FC Bayern - Rechtsstreit zweier Berater enthüllt: Timo Werner war sich 2019 mit FCB einig

Arbeiteten schon bei der TSG Hoffenheim gern zusammen: Niklas Süle und Julian Nagelsmann.
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Nationalstürmer Timo Werner soll im Jahr 2019 "widerwillig" einen Vertrag bei Bayern München unterschrieben haben, um im Sommer 2020 ablösefrei von RB Leipzig zum Rekordmeister zu wechseln. Entsprechende Enthüllungen des Spiegel können SPOX und Goal bestätigen. Auch Niklas Süle ist betroffen. Julian Nagelsmann findet den Bericht "grenzwertig".

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Ans Licht gekommen ist die Geschichte durch einen Rechtsstreit zwischen den beiden Beratern Karlheinz Förster und Murat Lokurlu. Das Nachritenmagazin der Spiegel zitiert in seinem Bericht aus allerlei Dokumenten, die unter anderem auch Werners Einigung mit dem FC Bayern München im 2019 belegen könnten. Mit Niklas Süle ist zudem auch ein aktueller Bayern-Profi in den Fall involviert. Dabei geht es nach Darstellung des Spiegel auch um eine falsche eidesstattliche Versicherung. Unter anderem wurden angebliche Gesprächsverläufe von Süle abgedruckt.

Von SPOX und Goal nach dem 3:1-Auswärtssieg bei Greuther Fürth auf das Thema angesprochen sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann: "Ich finde es grenzwertig, wenn solche Chat-Verläufe an die Öffentlichkeit gegeben werden. Das hat auch mit Vertrauen zu tun. Ich habe es nicht mit Niki thematisiert, aber er ich kenne ihn seit Jahren und weiß, dass er Qualität und Potenzial hat."

Ein Süle-Wechsel stehe daher für Nagelsmann nicht zur Debatte: "Er ist einer, der im europäischen Top-Regal spielt. Er weiß zwar auch selbst, dass er noch Entwicklungsschritte gehen muss. Er hatte zuletzt keine leichte Zeit bei Bayern, aber ich bin absolut zufrieden mit ihm."

Beraterstreit zwischen Förster und Lokurlu: Wer hat Werner und Süle vertreten?

In einem ausführlichen Bericht zitiert der Spiegel aus diversen Unterlagen einer Klage, die bald am Landgericht in Mosbach bei Heilbronn verhandelt werden wird. Dabei soll der bekannte Spielerberater und ehemalige Weltklassespieler Förster (63) dem Sportagentur-Inhaber Lokurlu (45) vorwerfen, ihm rechtmäßige Einnahmen aus Werners erstem Profivertrag beim VfB Stuttgart in der Saison 2014/15 vorenthalten zu haben. Es geht um über 660.000 Euro.

Lokurlu wirft Förster laut Spiegel seinerseits vor, ihm seinen Anteil an Provisionen aus diversen weiteren Spielervermittlungen vorzuenthalten. Das Gericht muss nun klären, wie lange und in welcher Beziehung die beiden bei der Beratung von Spielern zusammengearbeitet haben. Um seine Ansprüche zu untermauern, hat Lokurlu laut des Nachrichtenmagazins hunderte Seiten an Beweismitteln eingereicht, darunter Verhandlungen mit Spielern und Vereinen sowie WhatsApp-Chatverläufe.

Diese sollen laut Lokurlus Anwalt angeblich unter anderem belegen, dass sein Mandant für Werner im Februar 2019 - sein Vertrag in Leipzig lief damals bis 2020 - mit dem FC Liverpool über einen Wechsel verhandelte: Die Reds sollten demnach ein Jahresgehalt von zwölf Millionen Euro und über 25 Millionen Euro Bonuszahlungen geboten haben, dazu wären stolze zwölf Millionen Euro an Vermittlungsprovision für die Berater gekommen.

Karlheinz Förster zusammen mit Timo Werner im Jahr 2016.
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Karlheinz Förster zusammen mit Timo Werner im Jahr 2016.

Timo Werner hatte widerwillig bei Bayern München unterschrieben

Wenig später soll Förster, der damals offiziell als Berater von Timo Werner fungierte, allerdings RB Leipzig über die Verhandlungen informiert und Werner davon überzeugt haben, einen Vertrag bei den Bayern zu unterschreiben. So heißt es in den Unterlagen. "Timo Werner hatte still und heimlich auf Drängen des Klägers - der Spieler war davon nicht zu sehr begeistert - zwischenzeitlich bereits bei dem FC Bayern München einen befristeten Arbeitsvertrag ... unterschrieben."

Nachdem Werner davon erfahren habe, dass seine Verpflichtung bei Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic und dem damaligen Trainer Niko Kovac auf keine große Gegenliebe gestoßen sei, habe der Nationalstürmer Förster "vehement" dazu aufgefordert, den Vertrag mit dem Rekordmeister aufzulösen, was dann auch passiert sei. Diese Darstellung deckt sich mit Informationen von SPOX und Goal.

Werner verlängerte bei RB Leipzig. Nach einem weiteren Jahr in Leipzig soll Werner dann - über Förster und Lokurlu - mit mehreren englischen Spitzenklubs verhandelt haben, er unterschrieb schließlich beim FC Chelsea.

Auf Anfrage von SPOX und Goal wollte der FC Bayern noch keine Stellungnahme zum Sachverhalt abgeben. Salihamidzic sagte vor dem Auswärtsspiel bei Greuther Fürth am Freitag zu DAZN: "Es ist wirklich wichtig, dass wir an diesen Streitereien als FC Bayern gar nicht teilnehmen. Wir haben alle geschlossen entschieden, dass wir uns daran nicht beteiligen."

Auch Karlheinz Förster war nicht zu erreichen. Der Spiegel zitiert Försters Anwalt mit dem Satz, sein "Mandant drängt grundsätzlich seine Kunden nicht dazu, Verträge zu unterschreiben". Werner wechselte schlussendlich im Sommer 2020 zum FC Chelsea, wo er vergangene Saison die Champions League gewann.

Beraterstreit vor Gericht: Falschaussage von Niklas Süle?

Involviert in den Rechtsstreit zwischen Förster und Lokurlu ist auch Bayerns Innenverteidiger Niklas Süle. Dieser hat laut Spiegel im Februar 2019 eine eidesstattliche Versicherung unterschrieben, wonach er von 2013 bis 2020 allein durch Förster vertreten worden sei. Zu Lokurlu "hatte ich überhaupt keine geschäftlichen Kontakte", zitiert das Magazin aus der Erklärung.

Dieser behauptet im Gegenzug allerdings, dass sich Süle zu einer "falschen eidesstattlichen Versicherung" habe "überreden lassen". Belegen sollen das WhatsApp-Gesprächsprotokolle zwischen Süle und Lokurlu.

Im Oktober 2019, nach dem 7:2 der Bayern in der Champions League gegen die Tottenham Hotspur, habe Süle demnach erklärt, zu den Spurs wechseln zu wollen. Er wolle unbedingt nach England wechseln, habe Süle Lokurlu gegenüber betont.

Gegenüber dem Spiegel richtete Süle über einen Anwalt aus, dass es sich um Gespräche "rein informeller Natur" gehandelt habe. Es habe keinen Vertrag mit Lokurlu gegeben, dieser habe "nie eine Vergütung erhalten."

Dennoch, so sollen es die Akten des Prozesses belegen, droht dem Abwehrspieler jetzt eine Strafanzeige wegen "dessen vorsätzlicher falscher eidesstattlicher Versicherung". Allerdings ist die Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung laut dem Magazin nicht strafbar, da Süle in dem Zivilverfahren lediglich als Zeuge vernommen wird.

Die beiden Nationalspieler Werner und Süle haben ihren Berater mittlerweile gewechselt und werden von der Agentur Sports360 betreut.