Werner Gregoritsch im Interview über FC-Bayern-Transferziel Konrad Laimer: "Der intensivste Spieler, den ich kenne"

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Konrad Laimer ist der erklärte Wunschspieler von Trainer Julian Nagelsmann beim FC Bayern München. Was macht ihn so stark? Und wie tickt er abseits des Platzes? Im Interview mit SPOX und GOAL gibt sein ehemaliger U21-Nationaltrainer Werner Gregoritsch Einblicke.

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Laimer machte von 2016 bis 2018 insgesamt 13 U21-Länderspiele unter Gregoritsch. Anschließend stieg der 25-jährige Mittelfeldspieler zur A-Nationalmannschaft auf. Nach seiner Ausbildung bei RB Salzburg wechselte er 2017 zu RB Leipzig, wo er seinen 2023 auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern will - um mutmaßlich zum FC Bayern München zu wechseln.

Herr Gregoritsch, was zeichnet den Fußballer Konrad Laimer aus?

Gregoritsch: Konny ist fußballerisch der intensivste Spieler, den ich kenne. Er ist der ideale Spieler für modernen Pressing-Fußball. Obwohl er nicht viel schreit und gestikuliert, ist er auf dem Platz immer präsent. Mit seiner positiven Aggressivität jagt er 90 Minuten lang jedem Ball hinterher und steckt damit seine komplette Mannschaft an. Jeder hat ihn gerne als Mitspieler.

Welche Momente mit ihm sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Gregoritsch: Einmal haben wir mit 1:0 gegen Holland gewonnen, die hatten damals eine super Mannschaft. Vor dem Tor ist er den Tormann mit einem 20 Meter-Vollsprint angelaufen und hat ihn zu einem Fehlpass gezwungen. In Erinnerung geblieben ist mir auch ein Trainingsspiel. Seine Mannschaft lag in Unterzahl zurück, weshalb ich keinen Sinn mehr gesehen habe und das Spiel abbrechen wollte. Konny hat sich aber geweigert, wollte unbedingt weiterspielen - und hat mit seiner Mannschaft am Ende tatsächlich gewonnen.

Inwiefern hat er sich während der gemeinsamen Zeit weiterentwickelt?

Gregoritsch: Weil er so intensiv gegen den Ball arbeitet, ließ nach Ballgewinnen früher immer seine Konzentration nach. Deshalb hat er zu viele Fehlpässe gespielt. Diesbezüglich hat er sich stark verbessert. Auch technisch hat er sich gesteigert: Konny war nie der große Techniker, hat aber stark an seinem Dribbling und seinen Pässen gearbeitet.

Laimer war vor der U21-EM 2019 bei den entscheidenden Qualifikationsspielen dabei, stand letztlich aber nicht im Turnier-Kader. Warum?

Gregoritsch: Er war nach der Saison völlig ausgelaugt und musste unbedingt regenerieren. Deshalb hat ihn Leipzig für das Turnier nicht freigegeben. Es war eine vernünftige Entscheidung, die ihn aber sehr traurig gemacht hat. Während des Turniers hatte er die ganze Zeit Kontakt mit der Mannschaft, hat viele Nachrichten geschrieben. Die erfolgreiche Qualifikation für diese U21-EM kündigte er übrigens schon zwei Jahre vorher an.

Inwiefern?

Gregoritsch: Das Turnier 2017 haben wir ganz knapp verpasst. Gegen den späteren Finalisten Spanien sind wir im Playoff nur wegen der Auswärtstorregel ausgeschieden. Anschließend saßen wir traurig zusammen, haben noch was getrunken. Da haben Konny und Xaver Schlager das Wort ergriffen und gesagt: "Trainer, wir können eines versprechen: Bei der nächsten EM sind wir dabei." Diesen Moment werde ich nie vergessen. So sind wir aus dieser Negativ-Situation gestärkt hervorgegangen.

Werner Gregoritsch ist seit 2012 österreichischer U21-Nationaltrainer.
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Werner Gregoritsch ist seit 2012 österreichischer U21-Nationaltrainer.

Laimer und Xaver Schlager haben bei RB Salzburg lange in der Jugend zusammengespielt, mittlerweile sind beide A-Nationalspieler. Haben Sie eine besondere Beziehung zueinander?

Gregoritsch: Die beiden sind wie Zwillinge, sie könnten Blutsbrüder sein. Xaver und Konny sind den ganzen Weg durch die Jugend gemeinsam gegangen. Die verstehen sich auf und abseits des Platzes blind.

Schlager ist diesen Sommer zu RB Leipzig gewechselt. Mutmaßlich als Nachfolger von Laimer, der seinen Vertrag nicht verlängern will und das Interesse des FC Bayern geweckt hat. Wäre ein Wechsel nach München der richtige Schritt für ihn?

Gregoritsch: Absolut. Konny hat einen Status erreicht, mit dem er bei jeder Spitzenmannschaft der Welt Stammspieler sein kann. Falls er zu den Bayern geht, wird er keine Angst vor dem Konkurrenzkampf haben. Irgendwelche großen Namen interessieren ihn überhaupt nicht.

Wie tickt Laimer abseits des Platzes?

Gregoritsch: Da erkennt man ihn gar nicht wieder. Während er auf dem Platz aggressiv jedem Ball hinterherjagt, ist er privat ein sehr ruhiger, kontrollierter, bedächtiger Bursche. Ich habe ihn noch nie laut erlebt, er fällt kaum auf. Konny mag zwar die Gemeinschaft, ist aber eher der Beobachter. Er hat großen Respekt vor Hierarchien. Mit dem Klimbim um den Profifußball kann er nichts anfangen. Jeder junge Spieler sollte ihn sich zum Vorbild nehmen.

Hat er noch andere Sport-Leidenschaften neben dem Fußball?

Gregoritsch: Konny ist ein sehr guter Skifahrer. Und aufgrund seiner Physis hätte er hundertprozentig auch in der Leichtathletik etwas erreichen können.

Hier geht es zum ausführlichen Interview mit Werner Gregoritsch über Sturschädel Martin Hinteregger, Sonderfall Sasa Kalajdzic und seinen lustigen Sohn

Konrad Laimer: Seine Karrieerestationen

ZeitraumKlubPflichtspieleToreAssists
2014FC Liefering19-4
2015 bis 2017RB Salzburg7786
seit 2017RB Leipzig1601118
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