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NBA Finals - Das Experten-Panel zu Golden State Warriors vs. Boston Celtics: Was ist der X-Faktor der Serie? Wer wird Finals-MVP?

Andrew Wiggins gegen Jayson Tatum wird auch in den NBA Finals ein spannendes Duell werden.
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NBA Finals - Warriors vs. Celtics: Der X-Faktor der Serie ist ...

Kevin Pelton: Die Gesundheit der Spieler bekommt nicht genügend Aufmerksamkeit. Auf Seiten der Warriors wird die Verfügbarkeit von Otto Porter Jr. darüber bestimmen, wie viel sie Green auf Center spielen lassen können. Vor allem, um gut gegen die kleinen Lineups der Celtics mit Al Horford in der Mitte gegenhalten zu können.

Golden State wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch Gary Payton II im Laufe der Finals zurückbekommen, vielleicht sogar Andre Iguodala. Boston scheint auf dem Papier gesund in die Serie zu gehen, aber Marcus Smart und Robert Williams sind angeschlagen. Schon in den Conference Finals haben sie immer mal wieder aussetzen müssen. Gegen ein so starkes Team wie die Warriors könnte das Fehlen dieser beiden Spieler den Unterschied ausmachen.

Ole Frerks: Ballverluste. Auf einen Spieler gemünzt würde ich Robert Williams sagen, aber mehr noch denke ich, dass die Turnover diese Serie (mit-)entscheiden werden. Golden State hat diese Achillesferse seit etlichen Jahren, auch in diesem Jahr begehen die Dubs die zweitmeisten Turnover aller Teams, die Runde eins überstanden haben (Turnover-Rate: 15 Prozent). Direkt hinter ihnen? Die Celtics. 14,7 TOs bei 100 Ballbesitzen sind es für Boston.

Die Celtics haben mehrere Spiele in dieser Postseason aufgrund der Ballverluste verloren. Bei Siegen sind es knapp 13 Turnover, bei Niederlagen mehr als 16 pro Spiel. Der Grund, warum das so problematisch ist, ist recht simpel: Es ist im Halbfeld unfassbar schwer, gegen Boston zu scoren. Doch Ballverluste führen zu Schnellangriffen und leichten Punkten, von denen Milwaukee und auch Miami phasenweise lebten.

Gerade Brown ist aufgrund seines losen Ballhandlings anfällig, die (mit Abstand) meisten Turnover dieser Postseason hat jedoch Tatum begangen (der auch mehr Playmaking-Verantwortung hat, natürlich). Beide dürften froh sein, dass die Warriors selbst etwas weniger aggressive Balldiebe haben als etwa Miami, aufpassen müssen sie dennoch ...

Vor allem in Anbetracht der Rückkehr von Gary Payton II. Der "Fäustling" ist der vielleicht beste On-Ball-Verteidiger der Liga und dürfte, wenn fit, jedem Celtics-Ballhandler das Leben zur Hölle machen.

Auf der Gegenseite müssen die Warriors ebenfalls aufpassen. Boston hat eine solide Halbfeld-Offense, leichter wird es aber auch für die Celtics in Transition. Gegen Miami rannten sie am Ende bei jeder Gelegenheit. Das dürfte auch gegen die Dubs ein wichtiger Part ihres Spiels sein.

NBA Finals: Wer hat die Nase beim Dreier vorn?

Stefan Petri: Die Dreierquote. Das klingt natürlich banal, aber so ist es nun einmal. Die Quote der genommenen Dreier steigt von Jahr zu Jahr - und ein kausaler Zusammenhang mit den vielen Blowouts in dieser Postseason ist nicht von der Hand zu weisen, auch wenn es natürlich auch andere Faktoren gibt. Gefühlt steht in jedem zweiten Spiel ein Team zur Halbzeit bei 10/20 Dreiern und der Gegner bei 4/20 - und das sind dann eben schon 18 Punkte Unterschied.

Natürlich ist Dreier nicht gleich Dreier. Wer drückt ab, aus der Ecke oder von 30 Fuß, wie nah ist der Verteidiger dran, was sagt die Shot Clock, etc. Aber gerade die Rollenspieler drücken mittlerweile zum absoluten Großteil von Downtown ab, weil die Stars eben gedoppelt werden - sie sollen das Spiel doch bitte nicht selbst entscheiden.

Und wer hat die Nase vorn? Gefühlt natürlich die Splash Brothers, aber der Unterschied ist nicht die Welt: Die Dubs treffen in dieser Postseason 37,9 Prozent von draußen, bei 35,6 Versuchen. Die Celtics bieten eine Quote von 36,2 Prozent bei 37,1 Versuchen. Mit Horford und Grant Williams treffen aber immerhin zwei Spieler aus Beantown über 40 Prozent - das kann kein Spieler aus der engeren Warriors-Rotation von sich behaupten.

Philipp Jakob: Die Crunchtime-Offense der Celtics. Die ganze Basketball-Welt hofft mal wieder auf ein paar spannende Playoff-Partien. Die ganze Basketball-Welt? Vielleicht abgesehen von einem Fleckchen Erde im Nordosten der USA. In engen Spielen war Boston schon die gesamte Saison über schwach.

Wobei man hier relativieren muss: Die überschaubare Clutch-Bilanz in der regulären Saison (13-22) liest sich auch deshalb so schlecht, weil die meisten Spiele davon in der ersten Saisonhälfte kamen. Als Boston nach dem Jahreswechsel die Liga rasierte, gab es fast nur Blowouts, kaum mehr ein Duell benötigte überhaupt eine Crunchtime. In der Postseason setzte sich ein alarmierender Trend aber teilweise fort.

Das Problem dabei ist in erster Linie die Offense. In 10 Clutch-Situationen in den bisherigen Playoffs (5 Punkte Differenz oder weniger in den letzten 5 Minuten des Spiels) kommt Boston auf ein katastrophales Offensiv-Rating von 94,7 Punkte pro 100 Possessions. Zum Vergleich: Die schlechteste Offense der regulären Saison (Thunder) kam auf einen Wert von 103,8.

In engen Spielen geht die Celtics-Offense oftmals und unverständlicherweise weg von ihren Set-Plays und Bewegung. Stattdessen übernimmt eine abwartende, statische Offense, die zu spät in der Shotclock auf Isolations vertraut. Auch Tatum nimmt dadurch zu oft schwierige Abschlüsse.

In Verbindung mit der Fehleranfälligkeit kamen so schon mehrere Kollapse zustande, so auch fast in Spiel 7 der Ost-Finals. In den Finals und insbesondere in einem solch ausgeglichenen Matchup wird Boston dringend gute Aktionen in der Crunchtime benötigen, um die Serie für sich zu entscheiden.