Hammer-Time? Nur ein leises Klopfen

Lewis Hamilton ist dreifacher Formel-1-Weltmeister
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Platz 6, Nico Hülkenberg: Der Asphalt in Sochi ist glatt, die Streckenführung reifenschonend. Trotzdem muss man es erst einmal schaffen, mit einem Satz der Ultrasofts 40 Runden durchzuhalten. Hülk tat das - und legte damit den Grundstein für ein gutes Ergebnis. Dass Renault überhaupt auf diese Alternativ-Strategie auswich, war das Resultat einer mäßigen ersten Runde des Emmerichers.

Dass Hülkenberg am Ende seinen achten Platz aus der Qualifikation halten konnte, werden die Franzosen mit Zufriedenheit verfolgt haben. Immerhin gilt der gelbe Wagen nicht gerade als Sonntagsflitzer. Ohne Spritsparzwang wäre sogar unter Umständen eine Attacke auf Ocon möglich gewesen.

Platz 7, Felipe Massa: Der Olympia-Kurs verlangt viel Motoren-Power. Und genau die hat Williams mit seinem Mercedes-Antrieb. Massa nutzte den Vorteil im Qualifying und schob sich mit einer starken Runde zwischen die beiden Red Bull von Daniel Ricciardo und Max Verstappen.

Am Sonntag ereilte den Brasilianer dann das Reifen-Pech. Auf einem guten sechsten Platz liegend zerstörte ein schleichender Plattfuß alle Hoffnungen auf ein starkes Ergebnis. Massa musste zum zweiten Mal in die Box und fiel auf Rang neun zurück. Von da aus ging nicht mehr viel.

Platz 8, Max Verstappen: Der jüngste GP-Sieger aller Zeiten fuhr ein ereignisloses Rennen. Action? Erlebte er nur vor dem Start - und das unfreiwilligerweise. Ein Wasserleck brachte die Red-Bull-Ingenieure am Sonntagmittag nämlich fast zur Verzweiflung. Nach langem Herumtüfteln montierten die Mechaniker ein Provisorium, von dem niemand wusste, ob es seinen Zweck erfüllen würde.

Zu Verstappens Glück hielt die Notlösung und er konnte sein Rennen zu Ende fahren. Beeindruckend war dabei, dass er sich von dem Defekt-Stress nicht ablenken ließ, Massa am Start kassierte und anschließend seinen Stiefel locker runterfuhr. Mehr als Platz fünf ist für den Red Bull aktuell nicht drin.

Platz 9, Carlos Sainz Jr.: Der Spanier war durch die Grid-Strafe, die er für seinen Crash mit Lance Stroll in Bahrain aufgebrummt bekam, gehandicaped. Trotzdem fuhr er seinen Toro Rosso von Platz 14 startend in die Punkte und betrieb damit maximale Schadensbegrenzung. "Wir haben heute alles richtig gemacht. Angefangen vom Start, der ersten Runde, dem Boxenstopp und der Strategie", resümierte Sainz anschließend zufrieden.

Platz 10, Daniil Kvyat: Wirklich brilliert hat der Russe bei seinem Heimspiel nicht. Doch weil sich ein Großteil seiner Fahrer-Kollegen nicht besser anstellte oder wegen frühen technischen Defekten nicht bewertet werden kann, bekommt er ein Pünktchen im Driver-Ranking zugeschrieben.

Darüber hinaus muss man zugestehen, dass Toro Rosso nicht die beste Strategie für Kvyat wählte. Sein Reifenwechsel war so ungünstig getimed, dass er genau vor der Spitzengruppe auf die Strecke zurrückkehrte. Das Ergebnis: Überrundungsmanöver, die den Lokalmatador immer wieder zur Schleichfahrt zwangen. Gegen Rennende zeigte Kvyat, der 2016 in Sotschi seinen letzten Grand Prix für Red Bull gefahren war, dann bei freier Fahrt ein gutes Tempo.

Härtefall, Lewis Hamilton: Der amtierende Vizeweltmeister wurde an diesem Wochenende nicht einfach nur geschlagen. Er wurde fast schon demontiert. Über fünf Zehntel Rückstand im Qualifying und 36 Sekunden Differenz bei der Zielankunft im Rennen sprechen eine klare Sprache. Von der berühmt-berüchtigten Hammer-Time war in Sotschi nichts zu sehen.

Hamilton kam über das ganze Wochenende hinweg auf keinen grünen Zweig, die Symbiose zwischen Silberpfeil und ihm fand nie statt. Immer wieder verbremste sich der Engländer, immer wieder haderte er vor allem mit dem letzten Sektor. Das Problem: Hamilton bekam seine Reifen praktisch nie ins Arbeitsfenster. Offenbar vergriff er sich im Gegensatz zu Teamkollege Bottas beim Setup.

Allerdings muss man den 54-maligen GP-Sieger auch in Schutz nehmen. Denn erst zickte das Zylinder-System, dann überhitzte sein Auto. Mercedes wurde am Renntag von den verhältnismäßig hohen Temperaturen überrascht. "Ich hätte mit den anderen mithalten können, aber so musste ich um mindestens eine Sekunde pro Runde langsamer fahren", erklärte Hamilton. Bottas blieben bei freier Fahrt etwaige Sorgen erspart.

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