FC Bayern München - Kingsley Comans Weg von PSG nach München: Abgelehnte Leihe und Reschke-Trick

Kingsley Coman
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Wenn der FC Bayern München im Champions-League-Achtelfinale auf Paris Saint-Germain trifft, geht es für Kingsley Coman einmal mehr gegen seinen Ex-Klub: Der heute 26-Jährige verließ PSG einst in Hoffnung auf mehr Spielpraxis - und landete dank eines Tricks von Michael Reschke in München.

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Seit zehn Jahren hat Kingsley Coman in jeder Saison einen nationalen Meistertitel gewonnen - die ersten beiden als kaum eingesetztes Talent mit seinem Jugendklub Paris Saint-Germain. Coman lernte bei PSG das Fußballspielen und debütierte mit 16 für die Profis, bekam wie viele andere Talente aus der Pariser Jugendabteilung anschließend aber keine Chance auf regelmäßige Spielpraxis.

Ablösefrei wechselte Coman 2014 zu Juventus Turin, ehe er ein Jahr später zum FC Bayern weiterzog. Zunächst für eine zweijährige Leihe, dann fix für 21 Millionen Euro. Am Dienstag trifft er im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League mit den Münchnern zum sechsten Mal auf seinen Jugendklub (21 Uhr im LIVETICKER).

2017 verlor der FC Bayern in der Gruppenphase 0:3 in Paris, woraufhin Trainer Carlo Ancelotti entlassen wurde. 2021 setzte es ein Aus im Viertelfinale, 2020 gelang der Finalsieg von Lissabon. Mit seinem Kopfballtor zum 1:0 entschied ausgerechnet Coman das Spiel zu Gunsten der Münchner - dabei war sein Startplatz zuvor gar nicht sicher.

Erst kurz vor Anpfiff legte sich Trainer Hansi Flick auf Coman statt Ivan Perisic oder Philippe Coutinho fest, es sei "eine Bauchentscheidung" gewesen. "Paris ist der Heimatverein von Coman", sagte Flick vor dem Anpfiff. "Ich verspreche mir da ein bisschen mehr Motivation und er hat natürlich auch die Qualität und den Speed, eine Abwehr auszuhebeln."

Warum Kingsley Coman Paris Saint-Germain verließ

Comans Eltern stammen aus Guadeloupe, er selbst kam in Paris zur Welt. Mit neun Jahren schloss sich Coman der Jugendabteilung von PSG an, dem Lieblingsklub seines Vaters Christian. Ancelotti machte ihn zum bis dato jüngsten Spieler der Klubgeschichte, seitdem unterboten ihn Warren Zaire-Emery und El Chadaille Bitshiabu.

Nach seinem Debüt reichte es für den langjährigen französischen Junioren-Nationalspieler in eineinhalb Jahren aber nur mehr zu drei weiteren Pflichtspieleinsätzen. "Ich dachte, dass ich mehr Spielzeit verdient habe. Die Aussicht darauf war bei PSG nicht gegeben. Ich hatte um eine Leihe gebeten, was abgelehnt wurde", erzählte Coman später bei Canal Football Club.

Generell vermisste er in Paris "Geduld" mit jungen Spielern: "Das Schwierige an der Situation bei PSG ist, dass sie sofort Ergebnisse sehen wollen. Mit der Entwicklung der jungen Leute hat man nicht sofort Ergebnisse, sondern muss drei oder vier Jahre warten." Coman ist nicht das einzige vielversprechende PSG-Talent, das später anderswo aufblühte. Christopher Nkunku, Moussa Diaby oder Tanguy Nianzou erging es ähnlich.

Coman und PSG einigten sich nicht auf eine Verlängerung des 2014 auslaufenden Vertrages, woraufhin er ablösefrei zu Juventus weiterzog. "Nicht aus finanziellen Gründen", wie er versicherte. Trainer Laurent Blanc bedauerte Comans Abgang: "Er hatte großes Potenzial. Es tut mir weh, dass er Paris verlassen hat."

Kingsely Coman absolvierte nur vier Pflichtspiele für seinen Jugendklub Paris Saint-Germain.
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Kingsely Coman absolvierte nur vier Pflichtspiele für seinen Jugendklub Paris Saint-Germain.

FC Bayern: Wie Michael Reschke Comans Berater austrickste

Bei Juventus überzeugte der damals 19-Jährige trotz mehr Einsatzchancen aber nur vereinzelt, sein großer Durchbruch gelang ihm erst beim FC Bayern. Dass Coman überhaupt in München landete, ist einem kuriosen Trick des damaligen technischen Direktors Michael Reschke zu verdanken.

Am letzten Tag der Transferperiode verhandelte Reschke an der Säbener Straße mit Comans Beratern. Eine Einigung war nicht in Sicht, die Zeit drängte. Um die Verhandlungen zu beschleunigen, gab Reschke einem kicker-Bericht zufolge dem nächstbesten Klub-Mitarbeiter auf dem Gang einen Spezialauftrag: Er solle sich an den Verhandlungstisch setzen und als Präsident des FC Bayern ausgeben, jede Forderung der Coman-Berater ablehnen und nach fünf Minuten den Raum verlassen. Der Schwindel sei nicht aufgeflogen: Tatsächlich habe diese Taktik eine schnelle Einigung erwirkt, Reschke nannte den Transfer später einen "Granatendeal".

In München entwickelte sich Coman trotz wiederkehrender Verletzungsprobleme zum Leistungsträger - und wird immer wieder mit einer Rückkehr zu PSG in Verbindung gebracht. "Paris ist kein Teil meines Karriereplans", beteuerte Coman nach dem Champions-League-Sieg, was auch an Superstar Neymar liegt. "Ob ich einen Platz bei PSG hätte? Nein, mit Neymar auf der linken Seite ist das fast unmöglich." Sein Abschied von PSG sei jedenfalls "die richtige Entscheidung" gewesen.

Champions League: Die Achtelfinal-Hinspiele im Überblick

DatumAnpfiffHeimteamAuswärtsteam
Di., 14.2.21 UhrAC MilanTottenham Hotspur
Di., 14.2.21 UhrParis Saint-GermainFC Bayern München
Mi., 15.2.21 UhrClub BrüggeBenfica Lissabon
Mi., 15.2.21 UhrBorussia DortmundFC Chelsea
Di., 21.2.21 UhrFC LiverpoolReal Madrid
Di., 21.2.21 UhrEintracht FrankfurtSSC Neapel
Mi., 22.2.21 UhrRB LeipzigManchester City
Mi., 22.2.21 UhrInter MailandFC Porto
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