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NBA Finals - Das Experten-Panel zu Golden State Warriors vs. Boston Celtics: Was ist der X-Faktor der Serie? Wer wird Finals-MVP?

Andrew Wiggins gegen Jayson Tatum wird auch in den NBA Finals ein spannendes Duell werden.
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Dieser Spieler aus der 2. Reihe gewinnt seinem Team ein Spiel

Stefan Petri: Jordan Poole. Den Schwung aus der Regular Season hat Poole nur teilweise mitnehmen können, als er zeitweise richtig brillierte und praktisch auf All-Star-Niveau agierte. Und natürlich ist er defensiv ein Sieb allererster Güte. Dennoch ist seine Quote (53/39/92) immer noch hervorragend. 30, 29 und 27 Punkte gegen die Nuggets, 31 und 27 gegen Memphis, 23 und 19 in Spielen gegen Dallas.

Weil Steph und Klay im Fokus der Celtics stehen werden, könnte auf Poole der vergleichsweise schlechteste Verteidiger warten - auch wenn das in einer engen Rotation von Boston nicht viel heißen wird. Aber er wird gefragt sein, wenn es bei den Splash-Brüdern mal nicht läuft. Gerade auf dem Weg in die Zone ist er unfassbar schnell, er gleitet förmlich zum Layup, wenn sich ihm nur ein bisschen Platz bietet.

Poole wird Punkte liefern müssen für die Warriors, bei denen ich durchaus das eine oder andere holprige Spiel gegen diese formidable Defense erwarte. Mindestens einmal wird er das mit 20+ Punkten schaffen. Die Frage ist, ob er gleichzeitig seinerseits in der Defensive irgendwie versteckt werden kann. Andernfalls könnte ihn Boston recht schnell vom Parkett spielen - und Kerr müsste hoffen, dass Gary Payton II rechtzeitig fit wird.

Philipp Jakob: Gary Payton II. Da hake ich direkt ein. Die Neuigkeiten aus dem Warriors-Lazarett lasen sich in den vergangenen Tagen recht positiv. Iguodala (Nacken), Porter Jr. (Fuß) und auch Payton II nach seinem Ellenbogenbruch in der Memphis-Serie haben allesamt wieder am Training teilgenommen. Sein Status für Spiel 1 ist zwar noch offen, doch wenn er im Laufe der Serie zurückkommt, wird er defensiv einen großen Einfluss haben.

Im 29-Jährigen bekommen die Dubs einen Lockdown-Defender zurück, der sich regelmäßig den besten Spieler des Gegners unabhängig von Position und Größennachteilen gegenüberstellt oder Ballhandler unter Druck setzt. Er dürfte selbst Minuten gegen Tatum und/oder Brown sehen, mehrere unterschiedliche Optionen schaden in diesem Fall definitiv nicht.

Das öffnet Coach Steve Kerr zudem andere Small-Ball-Türen, denn auch offensiv strahlt Payton II mit seinem Dreier oder als Cutter in der Zone genügend Gefahr aus, wie zum Beispiel in Spiel 5 gegen Denver gesehen (10 von 15 Punkten im entscheidenden vierten Viertel, 2/2 Dreier). Sofern denn die Wurfbewegung des Linkshänders durch die schwere Verletzung an seinem linken Ellbogen nicht zu sehr eingeschränkt ist.

Wenn mit Payton II, Iguodala und Porter Jr. tatsächlich irgendwann die ganze zweite Kapelle wieder auf dem Court steht, dazu in vereinzelten Minuten womöglich die Energie von Jonathan Kuminga oder Moses Moody, droht den Celtics altes "Strength in Numbers"-Ungemach.

NBA Finals: "Ich glaube an den VanVleet-Bump"

Kevin Pelton: Grant Williams. Das wird erneut eine extrem wichtige Serie für den 23-Jährigen. Einerseits wird sein Shooting (40,5 Prozent Dreierquote in den Playoffs) dabei helfen, das Spielfeld breit zu machen. Das wiederum macht es für Golden State schwieriger, bei Mismatches in Folge von Switches auszuhelfen.

Andererseits steht Williams' eigene Vielseitigkeit in der Defense auf der Probe. Stephen Curry und Jordan Poole werden einen schwierigen Test für ihn darstellen, er muss die Guards nach Switches vor sich halten.

Ole Frerks: Derrick White. Seinen defensiven Impact erwähnte ich schon bei Frage eins, wobei man es wirklich kaum oft genug sagen kann, wie stark er insbesondere die Off-Ball-Aktionen von Max Strus & Co. verteidigte. Auch offensiv hatte White aber seine Momente, und ich glaube logischerweise an den VanVleet-Bump.

Zur Erinnerung: Vor drei Jahren traf Fred VanVleet kaum einen Wurf, bis während der Postseason sein Kind auf die Welt kam und er dann nicht mehr danebenwerfen konnte. Bei White sieht es bisher ähnlich aus: Seit der Geburt seines Sohnes hatte er eine Nullnummer und dann nacheinander 13, 14, 22 und 8 Punkte von der Bank bei 20/44 aus dem Feld.

Es geht dabei gar nicht nur um die Quote, sondern vor allem um die Aggressivität. Wenn White ins Spiel kommt und direkt attackiert, zum Korb geht, Floater nimmt, dann bringt das Leben in die Celtics-Offense, die von Zeit zu Zeit ja doch nach wie vor in Stagnation verfällt. White ist ein schneller Decision-Maker und immer in Bewegung, das tut der Offense unheimlich gut.

Es gibt nur eben auch die andere, die passive Seite. Dank seiner Defense beeinflusst er fast jedes Spiel positiv, aber offensiv kommt und geht die Aggressivität eben manchmal. Er hat Tage, an denen er offene Würfe verweigert oder nur sehr zaghaft nimmt, das schadet dann wiederum dem Rhythmus.

Die Warriors sind berühmt dafür, Schützen des Gegners offen stehen zu lassen, vor denen sie keine Angst haben. White, aber auch Grant Williams oder Horford werden Spiele haben, in denen sie eingeladen werden. Mindestens einmal wird White dazu in der Lage sein, das konsequent zu bestrafen.