Prädikat besonders wertvoll: Warum der BVB mit Lukasz Piszczek verlängern sollte

Von Tim Ursinus
Lukasz Piszczek ist in Favres Dreierkette gesetezt.
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Mit 34 Jahren zeigt Lukas Piszczek noch immer konstant gute Leistungen bei Borussia Dortmund. Der Vertrag der BVB-Identifikationsfigur läuft im Sommer aus, doch ist er viel zu wertvoll, um ihn schon ziehen zu lassen. Und das in mehrerlei Hinsicht.

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Ende November wich BVB-Trainer Lucien Favre von der Idee einer Viererkette ab und stellte auf ein 3-4-3-System um. Es schien, als hätte Piszczek vorerst keinen Platz mehr in der ersten Elf von Borussia Dortmund. Doch der 34-Jährige kämpfte sich rasch in die neue Formation und zeigt sich seit einigen Wochen in absoluter Topform.

Der einstige Stürmer, der von Favre bei Hertha BSC (Saison 2009/10) zum Rechtsverteidiger umgeschult wurde, bespielt nach anfänglichen Problemen seither die rechte Seite in der Dreierkette - auch weil sich Manuel Akanji in einer Schaffenskrise befindet. Seit dem 19. Spieltag stand Piszczek in sieben von acht Spielen in der Startelf und spielte jeweils über die volle Distanz. Von Altersmüdigkeit also keine Spur, wie auch Michael Zorc feststellte.

Piszczek: "Ein riesiges Vorbild auf und neben dem Platz"

"Er ist auf und neben dem Platz ein riesiges Vorbild, auch wenn er kein Lautsprecher ist. Er ist beispielhaft und hat in den Wochen gezeigt, dass er nicht zum alten Eisen gehört", schwärmte der BVB-Sportdirektor und stellte Gespräche über eine mögliche Vertragsverlängerung in Aussicht. "Wir sind froh, dass wir ihn haben. Seine Zukunft werde ich erst mit ihm besprechen."

Auch beim 2:1-Sieg im Spitzenspiel bei Borussia Mönchengladbach am Samstag rührte Piszczek für mindestens eine weitere Saison im schwarz-gelben Trikot die Werbetrommel. Mit einer Zweikampfquote von 75 Prozent machte er Lars Stindl, der bis zu seinem Ausgleichstreffer kaum zu guten Aktionen kam, das Leben schwer. Zudem brachte er sich immer wieder gekonnt in den Spielaufbau ein und überzeugte mit einer Passquote von über 93 Prozent. Bereits nach den Partien gegen Eintracht Frankfurt (4:0) und im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Paris Saint-Germain erntete Piszczek aus den Dortmunder Reihen viel Lob. "Lukasz hat es in beiden Spielen sehr, sehr gut gemacht. Er agiert clever", stellte Favre hinterher fest und wird seinen Routinier daher im Rückspiel in Paris (Mi., 21 Uhr im LIVETICKER) wohl kaum auf die Bank setzen.

Piszczek und der auslaufende Vertrag: "Muss geduldig bleiben"

Nicht nur auf dem Rasen, sondern auch abseits des Platzes, wie Zorc bereits betonte, genießt der Verteidiger einen hohen Stellenwert. Piszczek, der hinter Marcel Schmelzer der dienstälteste BVB-Akteur ist, sorgt mit seiner Erfahrung in der jungen Mannschaft für den nötigen Zusammenhalt, der gute Leistungen überhaupt ermöglicht. Zudem lebt er einem Jadon Sancho (19), Erling Haaland (19) oder Dan-Axel Zagadou (20) vor, wie Disziplin und Leistung zusammenwirken.

"Er will immer trainieren und ist top-professionell. Und er spielt gut. Wenn du solche Spieler hast, ist das schon fantastisch", sagte Zorc neulich. Also warum mit einer Verlängerung des Arbeitspapiers warten? Der einer Vertragsverlängerung mit Sicherheit nicht abgeneigte Piszczek bestätigte gegenüber den Ruhr Nachrichten, dass es Gespräche gebe, er sich aber "noch ein bisschen geduldigen bleiben muss".

Seine Zukunft sei auch von den Planungen des Vereins abhängig. Damit spielte er womöglich auf die unklare Zukunft von Stamm-Rechtsverteidiger Achraf Hakimi an, dessen Leihvertrag zum Saisonende auslaufen wird. Die Bemühungen, den schnellen Marokkaner zu halten, sind anscheinend vergeblich. Hakimi wird aller Voraussicht nach zu Real Madrid zurückkehren.

Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek sind die dienstältesten BVB-Akteuere.
© getty
Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek sind die dienstältesten BVB-Akteuere.

BVB: Meunier als Ersatz für Hakimi und Piszczek?

Somit würde ein rechter Außenverteidiger weniger im Kader stehen. Sollte Favre zur neuen Saison wieder auf sein einst so geliebtes System mit Viererkette umstellen, könnte Piszczek diese Position in seinem aktuellen Fitnesszustand ohne große Umgewöhnung sofort ausfüllen. Die Lücke, die Hakimi hinterlassen würde, könnte aber auch mit einem neuen Mann gefüllt werden.

Seit einigen Wochen geistert das Gerücht über eine Verpflichtung von Thomas Meunier von Paris Saint-Germain durchs Ruhrgebiet. Der Belgier könne sich nach neuesten Informationen von Sport 1 einen Wechsel zum BVB grundsätzlich vorstellen. Zudem soll Dortmund bereits in fortgeschrittenen Gesprächen mit Meunier sein. Bereits vor zwei Jahren liebäugelte er mit einem Wechsel zu den Borussen: "Ich könnte bei einem Klub wie Everton, Valencia oder Dortmund spielen!"

Laut Berater Peter Verplancke hat der BVB aber große Konkurrenz. Meunier, dessen Vertrag ebenfalls im Sommer ausläuft, habe bereits "mehrere Angebote von europäischen Top-Klubs vorliegen". Laut Sport 1 buhlt auch Inter Mailand um den 28-Jährigen. Mit Meunier einen Spieler zu verpflichten, der die Gegebenheiten in der Bundesliga nicht kennt, würde aber ein nicht nötiges Risiko mit sich tragen.

Insbesondere wenn man einen erfahrenen Spieler wie Piszczek in den eigenen Reihen hat, einen, der immer seine Leistung abruft, keinen Nebenkriegsschauplatz aufmacht, wenn er mal auf der Bank sitzt und die schwarz-gelbe Denkweise verinnerlicht hat. Genug Gründe, um noch eine weitere Saison gemeinsam zu bestreiten.

Lukasz Piszczek im Steckbrief

geboren3. Juni 1985 in Czechowice-Dziedzice
Größe1,84 m
PositionRechter Verteidiger, Innenverteidiger
starker Fußrechts
StationenHertha BSC, Zaglebie Lubin (Leihe), Borussia Dortmund
Spiele/Tore in der Bundesliga523/45
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