FC Bayern: So lief die Trennung von Trainer Niko Kovac

Der FC Bayern hat sich von Trainer Niko Kovac getrennt.
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Erst wollte Niko Kovac weiterkämpfen, Mannschaft wie Medien gingen von seinem Verbleib aus. Doch nach einem Geheimtreffen mit den Bayern-Bossen änderte sich das überraschend.

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Eigentlich schien die Situation am Sonntagmittag völlig klar: Niko Kovac würde trotz des 1:5-Debakels bei Eintracht Frankfurt weitermachen. Diese Information erhielten alle Bayern-Berichterstatter nach dem Vormittagstraining und der Video-Analyse, die der Chefcoach selbst geführt und sich danach mit den Worten "bis Dienstag" von der Mannschaft verabschiedet hatte.

Entsprechend titelten die Münchner Zeitungen in ihren ersten Print-Ausgaben am frühen Sonntagabend, dass Kovac Trainer des FC Bayern bleibe. Ungefähr zu dieser Zeit traf sich der Kroate, der um kurz vor 15 Uhr die Säbener Straße verlassen hatte, aber mit den Vereinsbossen zum Krisengespräch an einem geheimen Ort in München.

Offenbar wurde Kovac dabei recht deutlich gemacht, dass man in ihm den Hauptverantwortlichen für die Talfahrt des Rekordmeisters in den vergangenen Wochen sieht. Angeblich war die Kritik so massiv, dass der FCB-Coach von seiner am Samstagabend in Frankfurt angekündigten Aussage, er wolle kämpfen und werde nicht aufgeben, abrückte.

FC Bayern: Einvernehmliche Trennung von Kovac

Wenn die Vereinsführung der Meinung sei, dass er das Problem sei, dann biete er seinen Rücktritt an, soll Kovac gesagt haben. Ein Angebot, das der Vorstandsvorsitzende Karl-Heiz Rummenigge als Verantwortlicher schließlich annahm. Die Trennung nach gut 16 Monaten sei aber keinesfalls das Ziel der Besprechung gewesen, sondern habe sich erst während der Diskussion ergeben, heißt es aus dem Verein. Deshalb sei es wichtig zu betonen, dass die Trennung das "einvernehmliche Ergebnis des Gesprächs" gewesen sei.

Skeptiker verweisen dagegen auf Indizien, dass das Aus von Kovac schon vorher so gut wie festgestanden habe. Etwa darauf, dass der FC Bayern binnen 32 Minuten am Sonntagabend drei verschiedene Pressemitteilungen verschickte, angeblich aufgrund von "technischen Problemen". "FC Bayern trennt sich von Niko Kovac", steht über den ersten beiden, "FC Bayern und Niko Kovac trennen sich", über der letzten.

Auch Bild.de, das als erstes über die Entscheidung informiert wurde, berichtete zunächst wie wenig später auch die Münchner tz von einer Entlassung. Merkwürdig auch, dass die Zitate von Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic in der Pressemitteilung fast den identischen Wortlaut wie beim Rauswurf von Carlo Ancelotti haben.

"Ich erwarte jetzt von der Mannschaft eine positive Entwicklung und absoluten Leistungswillen, damit wir unsere Ziele für diese Saison erreichen", erklärte Rummenigge im September 2017. Diesmal äußerte sich Salihamidzic nahezu wortgleich: "Ich erwarte jetzt von unseren Spielern eine positive Entwicklung und absoluten Leistungswillen, damit wir unsere Ziele für diese Saison erreichen."

Kovac blickte schon aufs Spiel gegen Piräus

Dass Kovac selber bis Sonntagabend davon ausging, die Mannschaft mindestens noch in den nächsten beiden Heimspielen gegen Olympiakos Piräus und Borussia Dortmund zu betreuen, legen auch seine Aussagen auf der Homepage des FC Bayern nahe. "Wir haben am Mittwoch die Möglichkeit, in der Champions-League den Sack zuzumachen", wurde er dort am Sonntagmittag zitiert.

In dieses Bild passte die kämpferische Ansprache an die Spieler am Morgen, von der sowohl Bild als auch Sport1 detailliert berichten. Auch die Spieler gingen demnach nicht vom schnellen Aus des Trainers aus, auch wenn Kovac zu diesem Zeitpunkt bereits die übergroße Mehrheit der Kabine verloren hatte. Vor allem seine angeblich eintönige Trainingsarbeit sahen zahlreiche Stammspieler schon in der vergangenen Saison negativ, es fehle eine offensive Spielidee, lautete die Hauptkritik.

Unter anderem deshalb sollen sich die Bayern-Bosse nach der erfolgreichen, aber dennoch holprigen letzten Saison für die Verpflichtung von Hansi Flick als zusätzlichem Assistenten stark gemacht haben - auch wenn der Schritt nach außen als Wunsch von Kovac kommuniziert wurde.

Flick könnte angeblich länger Chefcoach bleiben

Immerhin hatten die Verantwortlichen somit im ehemaligen Co-Trainer von Joachim Löw einen Feuerwehrmann parat, wenn man sich tatsächlich von Kovac trennen würde. Sollte Flick nun die Wende schaffen, könnte er dem Vernehmen nach mindestens bis zur Winterpause oder sogar bis zum Saisonende Cheftrainer bleiben.

Einige Beobachter halten den einstigen Bayern-Profi aber für ungeeignet, über Monate in der ersten Reihe beim Serienmeister zu bestehen. Der Kreis der sofort zur Verfügung stehenden Kandidaten ist jedoch überschaubar. Gegen Ralf Rangnick soll es im Klub und auch in der Mannschaft große Vorbehalte geben, Arsene Wenger gilt als Auslaufmodell.

Favorit von Rummenigge soll daher Massimiliano Allegri sein, zu dem es laut Corriere dello Sport bereits Kontakt gibt. Der Ex-Juve-Coach spricht weder deutsch noch englisch, so dass der fließend italienisch sprechende Rummenigge dann der erste und wichtigste Ansprechpartner Allegris wäre.

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