BVB-Keeper Kobel und sein starker Start in Dortmund: 1 nicer Königstransfer

Gregor Kobel wechselte vom VfB Stuttgart zum BVB.
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Zu Beginn seiner Zeit bei Borussia Dortmund punktet Gregor Kobel mit seiner Präsenz als Torwart und Charakter. Kann der Schweizer die konstante Inkonstanz auf der Torhüterposition beim BVB, die Vorgänger Roman Bürki meist ausstrahlte, durchbrechen?

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Er hätte doch einfach fragen können, was er damit ausdrücken möchte: Doch glaubt man der netten Anekdote von Marco Rose, setzte sich der Trainer von Borussia Dortmund nach seinem ersten Telefongespräch mit Gregor Kobel tatsächlich noch einmal hin und guckte bei Google nach, "was dies umgangssprachlich bedeutet".

Ungefähr 20 Mal habe Dortmunds neuer Torwart das englische Wort "nice" verwendet. Rose griff trotz seines Unverständnisses offenbar nicht in die Konversation ein, wird aber mitbekommen haben, dass es sich nicht um einen negativ konnotierten Begriff handelte.

"Eigentlich bedeutet es einfach nur schön, glaub ich", trug Rose das Ergebnis seiner Suchmaschinen-Recherche auf der Pressekonferenz am Donnerstag vor. "Er findet es schön, hier zu sein. Er findet es cool, mit den Kollegen zusammenzuarbeiten, mit denen er zusammenarbeiten darf."

Das ist kein Wunder, schließlich bedeutete der Wechsel vom VfB Stuttgart zum BVB für den Schweizer nicht nur einen Gehaltssprung, sondern auch eine klare Verbesserung der sportlichen Perspektive. Wie selbstverständlich ist der 23-Jährige zur neuen Nummer eins der Borussia geworden und nach allem, was man von ihm bislang im schwarz-gelben Trikot sah, auch vollkommen zurecht.

"Er hat inhaltlich bisher überzeugt. Wie er im Tor steht, seine Ausstrahlung, wie er 1:1-Situationen löst - dort hat er uns schon einen Mehrwert gebracht", sagte Rose. Man hätte es nicht besser formulieren können. Auch wenn bei insgesamt vier Neueinkäufen und einer Leihe die Konkurrenz nicht riesig ist, der 15 Millionen Euro teure Kobel ist auf dem besten Weg, zum Dortmunder Königstransfer zu werden.

Potenzial zum BVB-Königstransfer: Gregor Kobel könnte die konstante Inkonstanz im Dortmunder Tor endlich beenden.
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Potenzial zum BVB-Königstransfer: Gregor Kobel könnte die konstante Inkonstanz im Dortmunder Tor endlich beenden.

BVB-Torwart Gregor Kobel mit starkem Start in Dortmund

Freilich: Schießt der doppelt so teure Donyell Malen in dieser Saison 25 bis 30 Treffer, könnte man über dieses Prädikat neu verhandeln. Doch was Kobel dem BVB nach den ersten starken Eindrücken bringt, dürfte am Ende sogar mehr wert sein, als ein paar geschossene Tore.

Kobel trat in Dortmund bislang erfrischend selbstbewusst und kommunikativ auf, seine ehrgeizige Art auf dem Platz strahlt ähnlich wie jene von Erling Haaland positiv auf seine Mitspieler aus. Dazu zeigte er sich sicher bei hohen Bällen, reagierte stark bei seinen Paraden und bewies insgesamt ein gutes Timing im Stellungsspiel.

Auch sein Spielaufbau sieht gut aus, Kobel wird oft eingebunden und ist sicher mit dem Ball am Fuß. Präzise Abwürfe hat er ebenfalls im Repertoire, die er vor allem nach abgefangenen Standardsituationen des Gegners zum schnellen Umschalten nutzt.

"Für Leistungen wie gegen Hoffenheim haben wir ihn geholt", sagt Sportdirektor Michael Zorc. Da hat Kobel in drei unterschiedlichen Spielsituationen aussichtsreiche Chancen seines Ex-Klubs zunichte gemacht und avancierte zum besten Spieler der Partie. Zorc weiter: "Er hat eine gute Ausstrahlung, die ist ein wichtiger Faktor. Gerade seine Aggressivität tut unserem Spiel gut."

Roman Bürki beim BVB konstant inkonstant

An diesem Punkt muss man zwangsläufig zu Roman Bürki kommen. Die langjährige Nummer eins hat in kurzer Zeit einen beachtlichen Abstieg hingelegt: Nach seiner Vertragsverlängerung im Juni 2020 noch als Stammkeeper in die Saison gegangen, nahm ihn Interimscoach Edin Terzic nach ein paar Patzern zu Jahresbeginn aus dem Kasten. Und nun, wo sich Bürki nach der Kobel-Verpflichtung um einen neuen Verein bemühte, kam kein Wechsel zustande. "Die aktuelle Situation haben wir uns und er sich sicher anders vorgestellt", sagte Zorc den Ruhr Nachrichten.

Bürkis Degradierung nur auf die Geschehnisse des vergangenen Jahres zurückzuführen, greift aber zu kurz. Bürki war in seinen fünf Spielzeiten in Dortmund konstant inkonstant, Schatten wechselte sich mit Licht ab. Mal war er zuverlässig und lieferte spektakuläre Leistungen wie in der Champions League gegen Lazio oder Slavia Prag ab, mal hatte er Wochen, in denen ihm gleich reihenweise Fehler unterliefen.

In diesen Momenten verdrängten Bürkis Schwächen im Stellungsspiel und beim Spielaufbau seine Stärken auf der Linie und die tollen Reflexe, die er immer wieder zeigte. So kam der Schweizer auch im Dortmunder Umfeld nie über den Status des soliden, aber nicht herausragenden Torhüters hinaus. In der vergangenen Saison bröckelte der Rückhalt des Vereins dann rekordverdächtig schnell und nach bestenfalls ordentlichen Leistungen von Stellvertreter Marwin Hitz setzte sich offenbar die Erkenntnis durch, dass es eine neue Nummer eins benötige.

Gregor Kobel punktet beim BVB mit gesamtheitlicher Präsenz

Auch in puncto Führungsstärke war Bürki in der langen Zeit beim BVB nicht dort angekommen, wo man ihn gerne gesehen hätte. Kobel dagegen ist eher der Typ Anführer. "In den Spielen habe ich schon den Eindruck, dass er laut ist. Dass er versucht, seine Vorderleute zu coachen und zu pushen. Das ist auch ein Punkt, der für unser Team sehr, sehr wichtig ist", sagte Rose.

Es ist diese gesamtheitliche Präsenz als Torwart und Charakter, mit der der 1,93 Meter große Kobel zum Start in Dortmund punktete und sich so am 1. September auch sein Länderspieldebüt für die Schweiz verdiente. Dass er auch noch deutlich weniger verdient als Bürki, ist in Zeiten der roten Zahlen ein gern genommener Umstand, wenngleich der geplatzte Wechsel des mittlerweile auf die Tribüne degradierten Bürki gewiss nicht im Finanzplan des BVB auftauchte.

"Er muss zeigen, dass das Trikot nicht zu schwer ist", sagte Rose bereits vor Wochen über Kobel. Bislang sitzt sein Trikot ausgezeichnet, doch nun stehen die englischen Wochen an und das von einer zerstückelten Vorbereitung und zahlreichen Verletzungen geplagte Dortmunder Ensemble hat die ersten knackigen Prüfungen der Saison vor der Brust.

"Das gilt es jetzt, nachhaltig unter Beweis zu stellen und in den anderen wichtigen Spielen, die jetzt kommen, dranzubleiben", sagte Rose über die Leistungen seines Keepers. Gelingt das, es würden wohl beide ziemlich "nice" finden.

BVB: Der Spielplan von Borussia Dortmund nach der Länderspielpause

DatumWettbebwerbGegnerSpielort
11.09.2021BundesligaBayer LeverkusenA
15.09.2021Champions LeagueBesiktasA
19.09.2021BundesligaUnion BerlinH
25.09.2021BundesligaBorussia MönchengladbachA
28.09.2021Champions LeagueSporting LissabonH