe es, hier zu sein." Allerdings sagte er auch: "Jeder weiß, wie sehr ich mich Bayern München verbunden fühle."
Pep Guardiola zum FC Bayern München?
Nach der Vielzahl an Absagen wurde zuletzt sogar City-Coach Pep Guardiola als möglicher Nachfolger für Tuchel ins Spiel gebracht. Wie der kicker berichtete, träumt mancher Entscheidungsträger des FCB von einem Deutschland-Comeback des 53-jährigen Spaniers. Das werde derzeit rund um den Verein "getuschelt", heißt es in dem Bericht.
Guardiola war von 2013 bis 2016 Coach des deutschen Rekordmeisters und wird seither in München enorm geschätzt. Anschließend zog es den Star-Trainer zu Manchester City, wo er noch bis Ende Juni 2025 unter Vertrag steht.
Eine Absage bezüglich einer Anstellung im Sommer handelten sich die Münchner jedoch von Guardiolas Management ein. "Pep trägt den FC Bayern in seinem Herzen, aber er will Manchester City in diesem Sommer nicht verlassen. Er ist sehr glücklich und hat einen Vertrag bis 2025. Eine Rückkehr zum FC Bayern ist keine Option", teilte die Beratungsagentur Tacticgrup via Sky mit.
FC Bayern München: Das letzte Saisonspiel des FCB
Datum | Wettbewerb | Gegner |
18. Mai, 15.30 Uhr | Bundesliga | TSG Hoffenheim (A) |