Bitter! Bayern verpasst die Sensation

John Bryant zeigte gegen Fener-Star Jan Vesely eine starke Vorstellung, doch es reichte nicht
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In einer packenden Partie hat der FC Bayern Basketball den haushohen Favoriten Fenerbahce Ülker drei Viertel lang gut im Griff, nur um dann im letzten Durchgang einzubrechen. Letztendlich feiert Fener mit einem 74:67 doch den ersten Gruppensieg.

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Es hätte wohl kaum jemand erwartet: Bayern dominierte die erste Halbzeit dank einer richtig guten Verteidigung und jeder Menge Fastbreaks, sodass das Team von Svetislav Pesic mit einer 9-Punkte-Führung in die Halbzeitpause ging. Im dritten Viertel spielten sich die Türken offensiv zwar frei, aber der FCB konnte den haushohen Favoriten dennoch lange auf Distanz halten. Erst Mitte des letzten Durchgangs brachte ein Dreier von Bobby Dixon die Türken erstmals wieder in Front.

Bayern erholte sich davon nicht mehr und war im letzten Viertel nicht mehr in der Lage, selbst für Punkte zu sorgen - der Durchgang ging letztlich mit 22:8 an Fenerbahce. Maßgebend für den Sieg waren neben Dixon (12 Punkte) vor allem Luigi Datome (15), Jan Vesely (11 Punkte, 11 Rebounds, 5 Assists) und Kostas Sloukas (13 Punkte).

Beim deutschen Vizemeister waren Alex Renfroe und Nihad Djedovic mit jeweils 14 Punkten die besten Scorer. Trotz einer insgesamt starken Leistung wird am Ende doch der Ärger über eine verpasste Sensation überwiegen.

Bayern gibt am kommenden Donnerstag sein Heimdebüt gegen Khimki Moskau Region, Fenerbahce reist zum französischen Meister SIG Strasbourg.

Die Reaktionen:

Alex Renfroe (Bayern): "Wir waren drei Viertel in einer perfekten Situation, hier heute zu gewinnen. Wie hätten es nur zu Ende bringen müssen. Neben den Offensivrebounds von Fenerbahce war die Offense der Unterschied: Sie haben uns am Ende den Angriff weggenommen - sie haben gepunktet, wir nicht."

Zeljko Obradovic (Coach Fenerbahce): "Wir mussten in der zweiten Hälfte viel mehr Leidenschaft zeigen. Die hat uns im ersten Durchgang komplett gefehlt. Das war am Ende gegen diese starke Münchner Mannschaft der Schlüssel zum Sieg."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Obradovic eröffnet die Partie mit Sloukas, Bogdanovic, Kalinic, Vesely und Antic. Bayern muss wie schon am Wochenende auf Kapitän Taylor verzichten, die Starter heißen daher Renfroe, Djedovic, Zipser, Savanovic und Bryant.

2.: Schlechter Start für den FCB. Zipser pennt gegen Kalinic, danach kriegt Vesely in Transition den Alley-Oop serviert. Antic punktet im Post - dann gelingen Savanovic die ersten Bayern-Punkte. 6:2 Fener.

6.: Es wird besser! Thompson passt bei einem Rivers-Fehlwurf auf und legt ihn im zweiten Anlauf rein - auf einmal führt Bayern mit 8:6! Obradovic hat genug gesehen und nimmt die Auszeit.

10.: Na, wer hätte das denn gedacht? Zipser und Renfroe rocken jeweils Dreier rein, da kriegt Feners Zone natürlich Probleme. Dann trifft auch Djedovic erst von außen und dann per Layup, Bryant blockt Vesely - und Bayern führt nach einem Viertel mit 20:10!

15.: Bayern tut sich offensiv schwerer, lässt defensiv aber auch weiterhin wenig zu. Dixon und Datome verkürzen dennoch, aber dann antwortet Renfroe - und nach einem Steal stopft Zipser zum 26:18!

20.: Man muss es so sagen - die Bayern zeigen bisher eine nahezu perfekte Partie. Bryant verteidigt überragend gegen Vesely, der unmittelbar vor der Pause erst mit Freiwürfen seine Punkte 5 und 6 macht. Rivers legt nochmal einen richtig schönen Layup oben drauf - 39:30 zur Pause.

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24.: Fener kommt mit deutlich mehr Energie aus der Umkleide, vor allem Vesely schnappt sich jetzt einen Offensiv-Rebound nach dem anderen. Djedovic und Thompson spielen ein schönes Pick'n'Roll, doch im nächsten Angriff folgt wieder ein Ballverlust - es wird gefährlich. 41:37 Bayern.

28.: Bayern wehrt sich! Fener kommt immer näher ran, aber noch hält die Führung. Nach Dreiern von Savanovic und Renfroe sind es wieder 7 - durchatmen!

30.: Djedovic holt zwei Steals nacheinander und macht daraus 4 Punkte - unsportliches Foul inklusive. Dann legt er noch einen Dreier drauf - Wahnsinn! Mit einer Sekunde auf der Uhr haut Dixon dann noch einen Rainbow-Dreier mit Brett rein. 59:52 für Bayern!

34.: Ist das bitter! Antic trifft einen Dreier, Fener kommt bis auf 2 Punkte ran. Dann steht Savanovic nach einem Switch gegen Dixon, der einen fiesen Stepback-Dreier auspackt und ebenfalls trifft - der Favorit hat die Führung zurück. 60:59 Fener!

40.: Am Ende zeigt Fener dann doch seine Klasse - offensiv wie defensiv. Bayern wird zu mehreren Ballverlusten gezwungen und die Herren Dixon, Antic, Bogdanovic und Datome sorgen für die nötigen Punkte. Endstand: 74:67 für Fener.

Fenerbahce vs. Bayern: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Bobby Dixon. Es ist schon Wahnsinn: Der Point Guard ist drei Viertel lang kaum zu sehen, trifft dann aber erst den Buzzer zum Schlussviertel - und sorgt mit weiteren Dreiern im letzten Viertel dann schlussendlich für den Turnaround. So war er mit Gigi Datome letzten Endes der Hauptverantwortliche für den Sieg des Favoriten.

Der Flop des Spiels: Anton Gavel. Wann immer Alex Renfroe auf die Bank musste, bekamen die Bayern große Probleme - weil Gavel ihn nicht adäquat vertreten konnte. Verfehlte teilweise speerangelweit offene Würfe und traf am Ende bloß einen seiner sieben Versuche, sein +/-Ranking von -15 war in diesem Fall nicht aus Zufall das schlechteste bei Bayern.

Das fiel auf:

  • Das erste Viertel verlief kurios - in den ersten 90 Sekunden wirkte Bayerns Defense völlig überfordert und kassierte 6 einfache Punkte, danach legte der FCB aber gleich mehrere Gänge zu und machte es Fener richtig schwer. Renfroe verteidigte überragend gegen Sloukas und gewährte ihm kaum Freiräume, dadurch kam bei den Türken überhaupt kein Ball-Movement auf. In den letzten 8:30 Minuten des Viertels machte Fener 4 (!!) Punkte!

  • Bei allem Lob über Bayerns Defense - es lag schon auch an Fener. Die Türken verließen sich fast ausschließlich auf Einzelaktionen und forcierten Abschlüsse, anstatt richtige Plays zu laufen. Es wirkte deutlich zu lässig, wie Obradovic' Truppe in die Partie startete. Dass sie auch anders können, zeigten sie spätestens im letzten Viertel - nur eben nicht wirklich konstant über die ganze Partie. Dank ihrer überragenden individuellen Qualität reichte es dann trotzdem.
  • Offensiv wiederum agierten die Bayern sehr überlegt und lebten vor allem von zwei Faktoren. Im Set-Play lief viel über Isolations, die überraschend effektiv funktionierten - vor allem die Penetration von Djedovic und Renfroe war hier Gold wert. In Halbzeit eins verloren sie zudem nur zweimal den Ball - ein Spitzenwert.
  • Die größte Waffe waren allerdings die Fastbreaks: Bayern ließ fast keine Offensiv-Rebounds zu, wilderte in den Passwegen und versuchte bei Ballbesitz jedes Mal, sofort ins Laufen zu kommen. Gegen die häufig richtig schlechte Transition-D Feners sorgte das regelmäßig für einfache Punkte - Pesic nutzte das nur zu gern aus und ließ sein Team teilweise sogar mit Savanovic auf der Fünf spielen, um das Tempo zu maximieren.
  • Ein Problem der Bayern waren vor allem in der zweiten Hälfte die Offensiv-Rebounds, das war angesichts der Präsenz von Vesely aber auch zu erwarten. Insgesamt erledigt Bryant dennoch einen überragenden Job in der Defense und ließ den Tschechen für jeden Punkt und jeden Rebound hart arbeiten - das war so nicht unbedingt zu erwarten gewesen.
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