Peter Gulacsi von RB Leipzig im Interview: "Ich bin bei Schneefall per Google Maps zum Trainingsplatz spaziert"

Peter Gulacsi absolvierte für die Profis des FC Liverpool kein einziges Pflichtspiel.
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Daher wurde die Leihe noch vor Saisonende abgebrochen. Im April 2012 gingen Sie nach Liverpool zurück, da auch dort die Keeper ausgingen. Wieso blieben Sie die anschließende Saison bei den Reds und wurden nicht wie in den drei Spielzeiten zuvor erneut ausgeliehen?

Gulacsi: Rodgers wurde Trainer und auch er wollte sich alle Torhüter erst anschauen. Er wollte mich dann als Nummer drei behalten. Pepe war wieder häufig verletzt, so dass ich bestimmt 15, 16 Mal auf der Bank saß. Nach der Saison sprach mein damaliger Berater mit Rodgers und sagte: Peter ist jetzt 23 und geht in sein letztes Vertragsjahr. Es gibt genau drei Wege für ihn: Er verlässt den Verein und wird irgendwo die klare Nummer eins, er verlängert den Vertrag und wird zwei Jahre lang verliehen oder der Vertrag wird verlängert und er wird Liverpools feste Nummer zwei. Rodgers sagte ganz klar, dass es mit den beiden letzten Optionen schwer wird, sie mir aber keine Steine in den Weg legen werden.

Ihr Weg führte somit 2013 zu Red Bull Salzburg. Wieso Salzburg?

Gulacsi: Das Interesse war recht früh da. Hans Leitert, ehemaliger Torwarttrainer von Tottenham und damals Head of Goalkeeping des Red-Bull-Netzwerks, hat mich über viele Monate gescoutet und hatte ein sehr gutes Verhältnis mit Liverpools sportlichem Leiter Michael Edwards. Ich fuhr dann nach Salzburg und absolvierte drei Tage lang ein Probetraining. Ich war beeindruckt von den Bedingungen, die dort herrschten. Salzburg war zudem ein Verein, der viele Partien zu absolvieren hatte und bei dem es die Aussicht auf internationale Duelle gab, bei denen man sich richtig zeigen konnte.

Peter Gulacsi absolvierte für die Profis des FC Liverpool kein einziges Pflichtspiel.
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Peter Gulacsi absolvierte für die Profis des FC Liverpool kein einziges Pflichtspiel.

Gulacsi: "Ralf Rangnick hat eine große Rolle gespielt"

Wie erinnern Sie sich an das erste Gespräch mit Ralf Rangnick?

Gulacsi: Ralf hat eine große Rolle gespielt. Er schaute mir beim Probetraining zu und hat mir viel erzählt. Salzburg hatte mit Alex Walke und Eddie Gustafsson zwei ältere Keeper im Kader. Ralf wollte unbedingt einen jungen, offensiven und mutigen Torwart holen, der zur Philosophie passt und die beiden herausfordern kann, um idealerweise die neue Nummer eins zu werden. Das hat dann ganz gut geklappt.

In der Tat, Sie waren in Ihren beiden Spielzeiten Stammkeeper und wurden Doublesieger. Dann ging es 2015 nach Leipzig, wo Sie nun seit Ihrem Wechsel bei 229 Pflichtspielen stehen und in der Champions League spielen. Ihr letzter Titel liegt aber schon sechs Jahre zurück. Wie sehr wurmt Sie das?

Gulacsi: Meine kürzliche Vertragsverlängerung ist ein sehr klares Zeichen, was mein Ziel mit Leipzig ist. Ich glaube sehr daran, dass wir für diesen Verein und diese Stadt den ersten großen Titel holen können. Wir waren im DFB-Pokal schon extrem nah dran. Die Qualität ist absolut da und wir entwickeln uns Jahr für Jahr weiter. Hoffentlich können wir uns bald belohnen. Es wäre für mich die persönliche Krönung, denn ich kam hier als Zweitligatorhüter an und bin jetzt ein Champions-League-Torwart. Ich habe dem Verein sehr viel zu verdanken.

Sie gehören längst zu den besten Torhütern der Bundesliga, in den vergangenen drei Spielzeiten bekamen Sie zweimal die wenigsten Gegentore. Wo sehen Sie sich denn im europäischen Vergleich?

Gulacsi: Wo ich im Europa-Ranking stehe, ist mir relativ egal. Das sollen andere beurteilen. Es gibt international enorm viele gute Torhüter. Oft ist es auch reine Formsache - nicht nur von einem selbst, sondern auch von der gesamten Mannschaft. Mir ist wichtig, dass ich in Leipzig und im Nationalteam die volle Wertschätzung genieße.

Ihr Vertrag endet jetzt 2025, dann wären Sie 35. Können Sie sich eine Rückkehr nach England vorstellen - einfach allein deshalb, um dort anders als früher nun auf höchstem Niveau zu spielen?

Gulacsi: Ich habe trotz meiner Liverpooler Vergangenheit nicht den unbedingten Wunsch, noch einmal auf die Insel zurückzukehren. Ich bin glücklich mit dem, was meine Familie und ich in Leipzig haben und will mit dem Verein unbedingt noch etwas erreichen. Andererseits darf man im Fußball nie etwas ausschließen, es geht oft sehr schnell. Daher will ich jetzt nichts Endgültiges versprechen.