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NFL Third and Long Week 6 - der Mailbag zum Spieltag: Wunsch-Trades vor der Deadline - und der Receiver-Hype!

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zum vergangenen NFL-Spieltag
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Trade-Deadline: Die spannendsten Trade-Szenarien

MurphysLawyer: Welche Trades möchtest du vor der Deadline sehen?

Was letztlich tatsächlich realistisch passieren könnte, ist eine andere Geschichte und war an dieser Stelle bereits in der Vorwoche Thema.

Ich gehe etwa stark davon aus, dass der Trade von Jets-Defensive-Tackle Steve McLendon nach Tampa Bay nur der Anfang eines großen Ausverkaufs bei Gang Green war. Die Texans könnten jetzt irgendwann anfangen, sich zumindest ein paar Draft-Ressourcen durch Trades zurückzuholen und auch in Washington deutet vieles auf einen großen Umbruch hin.

Mit alledem im Hinterkopf - diese Trades würde ich sehr gerne sehen:

Jamison Crowder von den Jets zu den Packers

Gerüchten zufolge nehmen die Jets derzeit Anrufe zu jedem Spieler entgegen - abgesehen von Rookie-Tackle Mekhi Becton. Neben Sam Darnold und Quinnen Williams dürfte Jamison Crowder der attraktivste Trade-Kandidat sein. Und im Gegensatz zu den anderen beiden wäre es in seinem Fall vor allem leistungsbedingt, nicht aufgrund des theoretischen Potenzials oder einer noch immer vorhandenen Pre-Draft-Haltung.

Crowder dagegen ist einfach ein konstant verlässlicher Slot-Receiver. Das war er bereits in Washington, und das ist er auch jetzt unter furchtbaren Umständen in New York. Vor diesem Spieltag hatte unter Receivern mit mindestens 75 Slot-Snaps nur Julian Edelman (2,97) mehr Yards pro gelaufener Slot-Route als Crowder (2,9). Er rangiert damit vor CeeDee Lamb, vor Tyreek Hill, vor Tyler Lockett.

Mit seinen Qualitäten wäre Crowder eine exzellente Ergänzung zu Davante Adams und den eher größeren Receiver-Targets in der Packers-Offense. Green Bay ließ nach dem Rückstand gegen die aggressive Bucs-Defense nicht zuletzt einen offensiven Plan B vermissen. Crowder könnte für solche Szenarien eine echte Alternative sein und Green Bays Passspiel eine zusätzliche Dimension geben.

Sam Darnold von den Jets zu den Colts

Das ist in einer Saison die Jets-Fans einfach nur noch beenden wollen die letzte große Frage: Wie fällt das Urteil zu Sam Darnold aus? Gibt es so etwas intern überhaupt schon? Möchte man ihn behalten, um ihn als mögliches Verkaufsargument für den Nachfolger von Adam Gase zu nutzen? Oder muss der Umbruch ohnehin so gravierend sein, dass Darnold keinen zweiten Vertrag in New York bekommen wird?

Genug gezeigt, um einen solchen zu rechtfertigen, hat er bislang jedenfalls nicht. Einzelne Highlight-Momente sind mit dabei, mehr aber auch nicht. Indianapolis könnte der ideale Spot für ihn sein: Er kann hinter Rivers und in einem stabilen Umfeld mit angesehenen Coaches lernen, sollte der Routinier aber doch irgendwann rapide abbauen, wäre er eine Alternative neben Jacoby Brissett dahinter. Und Indianapolis hätte für die kommende Saison intern zwei Optionen, um die mögliche Rivers-Nachfolge zumindest vorerst zu klären.

Gleichzeitig ist Darnold aber auch erst 23 Jahre alt, er ist 2021 noch sehr günstig und vielleicht könnte er ja tatsächlich seine Entwicklung unter signifikant besseren Umständen, mit besserem Coaching, in komplett andere Bahnen lenken.

J.J. Watt von den Texans zu den Seahawks

Die große Frage: Kann Houston es sich Image-technisch erlauben, J.J. Watt zu traden? Dessen Vertrag würde es allemal zulassen, und Watt wäre eine der wenigen Trade-Optionen, die den Texans womöglich tatsächlich wertvolles Draft-Kapital einbringen würde. Watt wird bald 32 Jahre alt, hat eine lange Verletzungsakte - und ist gleichzeitig aber auch das Gesicht dieses Teams, und das seit vielen Jahren.

Er ist auch der einzige halbwegs gefährliche Pass-Rusher in Houston, doch gleichzeitig ist es für die Texans eine ganz simple Frage: Wollen sie mit Watt über 2021 hinaus verlängern? Falls das nicht der Plan ist, dann könnten sie ihn genauso gut jetzt traden. Houston wird in jedem Fall einen Umbruch durchlaufen müssen und dürfte kaum nächstes Jahr wieder zu den Titelkandidaten zählen.

Ganz anders die Lage in Seattle. Die Seahawks gehören in dieser Saison zum engsten Kreis der Titelanwärter, und solange die Offense derart den Fuß auf dem Gaspedal hält, kann Seattle jedes Spiel gewinnen. Und doch ist das Pass-Rush-Defizit überdeutlich: Jamal Adams strahlt dabei noch die größte Gefahr aus, kein Seahawks-Verteidiger hat nach fünf Spielen mehr als zwölf Quarterback-Pressures. Um die eigene Offense ein wenig zu entlasten und der Defense etwas mehr Spielraum zu geben, wäre Watt eine spannende Lösung, selbst wenn es nur kurzfristig wäre. Watt könnte nach der Saison ohne Dead Cap entlassen werden.

Und die Seahawks haben ja bereits letztes Jahr gute Erfahrungen mit einem Ex-Texans-Pass-Rusher als kurzfristige Hilfe gemacht.

Dwayne Haskins von Washington zu den 49ers

Zu Haskins' Situation und Washingtons Quarterback-Politik generell später noch mehr, klar scheint zu sein: Haskins spielt in den Planungen von Ron Rivera keine Rolle mehr und Washington ist einer der heißesten Kandidaten, um im kommenden Draft sehr hoch einen neuen Quarterback auszuwählen.

Haskins' Trade-Value wird dementsprechend über die kommenden Monate fallen und fallen - sollte die Annahme bezüglich der Quarterbacks in Washington richtig sein, dann wäre es sinnvoll, den Trade noch jetzt bis zur Deadline durchzuziehen.

Und wer käme dafür in Frage? Teams, die über diese Saison hinaus auf eine ungewisse Quarterback-Zukunft zusteuern. Pittsburgh womöglich, vielleicht auch Detroit oder Atlanta, sollten dort tiefgreifende Umbrüche erfolgen. Oder eben die 49ers.

San Francisco ist in der Kategorie in einer gleichermaßen schwierigen wie auch spannenden Situation: Die Niners haben eine solide Lösung mit Garoppolo, der allerdings auch klare Limitierungen mitbringt. Haskins müsste noch eine große Entwicklung hinlegen, um auf Garoppolos Level zu kommen. Doch sollte er das in diesem Szenario innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre schaffen, wäre er vor allem eines: Eine deutlich günstigere Alternative für eine Offense, die keinen Superstar-Quarterback braucht, um auf einem hohen Level zu arbeiten.

Ryan Kerrigan von Washington zu den Raiders

Der Ausverkauf in Washington sollte auch vor verdienten Spielern nicht Halt machen - umso mehr, wenn die nach und nach entbehrlich werden, gleichzeitig aber immer noch Trade-Value haben.

In genau diese Kategorie fällt Ryan Kerrigan. Kerrigan ist noch immer ein solider bis guter Edge-Rusher, spielt allerdings nicht nur in einem Team, dessen Saison sportlich betrachtet nirgendwohin führt - sondern zusätzlich noch auf einer Position, die zu den wenigen Nicht-Baustellen in Washingtons Kader gehört.

Mit Chase Young und Montez Sweat hat man in der Hauptstadt die Zukunft mit First-Round-Picks jeweils in den letzten beiden Jahren gedraftet, und die Anzahl der Snaps drückt das mehr und mehr aus. Das macht Kerrigan wertvoll für Teams, die in diesem Jahr sportlich angreifen können. Seattle wäre auch hier zu nennen - aber warum eigentlich nicht die Raiders?

Las Vegas spielt eine sehr gute Saison bisher, die Offense hatte gegen Kansas City ein spektakuläres Spiel. Was weiter fehlt, ist ein dominanter Edge-Rusher; Kerrigan in die Rotation mit Crosby, Ferrell und Arden Key zu packen, würde der sehr inkonstanten Raiders-Defense deutlich mehr Stabilität verleihen.

A.J. Green von den Bengals zu den Patriots

Ich hatte am Montag bereits ausführlicher darüber geschrieben: Bei keinem Team ist es so offensichtlich wie bei den Patriots. New England braucht dringend einen echten Outside-Receiver - dann könnten die Pats auch in dieser Saison noch für Furore sorgen.

Das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn allzu häufig sind diese Spielertypen nicht verfügbar. Bei A.J. Green allerdings könnte genau das der Fall sein - die Timeline passt einfach nicht, zwischen seinem Karriere-Spätherbst und dem Punkt, an dem die Bengals als Franchise stehen.

Für New England dagegen könnte er die perfekte (Zwischen-)Lösung sein, mit der man die gesamte Offense öffnen kann. Das würde dann potenziell auch die gesamte AFC ein gutes Stück weit spannender machen.