FC Bayern München: Thomas Tuchels Personal-Puzzle in der Abwehr

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Trainer Thomas Tuchel strebt eigentlich eine eingespielte Abwehrformation an, doch die deutet sich bisher noch nicht so richtig an - beim 4:0-Sieg zum Bundesliga-Auftakt gegen Werder Bremen gewann er immerhin einige Erkenntnisse.

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Von Rotation hält Thomas Tuchel wenig, das betonte der Trainer des FC Bayern München zuletzt äußerst regelmäßig. "Insgesamt tut es uns besser, wenn wir nicht so viel rotieren", sagte er etwa bei der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Auftakt gegen Werder Bremen. Tuchel wolle "sehr schnell eine gefestigte Elf" aufbieten, vor allem aber eine gefestigte Abwehrformation: "Sobald jemand die Nase vorne hat, ist es unser Wunsch, eine Viererkette zu finden, in der wenig gewechselt wird."

Somit darf man in jede Startelf-Auswahl Tuchels noch einen Tick mehr reininterpretieren, als gewöhnlich eh schon - vielleicht handelt es sich dabei ja um eine auf Wochen gesetzte Viererkette? In Bremen vertraute Tuchel auf Noussair Mazraoui, Dayot Upamecano, Min-Jae Kim und Alphonso Davies. Die Überraschung: Matthijs de Ligt saß zunächst nur auf der Bank.

Vergangenen Sommer für 67 Millionen Euro von Juventus Turin gekommen, hatte sich de Ligt unter Julian Nagelsmann direkt als zweikampf- und kommunikationsstarker Abwehrchef etabliert. Mit einer heldenhaften Rettungstat gegen Paris Saint-Germain grätschte sich der 24-jährige Niederländer zudem in die Herzen der Fans.

Aufgrund einer Wadenverletzung verpasste de Ligt aber die Anfangsphase der Vorbereitung, seinen rechtmäßigen Platz als unumstrittener Abwehrchef eroberte er sich seitdem nicht zurück. Beim Supercup gegen RB Leipzig (0:3) durfte de Ligt zwar an Upamecanos Seite beginnen, wurde aber nach einem durchwachsenen Auftritt schon zur Halbzeit für Kim ausgewechselt.

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Dayot Upamecano: Der Außenseiter scheint am gefestigsten

"Es ist natürlich einfacher, wenn man immer zusammen spielt", sagte de Ligt danach. "Für einen Verteidiger ist es immer schön, wenn man eine gute Connection hat mit den anderen." In Bremen musste er von der Bank der Connection Upamecano/Kim zusehen. Nach drei Gegentoren beim Supercup stand diesmal (gegen einen zugegebenermaßen deutlich schlechteren Kontrahenten) die Null, Bremen kam beim 0:4 lediglich auf einen xG-Wert von 0,55 erwartbare Tore.

Kim wirkte gerade während Bremens Drangphase Anfang der zweiten Halbzeit dennoch wiederholt unsicher. Auffällig außerdem: Er gewann nur einen von sechs Zweikämpfen und nur eines von drei Luftduellen. In der 68. Minute hieß es daraufhin: Kim raus, de Ligt rein. Upamecano, bekannt für eklatante Schnitzer und nominell der Außenseiter dieses Trios, spielte wie schon im Supercup durch. Er scheint aktuell am gefestigsten.

Neuzugang Kim dürfte nach seinem Militärdienst und 50-Millionen-Euro-Wechsel von der SSC Napoli noch etwas Anpassungszeit in München benötigen. Laut Tuchel habe er aber das Potenzial, "ein richtiger Leader zu werden. Seine Art und Weise ist vorbildlich. Er kommt jeden Tag mit einem neuen Satz auf Deutsch, er coacht auf Englisch."

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Noussair Mazraoui beim FC Bayern: Gewinner des Auftaktspiels

Dann wäre da noch der komplizierte Fall Benjamin Pavard: Seit Monaten strebt der 27-jährige Franzose trotz Vertrags bis 2024 einen Abschied an, dennoch stand er als einziger Innenverteidiger-Kandidat in allen Testspielen in der Startelf. Beim Supercup bot ihn Tuchel auf der ungeliebten Position als Rechtsverteidiger auf, was Pavard mit einem beachtlich lustlosen Auftritt quittierte.

Wenig überraschend musste er in Bremen weichen, in die Mannschaft rückte stattdessen Noussair Mazraoui. Er nutzte seine Chance und glänzte auf der rechten Seite mit gutem Passspiel und viel Offensivdrang, ähnlich wie der unumstritten gesetzte Linksverteidiger Alphonso Davies. Mazraoui darf sich als Gewinner des Bundesliga-Auftakts fühlen.

Pavard schaffte am Sonntag unterdessen Erstaunliches: Beim Freundschaftsspiel gegen eine Fan-Auswahl aus Südtirol überbot er seinen Supercup-Auftritt in Sachen Lustlosigkeit sogar nochmal. Er trat in Richtung eines Gegenspielers, der ja eigentlich ein Fan ist, und verzichtete nach seinen Treffer demonstrativ auf einen Jubel. Statt um die Rückeroberung eines Startplatzes kämpft Pavard nur um den Vollzug eines Transfers.

Inter Mailand ist interessiert, angeblich bietet der Champions-League-Finalist etwa 30 Millionen Euro. Ein Transfer hängt nun davon ab, ob der FC Bayern Ersatz findet. Bis auf weiteres dürfte rechts hinten Mazraoui gesetzt sein, zumal das flexibel einsetzbare Eigengewächs Josip Stanisic per Leihe zu Bayer 04 Leverkusen gewechselt ist.

FC Bayern München: Die nächsten fünf Pflichtspiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
27. August, 17.30 UhrBundesligaFC Augsburg (H)
2. September, 18.30 UhrBundesligaBorussia Mönchengladbach (A)
15. September, 20.30 UhrBundesligaBayer Leverkusen (H)
23. September, 15.30 UhrBundesligaVfL Bochum (H)
26. September, 20.45 UhrDFB-PokalPreußen Münster (A)
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