Tauscht einfach den Iceman aus!

Ausstieg. Kimi Räikkönen legte mit Fernando Alonso in Spielberg einen No-Power-Walk ein
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Platz 6, Lewis Hamilton: Der Brite hat ein Verliebe für die Zahl 4. 44 ist seine Startnummer aus Kart-Zeiten, die er auch für die Formel 1 gewählt hat. In Spielberg hatte er gleich 4 Probleme: Der Dreher in Q3, der zu seinem Glück ohne Folgen blieb; der verpatzte Start; der fehlende Pace-Vorteil im Rennen gegenüber Rosberg; der Aussetzer nach dem Boxenstopp, als er die weiße Linie überfuhr. Passenderweise gaben die Stewards die Fünf-Sekunden-Strafe dann auch noch mit ihrem 44. Dokument des Österreich-Wochenendes bekannt.

Doch vorerst genug der Zahlenspiele. Hamilton muss ich an diesem Wochenende ankreiden, was bisher auf Rosberg zutraf: Er konnte seinem Teamkollegen an diesem Wochenende nicht das Wasser reichen. Der Deutsche war bis auf die eine Runde zu Beginn von Q3 in jeder einzelnen Session schneller. Dass Hamilton trotzdem die Pole holte, war ein kurzes Aufblitzen seiner Klasse. Es war aber einfach nicht genug.

Trotzdem konnte der Brite einen Erfolg feiern. Er sammelte beim 17. Rennen in Folge Führungskilometer und zog so mit Jackie Stewart gleich, der dieses 1969/1970 vollbracht hatte. Kaum ein Formel-1-Rekord ist so alt - abgesehen von Ferraris Erfolgen in Serie mit zwei Autos auf dem Podium. Aber dazu mehr in Silverstone...

Platz 7, Daniel Ricciardo: Durch die Strafversetzung auf Position 18 und die zusätzliche Fünf-Sekunden-Strafe waren die Aussichten des Australiers eigentlich schon von vornherein miserabel. Wie ohne Motorenpower überholen? Mit der umgedrehten Taktik!

Ricciardo stoppte erst kurz vor Ende des Rennens und brauste dann auf den supersoften Reifen an den langsameren Rivalen vorbei. Hört sich einfach an. Doch 50 von 70 Runden auf den soften Reifen auszuhalten und trotzdem ein passables Tempo anzuschlagen, war kein Kinderspiel.

Platz 8, Roberto Merhi: 1,3 Sekunden Vorsprung auf Will Stevens im Qualifying. Eins. Komma. Drei. Auch wenn der Engländer es auf seine Verunsicherung durch den Dreher zu Beginn und den Kampf um das richtige Timing mit Ricciardo und Massa zurückführte, scheint mir ein Sonderlob für den Spanier angebracht.

Merhi brachte es fertig, mit einem Blitzstart auf Rang 13 vorzustoßen - an Kvyat und Ericsson vorbei. Klar, dass er den Platz im unterlegenen Manor nicht bis zum Ende halten konnte. Doch auch Ricciardo musste sich fünf Runden lang anstellen, bis er einen Weg vorbei fand. Der 24-jährige Ex-DTM-Fahrer scheint endgültig in der Formel 1 angekommen.

Platz 9, Valtteri Bottas: Als die erste Runde vorbei war, machte es beim Finnen endlich 'Klick'. Mit blitzsauberen Manövern schnappte sich Bottas die vor ihm fahrenden Verstappen und Hülkenberg. Doch der 25-Jährige war selbst schuld, dass er sie nötig hatte.

Platz 6 im Qualifying war zu schlecht. Er hätte vor Hülkenberg stehen müssen. Zudem zog nach dem Start auch noch Verstappen vorbei. Der Finne hatte schon wesentlich bessere Wochenenden. Immerhin betrieb er erfolgreich Schadensbegrenzung.

Platz 10, Felipe Nasr: Er mag nur Elfter geworden sein, doch der Brasilianer war eigentlich besser. Die Bremsen des Saubers überhitzten im Rennen plötzlich wieder. Nasr musste einen Gang zurückschalten.

Gut war einmal mehr die Leistung im teaminternen Vergleich: Marcus Ericsson zeigte, wie es bei Sauber nicht geht: 0,7 Sekunden in Q2 auf Nasr verloren, dann ein Fehlstart, der sämtliche Chancen raubte. Nasr machte das (mal wieder) besser.

Härtefall, Pastor Maldonado: Die Kämpfe mit Verstappen und Ricciardo war gut. Maldonado führte sie klasse und setzte sich durch. Er behielt einen kühlen Kopf und brachte das Auto heil ins Ziel. Es war erst das zweite Mal in seiner seit 2011 andauernden Formel-1-Karriere, dass der 30-Jährige zwei Rennen nacheinander unter den ersten zehn abschloss. Doch Punkte bekommt er dafür von mir nicht.

Er selbst sagte, sein Fehler in der vorletzten Kurve kostete die sichere Q3-Teilnahme, in Wirklichkeit kostete sie wohl einen Startplatz in den ersten beiden Startreihen. Lotus hatte das Potenzial, Williams Konkurrenz zu machen. Doch Maldonado bekam es nicht auf die Reihe.

Untauglich, Kimi Räikkönen: Dem Iceman klebt das Pech am Schuh. Erst das falsche Timing im Qualifying und dann der Unfall mit Fernando Alonso direkt nach dem Start. Räikkönen hatte schon am Samstag gewarnt, dass bis zu Turn 3 ein Unfall passieren könnte. Erhöhen eigentlich negative Gedanken die Chance auf ein Unglück? Das würde wohl zu weit führen. Doch bei zwei Rennen in Folge mit kühlen Reifen den gleichen Fehler beim Herausbeschleunigen zu machen, ist schon fast peinlich - zumal Vettel offenbar überhaupt keine Probleme hat.

Routinier Räikkönen sammelt im Kampf um seine Vertragsverlängerung seit Bahrain keine Pluspunkte mehr. Er muss gute Resultate vorweisen, wenn er wirklich in der Formel 1 bleiben will - nicht die eigenen Ingenieure kritisieren, nicht Unfälle bauen, nicht Dreher im entscheidenden Moment produzieren. "Seine Zukunft hängt von ihm selbst ab. Er muss entscheiden, ob er Ergebnisse abliefert oder aufgibt", sagte FIAT-Konzernchef Sergio Marchionne im Fahrerlager.

Bei Ferrari winkt der Boss mit Gartenzäunen statt mit einzelnen Pfählen. Ich finde keinen einzigen Punkt, der gegen den letzten Platz für Räikkönen im Driver-Ranking spricht. Bottas soll angeblich der Wunschnachfolger heißen, ich würde mir Hülkenberg wünschen. Nach der unrühmlichen Absage per SMS vor der Iceman-Verpflichtung wäre das ein passendes Happy End.

Seite 1: Besser als das Auto, Hülkinator.

Seite 2: Untauglich, Räikkönen.

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