FC Bayern: Wie der "beste Sohlenspieler" Eric Maxim Choupo-Moting das Lewandowski-Problem lösen kann

Von Maximilian Lotz
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Nach dem Abgang von Robert Lewandowski probierte Julian Nagelsmann beim FC Bayern verschiedene Varianten ohne echten Neuner. Gegen den SC Freiburg bekommt Eric Maxim Choupo-Moting seine Chance als Stoßstürmer - und nutzt sie. Auch ein Rat von Leon Goretzka und eine Prophezeiung von Marcel Sabitzer halfen ihm dabei, dass er sich hinterher die verdienten Lobeshymnen abholen durfte.

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Nach seinem Treffer rannte Eric Maxim Choupo-Moting jubelnd und lachend in Richtung Ersatzbank. Schließlich musste der Angreifer des FC Bayern auch noch mit denjenigen abklatschen, die sein Tor prophezeit hatten.

"Wir haben vor dem Spiel ein bisschen geflachst. Stani und ich haben gesagt, dass er sich heute belohnen und ein Tor machen wird", erklärte Marcel Sabitzer nach dem 5:0-Sieg gegen den SC Freiburg Choupo-Motings Extratour zu ihm und Josip Stanisic. "Er hat die Chance bekommen von Beginn an und hat sie genutzt. Und Stürmer, die treffen, tun jeder Mannschaft gut."

Wie gut, war an diesem lauen Herbstabend in der Allianz Arena eindrucksvoll zu beobachten. Die Bayern spielten sich dank einer hochkonzentrierten Leistung gegen keineswegs desolate, aber doch in entscheidenden Momenten nicht ganz frische Freiburger in einen Torrausch wie man ihn in den vergangenen Jahren häufiger erlebt, in dieser Saison zuletzt aber nur selten vorgeführt bekam. Ein entscheidender Faktor war dabei Choupo-Moting.

Viel hatte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann probiert, um den Abgang von Robert Lewandowski zu kompensieren. Mit falschen Neunern sollte das Toreschießen auf mehrere Schultern verteilt werden. Doch was zu Saisonbeginn noch funktionierte, versandete zuletzt - auch weil mitunter ein Zielspieler an vorderster Front fehlte. Am Sonntag kehrte Nagelsmann zur klassischen Variante zurück.

Julian Nagelsmann stellt Choupo-Moting Startelf-Platz in Aussicht

Erstmals überhaupt stand Choupo-Moting in dieser Saison in der Startelf. Und nach seiner Vorstellung, die in der 65. Minute mit Standing Ovations bei seiner Auswechslung endete, dürfte es nicht sein letzter Einsatz von Beginn an gewesen sein. "Wir haben auch noch ein paar andere gute Spieler, aber wenn man so spielt, dann wird er auch am Mittwoch spielen", sagte Nagelsmann mit Blick auf das DFB-Pokal-Spiel in Augsburg, bei dem Thomas Müller (Rückenprobleme) erneut fehlen könnte.

Choupo-Moting war an allen vier Toren, bei denen er auf dem Feld stand direkt oder indirekt beteiligt. Vor dem Führungstor machte er im Strafraum den Ball fest, ehe er Flankengeber Alphonso Davies mit einem Steckpass in die Tiefe schickte. Das 2:0 machte er selbst, das 3:0 legte er Leroy Sané per Doppelpass auf und vor dem 4:0 zog er mit einem Lauf zurück an die Mittellinie seinen Bewacher Matthias Ginter aus der Freiburger Viererkette, sodass Torschütze Sadio Mané freie Bahn hatte.

Gnabry bezeichnete seinen Offensivkollegen als "besten Sohlenspieler der Welt". "Er kann den Ball unglaublich gut festmachen. Ob mit der Sohle oder mit One-Touch. Er hat ein super Spiel gemacht." Sportvorstand Hasan Salihamidzic geriet ebenfalls ins Schwärmen: "Er war wie eine Wand da und hat sich immer gut anspielen lassen. Und er hat ein Tor gemacht. Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht, weiter so."

Eric Maxim Choupo-Moting traf bei seinem Startelf-Debüt in dieser Saison.
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Eric Maxim Choupo-Moting traf bei seinem Startelf-Debüt in dieser Saison.

FC Bayern: Eric Maxim Choupo-Moting bleibt bescheiden

Auch Nagelsmann lobte seinen Stoßstürmer als "extrem guten Zielspieler". "Choupo war letzte Saison lange weg, hat durch verschiedenste Dinge viele Wochen verpasst. Jetzt hat er sich gut herangekämpft und eine sehr gute Phase", sagte Nagelsmann. Eigentlich hätte er es auch verdient gehabt, schon früher sein Startelf-Debüt in dieser Saison zu feiern.

Choupo-Moting, der seit seinem Wechsel von Paris Saint-Germain zum FC Bayern 2020 seine Rolle als Backup im Sturm hinter Lewandowski vorbildlich ausgefüllt hat, blieb auch jetzt bescheiden und wollte seine Leistung nicht als Bewerbungsschreiben verstanden wissen.

"Wir haben eine sehr gute Mannschaft mit sehr, sehr viel Qualität. Dass medial sehr viel geredet wird, gehört dazu. Das ist okay. Jeder hat seine Meinung und jeder darf sich äußern. Aber ich weiß, was ich kann und dass ich der Mannschaft helfen kann. Das weiß Julian, dass ich das so sehe - und das habe ich ihm auch gesagt. Umso schöner, dass es geklappt hat. Natürlich möchte ich weiter viel spielen. Aber das Wichtigste ist, Erfolg mit der Mannschaft zu haben", sagte der 33-Jährige bei DAZN.

Neuner-Diskussion für Leon Goretzka "ein bisschen müßig"

Er wolle weiter mit guten Trainingsleistungen auf sich aufmerksam machen. Zuspruch bekam Choupo-Moting auch von Leon Goretzka, der wie der Angreifer den Saisonbeginn verletzungsbedingt verpasst hatte. "In der Saisonvorbereitung war ich mit ihm in der Reha, da hatten wir auch viel Zeit zu sprechen", berichtete Goretzka. Er habe Choupo-Moting schließlich gesagt: "Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass wir dich in dieser Saison brauchen werden. Ob es mal 20 Minuten sind, in denen wir dich und deine körperliche Präsenz brauchen. Oder auch mal von Anfang an." Gegen Freiburg habe er gezeigt, "was er in der Box drauf hat. Vor allem, welche Qualitäten er im Abschluss hat."

Ganz nebenbei hält Goretzka die Diskussionen um echte oder falsche Neuner für "ein bisschen müßig", denn: "Wir werden den Kader jetzt eh nicht verändern. Wir haben einen Top-Kader und genug Lösungen, um auch Tore zu schießen. Die Chancen waren in den letzten Wochen auch nicht unser Problem, heute haben wir einfach die Konsequenz vor dem Tor gehabt."

Auch mit echtem Neuner verteilte sich das Toreschießen am Sonntag auf fünf verschiedene Schützen. Leroy Sané etwa agierte im Zentrum hinter der Spitze erneut stark und erzielte dabei schon sein zehntes Pflichtspieltor, wurde nach dem Spiel aber mit Verdacht auf eine Muskelverletzung zur Untersuchung an die Säbener Straße gefahren.

Serge Gnabry traf erstmals seit dem 3. Spieltag wieder in der Bundesliga.
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Serge Gnabry traf erstmals seit dem 3. Spieltag wieder in der Bundesliga.

Hasan Salihamidzic: Lob und Ansage für Serge Gnabry

Und dann meldete sich auch noch Serge Gnabry mit einem Tor und einem Assist zurück. Von Sportvorstand Hasan Salihamidzic holte er sich dafür gleich ein Lob und eine Ansage ab: "Ich mag ihn so sehen wie heute, wenn er eine richtig gute Körperspannung hat, wenn er so sprintet, wenn er sich seine Aktionen und seine Abschlüsse nimmt. Darüber reden wir natürlich auch viel."

Erstmals seit dem 3. Spieltag war Gnabry in der Bundesliga mal wieder direkt an mindestens einem Tor beteiligt. "Er hat ja alles", führte Salihamidzic weiter aus und zählte seine Kopfballstärke und seinen "super Schuss mit links und rechts" auf. An seiner Leistung gegen Freiburg werde Gnabry gemessen. "Wenn er in Topform ist, haben wir einen richtig guten Spieler. Heute hat er angefangen und so muss er weitermachen."

Das gilt nicht nur für Gnabry, sondern im Prinzip auch für den Rest der Mannschaft. Salihamidzic nannte das Offensivspektakel die "Benchmark" für die kommenden Wochen. Im DFB-Pokal am Mittwoch müssen die Bayern nun beweisen, dass die Torgala keine Eintagsfliege war. Immerhin ist es auch die Gelegenheit, sich für die 0:1-Niederlage in der Bundesliga vor einem Monat zu revanchieren. Vielleicht ja dann auch wieder mit Choupo-Moting als echtem Neuner.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele

TerminGegnerWettbewerbOrt
19. Oktober, 20.45 UhrFC AugsburgDFB-PokalAuswärts
22. Oktober, 15.30 UhrTSG HoffenheimBundesligaAuswärts
26. Oktober, 21 UhrFC BarcelonaChampions LeagueAuswärts
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