FC Bayern München - Flicks Wackel-Abwehr im Check: Nibelungentreue vor Leistungsprinzip?

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© SPOX-Grafik/getty

Die Abwehr des FC Bayern gleicht in dieser Saison einer Baustelle. Viele Spieler sind außer Form, andere fristen ihr Dasein auf der Bank oder stellen erst gar keine Unterstützung dar. Ein Überblick.

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Als "schon auffällig" bezeichnete Hansi Flick nach der 2:3-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach die derzeitigen Probleme des FC Bayern. Ob nun Ballverluste in der Vorwärtsbewegung, unzureichende Tiefenabsicherung oder sowohl von den Außen- als auch den Innenverteidigern schwach verteidigte Hereingaben in den Strafraum - hinten hapert es.

Bei 31 Gegentoren nach 23 Pflichtspielen lässt sich auch nicht mehr nur von der einen oder anderen Unkonzentriertheit sprechen, zumal die Bilanz ohne den stets zuverlässig parierenden Manuel Neuer noch schlechter aussähe. Eine Form- oder (in manchen Fällen) sogar eine Qualitätsfrage?

SPOX und Goal blicken mithilfe der Datenspezialisten von Opta auf jeden Verteidiger im FCB-Kader und ziehen ein Fazit. Nicht berücksichtigt: Tanguy Nianzou, der verletzungsbedingt lediglich auf 21 Einsatzminuten kommt, sowie Joshua Kimmich und Javi Martinez, die als nominelle Mittelfeldspieler nur gelegentlich in der Vierkette ausgeholfen haben.

David Alaba

  • Eingesetzt als: IV, LV
  • Spiele (davon in der Startelf): 20 (19)
  • Minuten: 1743

Flicks Abwehrchef, der derzeit aber kein solcher ist. Liegt's an den vielen Gerüchten um einen Wechsel zu Real Madrid? Hat Alaba mit den Bayern schon abgeschlossen? Klar ist: Der Mann mit der Nummer 27 leistet sich zwar keine gravierenden Böcke, wie auch die untere Tabelle belegt, lässt aber gerade in Sachen Stellungsspiel häufig die letzte Konzentration und Souveränität aus der Triple-Saison vermissen - auch wenn er selbst das anders sieht. Das erste Gegentor gegen Gladbach ging etwa mit auf seine Kappe, weil er zu früh rausrückte und Jonas Hofmann in seinem Rücken entwischte.

"Da muss David eher absinken und die Tiefe sichern", sagte Flick nach dem Spiel, nahm den Österreicher aber auch in Schutz: "Diese Entscheidungen muss man im Bruchteil einer Sekunde treffen." Es ist nicht davon auszugehen, dass Alaba aufgrund seiner derzeitigen Formschwäche aus der ersten Elf rutscht. Dafür schätzt ihn Flick viel zu sehr - nicht nur spielerisch, sondern auch wegen seiner Qualitäten als Leader. Der 28-Jährige gibt von hinten, gemeinsam mit Neuer, die meisten und lautstärksten Anweisungen.

Gegentore, wenn er auf dem Platz stand30
Ballverluste, die zu gegnerischen Schüssen führten1
Ballverluste, die zu gegnerischen Toren führten0
Passquote85,8 %
Zweikampfquote51,2 %
Tacklingquote55 %

Jerome Boateng

  • Eingesetzt als: IV
  • Spiele (davon in der Startelf): 18 (17)
  • Minuten: 1407

Der älteste Abwehrspieler im Kader kommt ebenso wenig wie Alaba an seine Triple-Verfassung heran. Womöglich zollt Boateng der hohen Belastung in den vergangenen Monaten Tribut. Das Vertrauen von Flick in ihn ist aber weiterhin da, auch weil sich wenige Alternativen zu ihm aufdrängen. Für seine 32 Jahre bringt der gebürtige Berliner eine hohe Arbeitsbereitschaft mit, legt gerne Extra-Schichten im Kraftraum ein.

Ob Boateng nächste Saison noch in München spielt, ist jedoch völlig offen. Sein Vertrag läuft aus. Im Gegensatz zu Alaba steht er einer Verlängerung zwar alles andere als abgeneigt gegenüber, die Gerüchte um Dayout Upamecano (RB Leipzig) kommen aber nicht von ungefähr: Die Bayern scheinen zu merken, dass sie ihre Abwehrzentrale allmählich verjüngen müssen.

Gegentore, wenn er auf dem Platz stand22
Ballverluste, die zu gegnerischen Schüssen führten1
Ballverluste, die zu gegnerischen Toren führten1
Passquote87,5 %
Zweikampfquote59 %
Tacklingquote57,9 %

Niklas Süle

  • Eingesetzt als: IV/RV
  • Spiele (davon in der Startelf): 17 (14)
  • Minuten: 1323

Mit seinen 25 Jahren und seiner stetig höheren internationalen Erfahrung eigentlich prädestiniert dafür, die Rolle des Abwehrchefs zu übernehmen. Süle ist in dieser Saison jedoch (zu) sehr mit sich selbst beschäftigt. Zwischen November und Dezember verzichtete Flick wegen Trainingsrückstands und leichten Übergewichts auf ihn.

Danach zeigte er immerhin ordentliche Leistungen, davon teilweise sogar als rechter Verteidiger. Und ein Blick auf die Zahlen verrät: Er weist die beste Zweikampfquote aller Innenverteidiger im Kader auf. Der frühere Hoffenheimer wird sich dennoch weiter steigern müssen, um (wieder) zu einer unverzichtbaren Stütze zu werden. Bei der jüngsten Pleite in Mönchengladbach wackelte auch Süle ein ums andere Mal. Gerade in puncto Spieleröffnung und Kommunikation gibt es Nachholbedarf.

Gegentore, wenn er auf dem Platz stand15
Ballverluste, die zu gegnerischen Schüssen führten0
Ballverluste, die zu gegnerischen Toren führten0
Passquote91,5 %
Zweikampfquote67,1 %
Tacklingquote71,4 %
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