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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse der Wildcard Round: Wie geht es weiter für die Verlierer?

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt nach der ersten Playoff-Runde vor allem auf die Verlierer - und deren Prognose für die Zukunft.
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Für die Verlierer der Wildcard Round beginnt mit einer Woche Verzögerung ebenfalls die Offseason - doch die sechs Teams sind teilweise an sehr unterschiedlichen Punkten. Was muss sich für diese Teams ändern, um nächstes Jahr besser dazustehen und eine längere Saison zu genießen? Und welche weiteren Takeaways bietet die erste Runde?

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Allzu spannend war die erste Runde der Playoffs nicht, in den meisten Fällen. In keinem einzigen Spiel gab es in der zweiten Hälfte einen Führungswechsel. Die Bills, Rams, Bucs und Chiefs gewannen deutlich, Cincinnati rettete ein in jeder Hinsicht und aus jeder Perspektive durchwachsenes Spiel gegen die Raiders über die Zeit, und dann gab es natürlich den kompletten Irrsinn zwischen San Francisco und Dallas.

Angesichts der Dominanz mehrerer Teams geriet naturgemäß der zusätzliche Playoff-Platz in den Fokus der Debatten, und ich selbst fand das alte Format auch runder. Weil sechs Playoff-Teams pro Conference die Playoffs exklusiver machen, während zwei - statt nur einer - Bye Weeks nicht einem Team einen derartigen Vorteil verschaffen.

Gleichzeitig verloren natürlich auch Teams deutlich, die nicht den finalen Seed innehatten und es ist ein positiver Effekt für die Regular Season, dass mehr Teams bis zum Ende um ein Playoff-Ticket mitspielen können. Ich würde das insofern nicht überbewerten, und sind wir ehrlich: Ändern wird die Liga das Format nicht mehr.

Aber: Mit mehr Playoff-Teilnehmern gibt es auch eine größere Bandbreite an Szenarien für die Teams, die nach der ersten Runde die Segel streichen müssen. Für manche gilt es, die richtigen Stellschrauben zu finden - andere steuern womöglich auf einen größeren Rebuild zu.

1. Las Vegas Raiders: Ist jetzt der Zeitpunkt für einen Umbruch?

So ein wenig passte das Spiel in Cincinnati zu dieser Raiders-Saison. Las Vegas konnte den Ball im Laufe der Partie bewegen, in puncto Yards pro Play und First Downs waren die Raiders sogar besser unterwegs als die Bengals.

Aber es waren die Big Plays in kritischen Momenten, die fehlten. Wo Joe Burrow und Ja'Marr Chase Cincinnati Auswege boten, fehlten diese Joker im Arsenal der Raiders.

Es war - und das war keineswegs eine Überraschung - eine Raiders-Offense, die am besten in Low-Scoring-Spielen funktioniert, wenn ihr Underneath Passing Game die Offense tragen kann und wenn man nicht davon abhängig ist, dass Carr und diese Receiver-Gruppe in einem Shootout mitgeht.

Was die Bengals angeht, sind in erster Linie zwei Dinge bei mir hängengeblieben: Jessie Bates ist nach wie vor ein exzellenter Safety, und sollte Trey Hendrickson infolge seiner Gehirnerschütterung in der Divisional Round nicht spielen können, braucht Cincinnati von Bates ein Wahnsinnsspiel, um die Coverage zusammen zu halten.

Der andere Punkt ist die Tatsache, wie unheimlich schwer sich Cincinnati damit tat, den Deckel auf diese Partie zu bekommen; bis zu dem Punkt, dass die Raiders ganz am Ende eine reelle Chance auf die Overtime hatten. Neben den Problemen in der Red Zone muss Cincinnati gerade in den Playoffs offensiv den Fuß auf dem Gaspedal halten. Auch bei eigener Führung. Das ist der beste Weg für dieses Team, um noch weiter zu kommen.

Respekt vor der Raiders-Saison

Bei den Raiders muss man in erster Linie noch einmal betonen, was für eine Leistung es für dieses Team ist, überhaupt in die Postseason eingezogen zu sein. Das spricht ganz klar für die Anführer dieses Teams, für einen Spieler wie Derek Carr, aber natürlich auch für Rich Bisaccia, der als Interimstrainer in eine denkbar schwierige Situation geworfen wurde, und die sehr gut gemeistert hat.

Ich bin nicht sicher, ob ihn das auch automatisch zu einem guten Kandidaten für die Zukunft macht - es ist sicher etwas anderes, ein Team in so einer schwierigen Situation zu führen, als mittel- und langfristig einen Titelanwärter zu formen. Aber die erste Qualität hat er eindrucksvoll unter Beweis gestellt, und das Navigieren durch schwierige Zeiten ist für nicht gerade wenige Head Coaches der Part, an dem sie letztlich scheitern.

Auch Carr sollte hier nochmal einzeln herausgestellt werden. Sportlich fand ich es auffällig, dass er was das vertikale Passspiel angeht abermals sehr aggressiv in diese Saison startete und wer weiß, wo diese Saison hingegangen wäre, hätte er seinen Play-Caller in Gruden und seinen vertikalen Receiver in Ruggs behalten.

Und ich denke schon, dass ein Team in einer solchen Situation in der zweiten Saisonhälfte nicht mehr zurück in die Spur kommt, ohne einen Quarterback, der das Team auch hinter den Kulissen anführen kann.

Raiders: Probleme in der Line mit Ansage

Das heißt nicht, dass Carr eine herausragende Saison gespielt hätte; es heißt auch nicht, dass alle Zukunftsdiskussionen in Las Vegas jetzt in die Akten wandern können. Im Gegenteil, all diese Fragen liegen jetzt auf dem Tisch, und die Bandbreite an denkbaren Möglichkeiten ist durchaus groß.

Unabhängig davon, wie die Head-Coach-Situation ausgeht - eine erste Entscheidung ist bereits getroffen: Mike Mayock wird nicht zurückkehren.

Wenn wir darüber sprechen, welche Probleme dieses Raiders-Team sportlich betrachtet die Saison über geplagt haben, dann muss einer der ersten Punkte die Offensive Line sein. Eine Line, deren Auseinanderbrechen genau wie die Neubesetzung maßgeblich in den Gruden-/Mayock-Kompetenzbereich fällt. Das war ein Problem mit Ansage.

Auf der anderen Seite muss man es Mayock und Co. lassen, dass sie die Defense eindrucksvoll repariert haben. Die Neuzugänge Trevon Moehrig, Casey Hayward und Nate Hobbs haben in der Secondary allesamt eingeschlagen, Yannick Ngakoue und Maxx Crosby waren das produktivste Edge-Rusher-Duo dieser Saison.

Auch die Verpflichtung von Defensive Coordinator Gus Bradley war eine gute Entscheidung, Bradleys eher etwas eindimensionaler, mehr auf Tempo ausgelegter Ansatz funktioniert für diesen Kader besser als die hochkomplexe Defense der vergangenen Jahre.

Ist jetzt der Zeitpunkt für den Rebuild gekommen?

Mit all den positiven Aspekten gerade spezifisch dieser Saison im Hinterkopf komme ich bei den Raiders trotzdem eher zu dem Schluss, dass ein echter Neustart vielleicht der richtige Weg wäre. Derek Carr ist sicher kein schlechter Quarterback, aber er fällt in die Kategorie Quarterback, der sehr gute Umstände um sich braucht, um wirklich oben angreifen zu können. Und von denen sind die Raiders ein gutes Stück weit entfernt.

Wäre jetzt womöglich der richtige Zeitpunkt, um Carr zu traden und die Picks in einen Rebuild zu stecken? Mit Darren Waller, Hunter Renfrow, Kolton Miller, Maxx Crosby, Trevon Moehrig und Nate Hobbs steht der Kern dieses Teams, auch für die Ausrichtung auf die Zukunft. Um diesen Kern herum aber braucht es entweder schlagkräftige Investitionen und einige Treffer im Draft - oder eben einen soften Rebuild.

Wie die Antwort auf diese Frage ausfällt, das hängt eng damit zusammen, wer der neue Head Coach sein wird und wie dramatisch hinter den Kulissen dann mit neuem GM am Neustart gefeilt wird. Vielleicht kommt der neue Coach auch nur, weil er mit Carr die wichtigste Frage beantwortet sieht? Das ist absolut vorstellbar.

Carr würde 2022 in das letzte Jahr seines Vertrags gehen, mit einem Cap Hit von unter 20 Millionen Dollar ist er dann ein echtes Schnäppchen - und dementsprechend auch interessant für mögliche Trade-Partner. Die Vertragssituation macht auch klar, dass zeitnah eine Quarterback-Entscheidung getroffen werden muss, in die eine oder andere Richtung.

Der Zeitpunkt potenziell mit einem neuen Gespann an der Spitze wäre nicht der schlechteste, um jetzt diesen Cut zu vollziehen.